"Halt’s Maul! Wenn ihr nicht Platz macht, dann schiebe ich den Rollstuhl weg!" So offensichtlich wie diese Diskriminierung, die Sandra mit ihrem behinderten Sohn erleben musste, ist es nicht immer. Doch die Ergebnisse einer heute veröffentlichten Onlineumfrage zeigen nun, wie und wie oft Menschen mit Beeinträchtigungen von Diskriminierung betroffen sind.

Das internationale Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag von Aktion Mensch deutschlandweit 517 Menschen mit Beeinträchtigung ab 18 Jahren befragt. Wie Sandra geben 65 Prozent der Befragten an, Diskriminierung vor allem im öffentlichen Raum zu erfahren. "Schiefe Blicke und dumme Sprüche", so beschreibt es eine Teilnehmerin der Studie. Diskriminierung passiere außerdem in der Gesundheitsversorgung (63 Prozent), bei Ämtern und Behörden (61 Prozent) und bei der Arbeit (58 Prozent).

Die Menschen, die Diskriminierung erfahren haben, ziehen sich danach zurück (51 Prozent) und versuchen, ähnliche Situationen zu meiden (44 Prozent). Nur sechs Prozent der Befragten machten die Diskriminierung öffentlich. Als Reaktion auf seine Erfahrung nannte ein Teilnehmer der Studie ein "Gefühl der Wertlosigkeit, Hilfslosigkeit und Ohnmacht".

Die Teilnehmenden wurden auch gefragt, was gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen getan werden könne und wer in der Verantwortung dafür sei. Mehr als drei Viertel der Befragten nannten alle Mitglieder der Gesellschaft. Die Verantwortung dafür, Diskriminierung zu verringern, liege bei jeder*m Einzelnen. Aber auch die Politik, die Schulen und die Medien sahen die Befragten in Schlüsselpositionen.

Unter Diskriminierung versteht die Umfrage eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen aufgrund persönlicher Merkmale wie Behinderung oder chronischer Erkrankung, Geschlecht, Herkunft, sexuelle Orientierung oder Religion.

Über die Hälfte der Befragten hatten das Gefühl, dass Diskriminierungen aufgrund von Beeinträchtigungen zunehmen.