Laura hasst den Frühling. Sie hasst die Sonne. Sie hasst die Blumen. Und am meisten hasst sie die knutschenden Pärchen, bei denen man schon aus hundert Metern Entfernung die rosa Herzchen um die Köpfe schwirren sieht. Das war nicht immer so.

Noch im April 2017 liebte sie die endlich wärmer werdende Jahreszeit, den Duft, die angenehme Luft. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Laura ist Neu-Single. Ihr Freund, mit dem sie über fünf Jahre zusammen war, hat Mitte Februar mit ihr Schluss gemacht. "Du willst was anderes als ich", hatte er gesagt. "Es ist besser, wenn wir uns erstmal nicht sehen". Aus dem erstmal ist für immer geworden. Und Laura kämpft seitdem mit stechendem, brennendem Liebeskummer.

Gerade im Frühling tut es besonders weh

Das Gefühl, mit dem sich Laura gerade auseinandersetzen muss, und das wohl schon jede*r von uns einmal spürte, ist vergleichbar mit einem Drogenentzug. Die biologische Anthropologin Helen Fisher hat herausgefunden, dass uns die Liebe die größte Freude, aber auch den größten Schmerz bringen kann. Erst serviert uns das Gehirn einen super leckeren Cocktail aus Oxytocin, Dopamin und Serotonin. Doch ist der leer getrunken und der Glücks-Barkeeper im Feierabend, rauschen wir in eine Melancholie.

Jegliche Glückshormone sind weg, Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol machen sich breit und uns zu Menschen mit herunterhängenden Mundwinkeln, die an nichts mehr Spaß haben und sich schon gar nicht über das Glück der anderen freuen können. Das ist bei Leuten in ihren 20ern genauso stark wie bei Menschen über 50. Und gerade im Frühling tut es besonders weh.

Durch die längeren Tage und die intensivere Sonneneinstrahlung steigt der Vitamin-D-Spiegel, wir sind eigentlich aufgeschlossener für andere und glücklicher. "Doch wer in einem Liebeskummer-Tief gefangen ist, der kann davon nichts spüren", verrät Liebeskummer- & Selbstliebe-Coachin Simone Sauter, die mit Heile dein gebrochenes Herz einen Bestseller geschrieben hat.

"Der größte Fehler, den die meisten Menschen mit Liebeskummer machen: Sie lassen nicht los." Sie checken, was der*die Ex auf Instagram oder Twitter postet, fahren zufällig bei ihm*ihr zu Hause vorbei, schreiben ab und zu eine kurze Hey-wie-geht’s-Message. "Das bringt niemanden aus der Liebeskummer-Falle, denn du wirst dir immer wieder Hoffnung machen, die dann aber doch nicht erfüllt wird. Ich war auch in diesem Strudel gefangen und habe so zwei Jahre meines Lebens vergeudet."

Heute weiß Simone, dass ein strikter Kontaktabbruch das Beste ist. "Nur so kannst frei werden. Es fällt schwer, aber wenn du dir kleine Etappen setzt, geht es. Heute keinen Kontakt. Bis Mittwoch keinen Kontakt. Diese Woche keinen Kontakt. Mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen und der*die Ex verblasst von Tag zu Tag."

Dazwischen solltest du dir kleine Geschenke machen. Das kann ein Spaziergang sein, ein Wein-Date mit einer*m guten Freund*in oder ein Kurzurlaub.

Den Schmerz zu verdrängen ist keine gute Idee.
Simone

"Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist der Schlüssel, um sich aus dem Tief rauszuholen", erklärt Simone. Dazu kann auch gehören, dass man sich Hilfe von außen sucht, eine*n Coach*in zum Beispiel. Familie und Freund*innen sind oftmals überfordert oder auch genervt, wenn sich alles immer und immer wieder um den Liebeskummer dreht.

"Den Schmerz zu verdrängen oder zu betäuben ist übrigens keine gute Idee", weiß Simone. Vor allem Männer seien dafür sehr anfällig. Sie treiben exzessiv Sport, gehen viel feiern oder stürzen sich direkt in eine neue Beziehung, obwohl die alte noch gar nicht richtig verarbeitet ist. In diesem Muster stecken sie dann fest und kommen nur schwer wieder raus. "Frauen sind eher bereit, Selbstliebe zu üben. Dazu gehört auch, dass man sich mit dem Schmerz und der Trauer auseinandersetzt und die schlechten Gefühle zulässt. Je stärker du zu dir selbst stehst und dich selbst liebst, desto leichter kannst du mit dem Leid umgehen. Kein Liebeskummer hält ewig."

Auch Laura wird irgendwann wieder lachen können. Obwohl sie es jetzt noch nicht spürt, der Schmerz hat einen Sinn. Der wird ihr vielleicht noch nicht übermorgen bewusst werden, doch irgendwann erkennt sie, dass er wichtig war. Dann vielleicht, wenn wieder ein neuer Mann in ihr Leben tritt und sie im nächsten Frühling knutschend auf der Straße steht und dann andere mit traurigem Blick an ihnen vorbeigehen.Merken

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