Wir schreiben das Jahr 2015, und in ganz Saudi-Arabien, circa sechsmal so groß wie Deutschland, gibt es kein einziges Kino. Gar kein Kino? Okay, doch: eines. In der Hafenstadt Al-Khobar am Persischen Golf zeigt ein IMAX in einem Technologiezentrum regelmäßig Dokus. Zurzeit laufen dort unter anderem "Wonders of the Arctic", "Wild Ocean" und "Titans of the Ice Age" – auf Englisch, außerhalb der Gebetszeiten.

Das war's.

Und das wird auch erst mal so bleiben.

Dabei hatten am Wochenende noch Gerüchte kursiert, nach denen sich das saudi-arabische Kino-Komitee nach langer Protokollausarbeitung mit Investoren geeinigt habe. Die Bevölkerung freute sich über die Nachricht, in der Hauptstadt Riad könne trotz der strengen Regeln islamischer Geistlicher ein Kino öffnen. Doch nun dementiert die staatliche Medienkommission: Kinos wird es in Saudi-Arabien nach wie vor nicht geben.

Seit 30 Jahren kinofrei

In den 80er Jahren stuften konservative Geistliche Kinos als "un-islamisch" ein. Seitdem liegt die Filmbranche im Königreich brach, saudi-arabische Filme gibt es bis auf Ausnahmen wie die Komödie "Keif al-Hal?" (auf Deutsch: "Wie geht's dir?") und den Oscar-Beitrag "Wadjda" nicht. 2008 fand zwar ein fünftägiges Filmfestival in Dammam statt. Allerdings mit Einschränkungen: Frauen und Männer saßen getrennt voneinander, da sie sich in der Öffentlichkeit nicht gemeinsam zeigen dürfen.

Im August differenzierte der Produzent Fahd Al-Tamimi, es herrsche in Saudi-Arabien kein generelles Kinoverbot. Jedoch verhindere die strenge Zensur von Filmen durch die Medienkommission, dass sich der Kinobetrieb rentieren würden. Durch die Zusammenarbeit mit Investoren erhoffte sich Al-Tamimi eine stärkere Lobby – die Verhandlungen blieben aber offenbar umsonst.

Den Bewohnern Saudi-Arabiens bleibt das Satellitenfernsehen als Fenster zur Welt. Da zensiert das Königreich moderat.