Meist sind Tagebücher unauffällig bis nett gestaltete Büchlein mit angenehmen Farben auf dem Cover. Sie strahlen Ruhe aus und sollen nicht die Neugier anderer wecken. Titel gibt es keine, maximal das Wort "Tagebuch" auf der Vorderseite. Das ist gut so. Denn wenn der Titel den Inhalt eines Tagebuchs widerspiegeln würde, fiele er wohl nicht so positiv aus. Zumindest wenn es nach der Sky Banyes geht: Auf ihrem Instagramaccount zeigt sie unter anderem Illustrationen, in denen sie Tagebüchern authentische Titel gibt.

So trägt ein Buch den Titel ARGH! Eine Autobiography. Eine andere Illustration zeigt ein dünnes Buch namens Lügen, die wir anderen erzählen und ein viel dickeres Buch mit dem Titel Lügen, die wir uns selbst erzählen. "Wir sollten anfangen, uns selbst besser zu behandeln", erklärt sie ihre Illlustration in den Kommentaren.

Tagebuchschreiben ist gut für die Seele

Wenn Menschen Tagebücher führen, dann wohl meist aus Gründen der Selbstfindung. Sie wollen Stress abbauen, die wirren Gedanken ordnen und dem Kopfkino eine Pause gönnen. Sie möchten Erlebtes verarbeiten, Durchlebtes würdigen, reflektieren und daraus lernen. So unterschiedlich die Inhalte sind, den meisten ist wohl eines gemein: Das tägliche Niederschreiben von Gefühlen kann dabei helfen, emotionalen Ballast abzubauen.

Zu diesem Ergebnis kam der Psychologe James Pennebaker von der University of Texas. Er begründete in den 1980er Jahren Tagebuchschreiben als neue Form der Therapie. Beim sogenannten expressiven Schreiben sollten Menschen über ein persönliches Erlebnis schreiben, das sie belastet. In einem ersten Versuch sollten 50 gesunde Studierende 15 Minuten lang ihre Gefühle in Worte fassen und ihre tiefsten Gedanken ausdrücken. Zu Pennebakers Erstaunen traten viele traumatische Erlebnisse zutage: Missbrauch, schwere Unfälle, Todesfälle. Viele hätten den Raum tränenüberströmt verlassen, nur um am nächsten Tag wiederzukommen und weiterzuschreiben.

Das Tagebuchschreiben hatte nicht nur einen direkten positiven emotionalen Einfluss, sondern wirkte sich auch auf die Gesundheit aus. In den sechs Monaten nach dem Experiment gingen die Studierenden seltener wegen Grippe oder Erkältung zu Ärzt*innen als die Studierenden aus der Kontrollgruppe. Die hatten zwar auch Tagebuch geschrieben, aber bloß über belanglose Ereignisse.