Es ist ein eisiger Sonntagmittag im Osten Londons. Die Wiesen des Greenwich Parks sind mit Schnee bedeckt, der Winter hat die Stadt auch Ende März noch nicht in den Frühling entlassen. Umso verwunderter betrachten Passant*innen die bemerkenswerte Gruppe, die sich am Eingang des Parks versammelt hat: Rund 1.000 Dackel warten hier mit ihren Zweibeinern, um am bisher größten Sausage Dog Walk in London teilzunehmen.

So weit das Auge reicht sieht man hier: Dackel. Ein Spektakel, das seinesgleichen sucht. Und ausgerechnet heute machen sie ihrem Spitznamen alle Ehre. Wie kleine Würstchen in der Pelle tippeln die Sausage Dogs nur wenige Zentimeter über dem Boden vom einen zum anderen Artgenossen – eingewickelt und dick verpackt in Decken, Pullover, Mäntel.

Die Dackelfreund*innen fahren Stunden, um dabei zu sein

Alison Leavers ist heute mit ihrem Dackel Einstein zum ersten Mal dabei. "Ich wollte einfach, dass Einstein ‚andere Würstchen’ trifft", erzählt sie. "Hunde sind in der Lage ihre eigene Rasse wiederzuerkennen. Das macht so ein Familientreffen besonders spannend." Für den Massenspaziergang ist sie heute eine knappe Stunde gefahren. Das sei gar nichts im Vergleich zu anderen Teilnehmer*innen. "Die Faszination hat das ganze Land erfasst. Einige kommen aus dem Norden und fahren drei oder vier Stunden, um dabei zu sein."

Viele sind heute auch ohne Hund gekommen, um sich das Schauspiel anzusehen. Shar Mullaney hockt zwischen drei Dackeln auf dem Boden, herzt, wird abgeschleckt, macht Fotos. Die Australierin ist nur wenige Tage zu Besuch in London. Den Sausage Dog Walk wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen: "Als ich in den sozialen Medien von der Veranstaltung gehört habe, wusste ich, dass ich dabei sein muss. Ich habe selber zwei von diesen Schätzen zu Hause und die vermisse ich schon sehr."

Ich bin im Himmel."

Um 13 Uhr wollen sie loslaufen. Je mehr Zeit verstreicht, umso schneller füllt sich der Platz. Kläffen, Schwanzwedeln und ineinander verknotete Leinen bestimmen die wuselige Atmosphäre. Eine junge Frau erreicht den Eingang zum Park und juchzt vor Begeisterung. "Schau dir das an", sagt sie zu ihrem Begleiter. "Ich bin im Himmel."

Alice Cox kann die Begeisterung verstehen: "Natürlich ist das verrückt, aber es sind auch einfach schöne Tiere. Nur Leute, die einen Dackel haben oder hatten, können das wirklich verstehen." Sie ist heute mit ihren beiden Dackeln nach Greenwich gekommen, auch um Bekannte von anderen Spaziergängen wiederzutreffen. Das sei einer der Hauptgründe, warum sie teilnehme. Der Austausch mit den anderen Dackelbegeisterten.

Während des Spaziergangs wird klar, wirklich stören tut der Wurstvergleich hier niemanden. Sausage hier, Sausage da. Manche Dackel, so scheint es, werden sogar nur mit "Würstchen" angesprochen. Die Teilnehmer*innen feiern ihre Begleiter für die wurstähnliche Form.

Die Organisatorinnen sind vom Erfolg des Dackeltreffens selbst überrascht

Im hintersten Zimmer des Kings Arms trifft man auf die Organisatorinnen des heutigen Spaziergangs. Grace Ang-Lygate, Katherina Sofoluke und Catherina Hennigan stehen dort jeweils mit einem Dackel im einen und einem Pint im anderen Arm, umringt von einer kleinen Traube begeisterter Dackelfans.

"Dass heute so viele Dackel zu unserem Spaziergang kommen, da waren wir einfach nicht drauf vorbereitet. Wir hatten nur mit etwa dreihundert Teilnehmern gerechnet", berichtet Grace. Sie hat bereits mehrere Spaziergänge organisiert, zuerst nur mit befreundeten Dackelbesitzer*innen. Durch soziale Medien und die Presse seien die Sausage Dog Walks dann nach und nach immer bekannter geworden. Das heute sei jedoch ein bisher unbekanntes Ausmaß. "Ich weiß nicht, ob stolz das richtige Wort ist. Entsetzt trifft es eher", sagt sie und lacht. Sie sei überwältigt von dem hohen Andrang. "Ich schätze wir hätten den Park und auch die Kommune vorwarnen müssen. Dafür war es allerdings zu spät, als mir klar wurde, wie viele Dackel wirklich gekommen sind."

Inmitten all der Dackel sieht Grace jedoch alles andere als besorgt aus. "Es macht mir einfach riesigen Spaß, die vielen Hunde mit ihren Besitzern zu sehen und kennenzulernen." Ihr Dackel Mildred ist nicht mehr ganz so begeistert. Sichtlich erschöpft liegt er halb schlafend in ihren Armen und träumt wahrscheinlich schon von den anderen Sausages.