Teilhabe an der Gesellschaft, an Bildung, an Kultur, beim Ausgehen, im Job, beim Dating, unabhängig von persönlichen Merkmalen – das bedeutet der Begriff Inklusion. Davon sind wir in Deutschland aber noch weit entfernt. Noch immer werden Menschen mit Behinderungen diskriminiert, in der Schule, im Alltag, im Job. Wir haben junge Menschen mit Behinderung gefragt, was sich ändern muss, damit Inklusion gelebt werden kann.

Eliza Gawin, 25 Jahre:

Damit ich an der Gesellschaft teilhaben kann, muss meine Individualität anerkannt werden – auf eine würdevolle Art. Ich bin kein "problematischer Einzelfall", sondern ein Mensch mit einer Behinderung, der individuelle und flexible Lösungen braucht.

Inklusion darf dabei nicht wie eine merkwürdig klingende, politisch korrekte Pflicht der Gesellschaft und Politik betrachtet werden. Inklusion steht für buntes Harmonieren, wo jeder sein darf. Ich wünsche mir, dass Menschen aufeinander zugehen und fragen: "Was können wir tun, damit du mitmachen kannst?" Das wäre doch ein guter Anfang – für ein Café mit Stufen und einen Sachbearbeiter im Arbeitsamt.

"Was können wir tun, damit du mitmachen kannst?"
Eliza Gawin

Kevin Günzel, 19 Jahre:



Arbeitgeber haben Angst, dass Menschen mit Behinderung zu viel Unterstützung von Kollegen brauchen, die dann ihre eigene Arbeit nicht schaffen. Es geht aber nicht um die Behinderung! Es geht um Leistung, Persönlichkeit, Motivation und wie der Mensch arbeitet.

Olivia Hotz, 25 Jahre:

Mein Wunsch: sichtbar sein. Zwei Jahre nach meiner Diagnose fällt es mir noch immer schwer, mich zu demaskieren und meinen Autismus öffentlich zum Thema zu machen. Ich wünsche mir, dass Autismus nicht wie allzu oft eingeschränkt in den Medien porträtiert, sondern in seiner Vielfalt abgebildet wird. Ich wünsche mir, dass ich mich nicht dauernd dafür rechtfertigen muss, dass ich nicht gut mit Zahlen umgehen und Menschen in die Augen schauen kann.

Vor allem wünsche ich mir, dass Menschen mit Behinderungen endlich ein gleichwertiger Teil in unserer vielfältigen Gesellschaft sein können. Das bedeutet, dass jede*r in unserem Umfeld unsere Bedarfe kennt und diese ernst nimmt, aktiv daran arbeitet, Barrieren abzubauen, und weiß, dass es dabei um mehr geht als den Bau von Rollstuhlrampen. Dass wir dabei unterstützt werden, unsere individuellen Talente und Stärken zu entdecken und zu entfalten – wie es die UN-Behindertenrechtskonvention seit mehr als zehn Jahren bereits festschreibt.

Robert Hartung, 36 Jahre:

Ich wünsche mir mehr Lockerheit und Vertrauen. Menschen im Rolli wissen genau, was passt und was nicht. Politisch fordere ich Unterstützung der Arbeitgeber bei der Einstellung von Menschen mit Behinderungen. Unkompliziert, unbürokratisch und ergebnisorientiert. Wenn die Politik die Wirtschaft nicht zur Barrierefreiheit zwingt, was der beste Weg wäre, dann soll wenigstens maximal unterstützt werden.

Der Rollstuhl muss positiv wahrgenommen werden und in den Medien auch positiv geframet werden. Ein Rollstuhl ist allzu oft ein Symbol von Krankheit, Schwäche, Alter. Für mich ist er ein Segen! Ich weiß nicht, was daran so schwer ist, Menschen auf Augenhöhe und mit Respekt zu begegnen. Der Rolli steht immer im Vordergrund und man muss ständig darüber reden. Klar, er ist offensichtlich, aber ich spreche doch einen Brillenträger auch nicht sofort auf seine Brille an.



 








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