Ist aber nicht so: Während sich zwei Menschen auf dem Land und in Kleinstädten viel schneller finden, ist vor allem in Großstädten der Single-Anteil besonders hoch: In Städten mit mindestens 500.000 Einwohnern lebten im Jahr 2013 rund 30 Prozent der Bevölkerung allein, in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern nur 14 Prozent.

Wie kommt es zu der kollektiven Einsamkeit (oder Unabhängigkeit) in den deutschen Großstädten? Wir haben gute Nachrichten für euch Singles: Es ist nicht eure Schuld, es ist die verdammte Großstadt, in der ihr lebt. Falls ihr in Herzensangelegenheiten nicht weiter wisst, hat die Wissenschaft ein paar Antworten für euch: Wir haben vier Gründe gesammelt, warum du in der Großstadt noch Single bist. Und es ist nicht deine Schuld, versprochen!

Du hast höhere Ansprüche als die Leute auf dem Land – zu Recht!

Laut einer Studie des Datingportals Elitepartner haben vor allem Single-Frauen hohe Ansprüche an den nächsten Partner – und das können sie sich auch leisten: "Frauen haben eine hohe Single-Kompetenz, sie verfügen meist über ein enges soziales Netz, in dem sie Nähe und Austausch finden", erklärt Diplompsychologin und Single-Coach Lisa Fischbach.

Anders sei das auf dem Land: Wer hier Single ist, gerate auch schneller in die Einsamkeit. Deshalb würden Single-Frauen auf dem Land ihre Ansprüche senken. Deshalb musst du dich nicht wundern, dass deine Freunde aus der Provinz schon Baby- und Hochzeitsfotos bei Facebook posten – sie haben womöglich den erstbesten Partner genommen, während du immer noch auf den Anruf von dem Date von letzter Woche wartest.

Im Single-Meer findest du den richtigen Partner einfach nicht so leicht

Ob bei Tinder oder auf der Party: In der Großstadt ist das Angebot größer, die Auswahl aus dem potentiellen Partnerpool spannender. In den deutschen Top-Single-Städten wie zum Beispiel München (28,8 Prozent) oder Berlin (28,6) wimmelt es nur so vor Dating-Partnern.

Warum sich sofort auf jemanden festlegen, wenn da draußen auf der Straße noch viele spannende Leute herumlaufen? Bis es endlich mal klickt, wird es immer schwieriger, den Richtigen zu finden: Auf circa acht Sexpartner kommen Millennials bis zur Hochzeit. Etwas weniger als unsere Eltern, aber mehr als unsere Großeltern. Die Großstadt-Singles – ach was, wir alle – sind brav geworden. Bevor die Klamotten fallen, wollen wir den anderen erst mal richtig kennenlernen.

Die große Stadt für den Partner verlassen – wozu?

Wer sein berufliches Glück in der Großstadt gefunden hat, der will da auch nicht mehr weg. 50 Kilometer – so bezifferte ein Umfrage-Institut für Parship den "Glücksradius" der Deutschen. Weiter entfernt wollen demnach nur wenige von ihren Liebsten wohnen.

Ein Umzug kommt für die meisten Deutschen nicht infrage: 65 Prozent würden ihr Zuhause für den anderen nicht verlassen. Die Liebe zur Großstadt ist einfach zu groß: 84 Prozent der Großstädter sind sehr zufrieden mit ihrer Stadt, vor allem die guten Einkaufsmöglichkeiten und das große Freizeitangebot führen offenbar dazu, dass sich Großstädter lieber in ihre Stadt verknallen als in eine Bekanntschaft aus der Ferne.

Du musst zwar länger warten, aber die beste Chance auf die große Liebe ist hier!

Das Phänomen des Großstadt-Singles ist nicht neu. Der Soziologe James S. H. Bossard stellte schon 1932 fest: "Amor hat vielleicht Flügelchen, aber offenbar reichen sie nicht für Langstreckenflüge aus." Zahlreiche Studien haben auch in den Folgejahren immer wieder genau das bestätigt. Die Fernbeziehung war damals schon nicht leicht, und ist auch heute für viele Paare immer noch eine große Herausforderung.

Die Liebe vor Ort bleibt die Regel: Rund 13 Prozent der Deutschen leben in Fernbeziehungen. Die größte Chance, sich zu verlieben, findet sich immer noch in der eigenen Nachbarschaft: Gemeinsame Interessen, ein ähnliches soziales Milieu, regelmäßige Treffen – das wünschen sich die meisten von einem Partner. Und diese Leute findet man nun mal am ehesten in der eigenen Stadt.

Einsamsein in der großen Stadt. Das passiert vielen. Dafür gibt es auch einige gute Gründe. Aber ist es denn wirklich so schlimm? Unsere Redakteurin Tasnim Rödder hat ein Plädoyer darüber geschrieben, wie ihr auch ohne Internet eure Einsamkeit überwinden könnt.