Seit 16 Jahren sitzt Adnan Syed in den USA im Gefängnis. Millionen Zuhörer verfolgten im Podcast "Serial" die Geschichte seines Mordfalls. Nun soll er einen neuen Prozess bekommen.

Adnan Syed bekommt eine neue Chance, seine Unschuld vor Gericht zu beweisen. Der heute 35-Jährige soll 1999 aus Eifersucht seine Ex-Freundin Hae Min Lee auf einem Parkplatz in Baltimore ermordet haben. Im ersten Prozess wurde er 2000 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

2014 griff der Podcast "Serial" Adnans Fall auf. Sarah Koenig und ihr Team rekonstruierten den Tathergang und die spätere Gerichtsverhandlung. Ihre Recherchen ließen Zweifel an den Beweisen gegen den damaligen High-School-Schüler aufkommen. Ein zweiter Podcast, "Undisclosed" von Rabia Chaudry, einer Bekannten der Syed-Familie, deckte später weitere ungeklärte Details auf.

Ein Richter in Baltimore hat nun entschieden, dass die Anwältin in Adnans erstem Prozess ihn unzureichend vertreten hat. Insbesondere hätte Maria Cristina Gutierrez stärker die Aussagekraft von Funkzellendaten anzweifeln müssen, mit denen die Staatsanwaltschaft Adnans Aufenthaltsorte am Tag der Tat belegt hatte.

Adnands jetziger Anwalt C. Justin Brown verkündete die Entscheidung über den neuen Prozess auf Twitter:

Die meisten "Serial"-Fans dürften die Neuigkeit begrüßen. Die Familie des Opfers Hae Min Lee hatte hingegen bereits im Februar die Verhandlungen über einen neuen Prozess kritisiert, berichtete die New York Times. Den Familienangehörigen fiele es schwer zu verstehen, warum jemand von so vielen Menschen verteidigt wird, der eine schreckliche Tat begangen hat, während sich kaum jemand für ihre Tochter Hae einsetzt.

Der Richter, der über die Neuverhandlung entschieden hat, sagte, er sei nicht vom enormen öffentlichen Interesse an dem Fall beeinflusst gewesen. Mitleid, Vorurteile und die öffentliche Meinung hätten keine Rolle gespielt.