Manche Menschen scheinen seelenverwandt zu sein. So war es laut Leicester Mercuryauch bei Vera und Wilf Russell aus Leicester. Das britische Paar hatte sich als Teenager kennengelernt und unsterblich ineinander verliebt. Als der zweite Weltkrieg ausbrach und Wilf für die Royal Air Force nach Italien und Afrika geschickt werden sollte, feierten sie eine Blitzverlobung. Voneinander getrennt überlebten beide die Schrecken des Krieges und heirateten nach Wilfs Heimkehr sofort. Der Krieg hatte ihrer Liebe nichts anhaben können.

Wilf und Vera zogen in den darauffolgenden Jahrzehnten drei Söhne gemeinsam groß. Als ihr Jüngster mit 30 Jahren an Multipler Sklerose starb, gaben sie sich gegenseitig Halt und Trost. Der Tod eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis, das zur Zerreißprobe werden kann. Aber ihre Liebe überstand auch diesen Schicksalsschlag.

Plötzlich getrennt

Auch als bei Wilf vor einem Jahr Demenz diagnostiziert wurde, versuchte das Paar alles, um so lange wie möglich zusammen bleiben zu können. Vera pflegte ihren Ehemann monatelang im gemeinsamen Heim – eine unglaubliche Leistung für eine 91-Jährige. Trotzdem ging es Wilf immer schlechter. Zum ersten Mal mussten die beiden sich dem Schicksal geschlagen geben: Als es nicht mehr ging, zog Wilf in ein Pflegeheim. Vera litt sehr unter der Trennung und dem langsamen Verschwinden ihres geliebten Mannes. Die gesamte Familie musste mitansehen, wie schwer es für sie war: "Meine Großmutter ist erst vor Kurzem bei ihm gewesen und er hat sie überhaupt nicht mehr erkannt – von da an ging es ihr gesundheitlich mit jedem Tag schlechter."

Im Tod wieder vereint

Am 29. März schließlich schlief Wilf in seinem Bett im Pflegeheim ein. Etwa fünf Kilometer von ihm entfernt, in einer nahegelegenen Krankenstation, wurde seine geliebte Frau Vera nur vier Minuten später für tot erklärt. Niemand hatte ihr vom Tod ihres Mannes erzählt und doch waren ihre letzten Worte: "Wir sind schon ein tolles Paar, nicht wahr?"

Ihre Enkelin ist sich sicher, dass ihre Großmutter den Tod ihres geliebten Mannes instinktiv gefühlt haben muss: "Ich denke, sie hat darauf gewartet, dass er ging. Ihr Herz war gebrochen." Bevor Wilf in das Pflegeheim umziehen musste, hatten die beiden in 71 Ehejahren nicht eine einzige Nacht voneinander getrennt verbracht.

Der Tod des Paares ist für die Familie ein schwerer Schlag. Aber er bedeutet auch, dass Vera und Wilf endlich wieder zusammen sein können. Und dieses Mal kann kein Schicksalsschlag daran etwas ändern.