"Was ist feministischer als zu sagen: Ich nehme meinen eigenen Sex als Frau selbst in die Hand und bestimme, wie er auszusehen hat?" Josefa Nereus arbeitet seit sechs Jahren als Sexarbeiterin in Hamburg. Seit zwei Jahren klärt sie in ihrem YouTube-Kanal Wissen. Macht. Sex! über Sex und Sexarbeit auf. Die in den Videos behandelten Fragestellungen reichen von dem richtigen Gebrauch von Kondomen bis hin zu Anleitungen für sicheren Analverkehr. "In der Sexarbeit gibt es so viel Wissen. Ich würde das gerne noch mehr Menschen zugänglich machen", sagt sie.

Und natürlich will sie mit Vorurteilen gegenüber ihrem Beruf aufräumen und Menschen zeigen, wie ihre Arbeit wirklich aussieht. Als sie mit der Sexarbeit anfing, habe sie nur ihrem Partner und wenigen Freundinnen von ihrem Job erzählt. Als sie sich in ihrem größeren privaten Umfeld outete, sei es für sie sehr schwierig gewesen. Die Menschen hätten nicht nur übergriffig reagiert. Manche hätten sogar gesagt: "Ich kann jetzt nicht mehr mit dir befreundet sein."

Worum geht es beim Prostituiertenschutzgesetz?

Doch was würde Sexarbeiter*innen tatsächlich helfen? Um ihnen eine Stimme zu geben, war Josefa bis zum Jahre 2019 Pressesprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. Ein Thema, das den Berufsverband und sie seit Jahren beschäftigt, ist das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz.

Durch das Prostituiertenschutzgesetz sind inzwischen 80 Prozent der Sexworker illegal tätig und kriminalisiert.
Josefa Nereus

Das Gesetz wurde im Oktober 2016 erlassen und trat am 1. Juli 2017 in Kraft. Es sieht vor, dass alle Sexarbeiter*innen ihre Tätigkeit bei den zuständigen Behörden melden müssen – samt Meldeadresse und Fotos. Sie müssen einen sogenannten Hurenpass bei sich tragen. So sollten Sexarbeiter*innen in ihrer Arbeit besser geschützt werden.

Josefa sagt jedoch: "Durch das Prostituiertenschutzgesetz sind inzwischen 80 Prozent der Sexworker illegal tätig und kriminalisiert." Auch sie gehöre dazu, denn sie habe ihr Gewerbe auch nicht angemeldet. Zu groß ist ihre Sorge, dass die Anmeldelisten missbraucht werden könnten, etwa wie die sogenannten Rosa Listen, die in der Vergangenheit dazu genutzt wurden, um Homosexuelle aufzulisten und zu verfolgen. Es gehe bei dem Prostituiertenschutzgesetz nicht darum, Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagt Josefa, sondern Sexarbeiter*innen mundtot zu machen.