Es gibt strenge Kriterien, um als Geschmack anerkannt zu werden. Geschmäcker müssen erkennbar sein, eigene Rezeptoren auf der Zunge haben und sie müssen für den Körper eine nützliche Botschaft übermitteln. So können die Geschmacksrichtungen sauer und bitter dem Körper zum Beispiel mitteilen, dass Nahrung verdorben ist. Salzig oder sauer kennzeichnen eine Speise grob nach ihrem Gehalt an Mineralien und anderen Nährstoffen.

Die Liste war überschaubar und bestand aus salzig, süß, sauer, bitter und umami (japanisch für fleischig und herzhaft, wohlschmeckend). Bald könnte ein sechster Geschmack dazukommen: starchy, abgeleitet vom englischen Wort für Stärke – starch.

Die Entdeckung würde erklären, warum wir stärkehaltige Speisen wie Brot, Pasta oder Pommes lieben. Sie enthalten komplexe Kohlenhydrate, also lange Ketten aus mehreren Zuckermolekülen. Sie sind nicht so schnell verdaut und eine wichtige Energiequelle in unserer Nahrung – im Gegensatz zu einfachen Kohlenhydraten, die etwa in Schokolade enthalten sind.

"Jeder Kulturkreis hat eine Hauptquelle für komplexe Kohlenhydrate", sagte Juyun Lim von der Oregon State University in Corvallis, eine Autorin der Studie, dem New Scientist. "Die Annahme, wir könnten sie nicht schmecken, ergibt keinen Sinn."

Viele Wissenschaftler*innen waren davon ausgegangen, dass Enzyme in unserem Speichel die komplexen Kohlenhydrate in kurze Zuckermoleküle aufspalten und wir Stärke deshalb nicht direkt erschmecken können.

Lim und ihre Kolleg*innen konnten nun zeigen, dass dem nicht so ist. Dafür gaben sie 22 Testpersonen wässrige Lösungen mit komplexen Kohlenhydraten. Die Rezeptoren auf der Zunge für süß hatten sie zuvor mit Lactisol blockiert. Die Proband*innen konnten den Geschmack verschiedener Zuckerarten nicht mehr erkennen – wohl aber den der komplexen Kohlenhydrate. Sie beschrieben ihn als "starchy".

Um es auf die Liste der Geschmacksrichtungen zu schaffen, müssen Lim und ihre Kolleg*innen jedoch noch herausfinden, welche Rezeptoren auf der Zunge für den Geschmack genau verantwortlich sind.