Wie macht Mann möglichst viele Frauen klar? Selbsternannte Aufreißer-Expterten im Netz geben vor, dieses "Game" zu beherrschen. In Online-Foren tauschen sie sich in einer widerwärtigen Code-Sprache über ihre Tricks und Erfahrungen aus. Pick-up-Artists nennen sich die Burschen euphemistisch – besser sagt man: gestrige Arschlöcher mit anti-feministischer Denke. Im Netz sorgte jetzt die Macho-Community "Return of Kings" für Aufsehen, weil sie weltweit reale Treffen plante.

Die Aufreißer-Gemeinschaft ist besonders verhasst, weil sie einen sehr hassenswürdigen Frontmann hat. Der US-Amerikaner Roosh Valizadeh ist 36 Jahre alt und hat mit "Bang: The Pickup Bible That Helps You Get More Lays" ein absurdes Manifest in die Welt gesetzt.

Darin beschwört Valizadeh ein Erstarken des Mannes herauf, das er "Neomaskulinität" nennt. Männer seien im Geschlechterkampf bisher die Unterlegen, wettert er. Sie müssten endlich ihre Rechte einfordern. Auf seinem Blog "Return of Kings" verdeutlicht er das Ausmaße dieses Konzepts in regelmäßigen Beiträgen: Valizadeh träumt von einer Bewegung der Prolls, die sich Frauen nehmen, wie es ihnen gefällt.

Reale Treffen sollten die Gemeinschaft stärken

Da eine Bewegung nicht nur innerhalb virtueller Schutzräume funktioniert, plante Valizadeh für den 6. Februar einen weltweiten Schritt aus dem Schatten. In 43 Ländern sollten 165 Treffen der Sexisten stattfinden. Auch für Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Aachen, Nürnberg und Würzburg waren solche Männerstammtisch offiziell angesetzt.

Treffen: zwischen 20 und 20:20 Uhr. Codefrage: "Gibt's hier in der Nähe ein Tiergeschäft?" Dresscode: "wie ein Mann", meint: Jeans, Hemd und Sakko. Aber keine Krawatte, das wäre zu auffällig, schreibt Roosh Valizadeh. Vom Treffpunkt aus sollten die Männergeschwader in Bars weiterziehen, ihre besten Aufreißer-Tricks austauschen – und sie dann womöglich im Nachtleben anwenden.

Für den Fall, dass es Stress mit Störern der Events gäbe, veröffentlichte Valizadeh einen ausführlichen Leitfaden, klassifizierte die möglichen Kontrahenten sogar in Gruppen. Frauen, Homosexuelle, Journalisten und andere Infiltratoren müssten unbedingt von den Treffen ausgeschlossen werden. Im Notfall müssten sie abgeschüttelt werden, niemals dürfe ein "Return of Kings"-Anhänger Fragen beantworten.

Netzprotest zeigt Wirkung – offiziell

Die Ankündigung der Treffen sorgte für einen Aufschrei im Netz, das Interesse an Valizadeh stieg binnen weniger Stunden enorm an.

Auf Twitter und in lokalen Facebook-Gruppen warnten die Nutzer vor dem Macho-Haufen. Die Gemeinschaft bekam das Label "Make Rape Legal-Gruppe" aufgedrückt – was auf einen Artikel von Valizadeh zurückführt. In dem schlägt er vor, Vergewaltigung im Privaten zu legalisieren. Später bezeichnete er das als Satire.

Für Satire blieb der Artikel allerdings sehr nah an dem, was Valizadeh auch in einem Interview ausführte.

Gleichsam kochte Kritik an den vielen Posts auf: "Könnt ihr mal bitte aufhören für dieses kack Vergewaltigungsseminar Werbung zu machen? Das ist klare negativ PR und funktioniert wunderbar - bad publicity is free publicity", schrieb zum Beispiel ein Mitglieder der Berliner Nettwerk-Gruppe auf Facebook.

Zunächst witzelte Valizadeh noch unverschämt über die Empörung. In seinem Kommentar zur Kritik aus Deutschland nahm er Bezug auf die Silvesternacht in Köln.

Schließlich knickte er doch ein – und sagte die Meetings ab. "Ich kann nicht länger für die Privatsphäre und Anonymität der Männer, die teilnehmen wollen, garantieren", schrieb er in einem Statement auf seinem Blog. Es werde keine offiziellen "Return of King"-Treffen geben. Aber er könne nicht verhindern, dass sich die Männer privat treffen.

Sollten Valizadehs Anhänger tatsächlich in Business-Schick auf der Matte stehen, könnte es hitzig werden. Nach der Ankündigung hatten weltweit Frauen zu Demos an den Treffpunkten aufgerufen. In Toronto hatte gleich ein ganzer Frauen-Boxclub Valizadeh den Kampf angesagt.