Wenn sich lebendige Menschen Trauerkleidung anziehen und in unbequeme, hölzerne Särge legen, dann geht es ihnen offensichtlich nicht sehr gut. In der Tat handelt es sich dabei um eine etwas makabere Methode, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Das Hyowon Healing Center in Seoul bietet depressiven oder suizidgefährdeten Menschen die Möglichkeit, Protagonist beim eigenen Begräbnis zu sein.

Südkorea hat eine der höchsten Selbstmordraten aller OECD-Länder. Vor allem für junge Leute ist der Druck, sich in der Schule und bei Examen zu profilieren, um später einen guten Job zu ergattern, enorm groß. Teilnehmer des Selbstexperiments kommen entweder auf eigene Faust oder wurden von ihren Hausärzten überwiesen. Sie hoffen, das Leben wieder mehr genießen zu können, wenn sie ihren eigenen Tod inszenieren.

So läuft es ab:

Nach ihrer Ankunft wird von den Teilnehmern ein Portrait-Foto geschossen, genau so wie sie auf echten Särgen in Südkorea zu sehen sind. Danach wird für alle eine Rede über Suizid gehalten und ein emotionaler Film gespielt. Dann heißt es in Trauerkleidung schlüpfen, seine eigene Abschiedsnachricht schreiben und vor der Gruppe vortragen.

Wenn die Vorarbeit erledigt ist, wird das Licht gedimmt und die Teilnehmer dürfen sich in den hölzernen Sarg legen. Der wird daraufhin für zehn Minuten geschlossen, damit sich die Gäste in aller Ruhe und Dunkelheit auf ihren Tod besinnen können.

Mit dem Experiment geht letztendlich jeder unterschiedlich um. Nachdem die Särge wieder geöffnet werden, reichen die Reaktionen von klaustrophobischen Weinkrämpfen bis zu tiefem Schlaf. Andere wiederum machen Selfies. Danach gibt ihnen der Betreiber des Zentrums eine Botschaft mit: "Du weißt jetzt, wie sich der Tod anfühlt. Du bist am Leben. Kämpfe für Korea." Obwohl keine psychologische Nachbesprechung oder andere Behandlungen angeboten werden, würden sich die Teilnehmer nach der Todeserfahrung tatsächlich besser fühlen, so der Bestattungsunternehmer.

Während die einen von dem Erfolg des Experiments überzeugt sind, meinen andere, es wäre bloß ein Geschäftsmodell für reine Geldmache. Ob der Selbstversuch eine bessere Wirkung als der Besuch beim Psychotherapeuten hat, ist bis dato nicht bewiesen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Experiment die Selbstmorderate reduziert", meint die französische Fotografin Françoise Huguier, die vor Ort für CNN fotografiert hat.

Anders der 67-jährige Wang Yong-yo. Er fand das Todes-Experiment emotional überwältigend, da er bereits "harte Zeiten durchleben musste". Der Versuch hätte im geholfen, sein Leben mit neuer Hoffnung und frischem Mut zu begehen.