Stell dir vor, du sitzt in schmutzigen Klamotten auf dem Boden, tagelang hattest du keine Möglichkeit, dich zu waschen. Die Menschen, die vorbeigehen, schauen dich nicht mal richtig an. "Wenn man immer dreckig ist, wenn man als Dreck wahrgenommen wird, dann fühlt man sich irgendwann wie Dreck", sagt Dominik Bloh. Er selbst hat in Hamburg elf Jahre lang auf der Straße gelebt. Inzwischen ist er Buchautor und hat ein festes Zuhause.

Dominik weiß, wie sehr Körperhygiene mit der Wahrnehmung als gleichwertiger Mensch verknüpft ist. Darum möchte er denen, die auf der Straße leben, die Möglichkeit geben, sich regelmäßig zu duschen und zu waschen. Gemeinsam mit Hamburger Vereinen und Stiftungen hat er das Projekt GoBanyo gegründet und eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Das Ziel: einen Hamburger Linienbus zu einem sogenannten Duschbus umbauen, in dem sich Menschen waschen können. Eine kleine Kleiderkammer soll es ebenfalls geben. Ein ähnlicher Bus fährt bereits seit 2013 durch San Francisco.

Die Würde zurückgeben

In einem Video zur Kampagne erzählt Dominik von den seelischen Folgen, die mit den mangelnden Hygienemöglichkeiten auf der Straße einhergehen. "Man verliert sein Selbstwertgefühl, man verliert sein Selbstbewusstsein." Das könne dazu führen, dass man Termine beim Amt nicht wahrnimmt oder zu Wohnungsbesichtigungen nicht erscheint. Und es treibe in die soziale Isolation. "Sehr schnell vermeidet man es, sich anderen zu näheren, weil man Angst hat, den Ekel in ihren Augen zu sehen." Durch den Duschbus sollen obdachlose Menschen die Möglichkeit bekommen, solche Ängste abzubauen und ihrem Bedürfnis nach Sauberkeit nachzugehen.

Der Zugang zu sauberem Wasser – zum Beispiel zum Waschen – ist ein Menschenrecht, das vielen Obdachlosen verwehrt bleibt. In Hamburg gibt es bei geschätzt 2.000 Obdachlosen nur 22 Duschplätze. Optimalerweise wollen die Ehrenamtlichen den Duschbus an drei Wochentagen für jeweils fünf Stunden betreiben. Nach ihren Berechnungen ergeben sich damit etwa 8.000 Duschen im Jahr.