Das britische Department for Business Energy and Industrial Strategy (BEIS) hat am Mittwoch Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die alle entmutigen, die daran glauben, dass eines Tages genauso viele Frauen wie Männer in Führungspositionen arbeiten werden.

Auf die Frage, warum es keine oder kaum Frauen in Führungspositionen in ihren Unternehmen gebe, antworteten Topmanager unter anderem:

  • "Ich glaube nicht, dass Frauen gut in die Vorstandsumgebung passen."
  • "Die meisten Frauen wollen nicht die Mühe und den Druck des Vorstands."
  • "Es gibt nicht so viele Frauen mit den richtigen Referenzen und der nötigen Erfahrung, um im Vorstand zu sitzen – die Themen, um die es da geht, sind sehr komplex."
  • "Wir haben bereits eine Frau im Vorstand, also sind wir fertig – jetzt ist jemand anderes an der Reihe."
  • "Meine anderen Vorstandskollegen würden keine Frau ernennen wollen."

Das BEIS hat die unverschämten Sprüche in einem Video gesammelt und auf Twitter gepostet.

Die Aussagen stammen von Vorstandsmitgliedern und CEOs britischer börsennotierter Unternehmen. Sie wurden für die regierungsfinanzierte Hampton-Alexander Review gesammelt – ein Bericht, der seit 2016 dokumentiert, auf welchen Wegen Frauen in Großbritannien in Führungspositionen gelangen.

Das Team der Reviews hat die börsennotierten Unternehmen aufgefordert, bis 2020 für ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen auf Führungsebene zu sorgen. Fortschritte gibt es bereits: Seit 2011 habe sich die Zahl der Frauen in Vorständen mehr als verdoppelt, heißt es im Bericht aus dem November 2017. Die Aussagen der Topmanager zeigen allerdings, dass es noch an Sensibilität für das Thema mangelt. Die neue Hampton-Alexander Review wird Ende Juni erscheinen.

"Wir sind schließlich im 21. Jahrhundert."

"Es ist schockierend, dass einige Unternehmen denken, diese erbärmlichen und bevormundenden Entschuldigungen könnten akzeptable Gründe sein, Frauen von den Spitzenjobs abzuhalten", kommentierte BEIS-Minister Andrew Griffiths die Aussagen.

Amanda Mackenzie, Chefin der britischen NGO Business in the Community, fasste die Aussagen sehr treffend zusammen: "Wenn man diese Liste von Ausreden liest, könnte man denken, es sei 1918 und nicht 2018. Es liest sich wie das Drehbuch einer Komödie, aber es ist wahr." Und sie legte nach: "Vielleicht sind diejenigen, die diese Ausreden akzeptieren, diejenigen, die nicht in den Vorständen sitzen und ihre Plätze freigeben sollten: Wir sind schließlich im 21. Jahrhundert."

Anmerkung: In einer vorherigen Version des Textes haben wir geschrieben: "Seit 2011 habe sich die Zahl der Frauen in Vorständen um mehr als die Hälfte verdoppelt, heißt es im Bericht aus dem November 2017." Die Formulierung war falsch. Seit 2011 habe sich die Zahl der Frauen in Vorständen mehr als verdoppelt. Wir haben die betreffende Stelle im Artikel geändert.