Nach einem Beschluss des Bundesrates ist die Abgabe von HIV-Selbsttests nun auch in Deutschland erlaubt. Seit diesem Samstag sind die sogenannten Heimtests, mit denen Nutzer*innen sich selbst auf HI-Viren testen können, frei verkäuflich und können in der Apotheke, in Drogerien und online erworben werden. Zuvor wurden diese Tests nur an Ärzt*innen, medizinische Labore und bestimmte Institutionen abgegeben.

In einer Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums heißt es, der Selbsttest solle von Menschen genutzt werden, die ansonsten vor dem Test zurückschrecken oder "bisher gar nicht oder nur unregelmäßig" zum Test gehen würden. Man erhoffe sich, eine mögliche HIV-Infizierung so schneller nachweisen und dementsprechend auch schneller behandeln zu können. In anderen Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden sind die Selbsttests schon länger erhältlich.

Etwa 12.700 Menschen wissen nicht, dass sie HIV-positiv sind

Denn noch immer leben in Deutschland viele Menschen mit dem HI-Virus, ohne sich überhaupt darüber bewusst zu sein: Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts wissen von den knapp 88.400 infizierten Personen in Deutschland etwa 12.700 nichts davon. Das Bundesgesundheitsministerium teilt in diesem Zusammenhang mit, dass eine lange Symptomlosigkeit und Scham oder Angst dazu führen können, dass Personen sich nicht testen lassen. Dabei kann der HI-Virus mittlerweile gut behandelt werden, auch wenn eine komplette Heilung noch nicht möglich ist.

Um weiter über HIV und die neuen Selbsttests aufzuklären, stellte das Paul-Ehrlich-Institut im Auftrag des Gesundheitsministers Jens Spahn eine Webseite online, die weiterführende Informationen zu diesen Themen liefert. So werden dort unter anderem die Selbsttests aufgeführt, die das CE-Kennzeichen tragen und somit alle Anforderungen an die Sicherheit und Leistungsfähigkeit erfüllen – auf dieses Kennzeichen solltet ihr beim Kauf unbedingt achten. Außerdem sind dort Anwendungsvideos der Tests zu finden und Anlaufstellen werden genannt.

Wir wollen Menschen, die sich ohne ärztliche Beratung auf HIV testen, unterstützen.“ – Jens Spahn

Mit der Verkaufsfreigabe für die Selbsttests könne man HIV und AIDS noch besser bekämpfen, heißt es dort. "Je früher Betroffene die Diagnose HIV kennen, desto früher können sie gut behandelt werden. Und andere haben bei Unsicherheit die Chance auf schnelle Gewissheit, nicht infiziert zu sein", sagt Spahn.

Wie funktioniert ein HIV-Selbsttest?

Der HIV-Test lässt sich einfach durchführen: Dabei wird etwas Blut aus der Fingerkuppe in eine Testapparatur gegeben. Nach knapp 15 Minuten ist dann ein Ergebnis zu sehen. Bei dem Selbsttest wird, wie bei vielen anderen Testverfahren, untersucht, ob sich Antikörper gegen den HI-Virus im Blut nachweisen lassen. Diese bilden sich jedoch erst nach einer Weile, sodass das Ergebnis erst nach etwa zwölf Wochen zuverlässig ist. Auf dem Online-Portal des Paul-Ehrlich-Instituts heißt es zudem, dass ein positives Testergebnis nicht unbedingt eine HIV-Infektion bedeutet. Ein weiterer Bestätigungstest bei eine*r Ärzt*in liefert Gewisstheit. Warum eine positive HIV-Diagnose mittlerweile kein Weltuntergang mehr ist, erklären wir euch in diesem Video: