Der Alltag in Altenheimen kann grau und eintönig sein. Das wollten die Betreiber*innen des Abel Tasman Village Altenheims in Sydney in ihrer Residenz verhindern. Die letzten Lebensjahre ihrer Bewohner*innen sollten nicht von Tristesse und Eintönigkeit geprägt sein. Darum luden sie kurzerhand die beiden Dragqueens Tacky und Paris Motel ein, um diese in einem vierwöchigen Programm in den Heimalltag einzubinden. Die Motel Sisters, die als Entertainer*innen ihr Geld verdienen, zogen für einen Monat in das Altenheim ein und gestalteten bunte Events, um die Lebensfreude der alten Menschen zu steigern.

Zumba gegen steife Gelenke

Während ihres Aufenthaltes veranstalteten Tacky und Paris Motel Mottoabende, Tee- und Tanzpartys und Wellnesstage. Außerdem inszenierten sie eine Schatzsuche, bei der Bewohner*innen ihnen dabei halfen, Gegenstände wiederzufinden, die die Motel Sisters angeblich bei einer wilden Partynacht in der Residenz verloren hatten. Besonders beliebt bei den Bewohner*innen war das Angebot, Räume umzudekorieren und so das eigene Zimmer zu personalisieren.

"Sie gaben mir zwei Kissen, ein glitzerndes, eins aus Satin und ein Katzenbild. Sie waren so lieb zu mir. Ich werde mich niemals für diese Freundlichkeit revanchieren können", schwärmte Naomi Raju, eine der Bewohner*innen. Das Angebot des Umdekorierens richtet sich besonders an bettlägerige Patient*innen, damit auch diese Teil des bunten Programmes der Dragqueens sein konnten.

Sie waren so lieb zu mir. Ich werde mich niemals für diese Freundlichkeit revanchieren können.
Naomi Raju, Bewohnerin des Altenheims

Einige der Bewohner*innen waren vom Einzug der Dragqueens leicht eingeschüchtert und beäugten die beiden Menschen mit ihren Highheels und falschen Wimpern kritisch. Doch auf diese Reaktion waren Paris und Tacky Motel eingestellt: "Wir verstehen, dass es manche Menschen durcheinanderbringt, wenn einfach so ein paar Dragqueens in ihrer Alltagsumgebung auftauchen." Doch durch einen sensiblen Umgang mit den Menschen vor Ort hätten sie sich schnell in die Gemeinschaft eingefügt.

Glückliche Menschen leben länger

Sophia Markwell, eine der Managerinnen des Altenheims erklärte, dass sich durch den Aufenthalt von Tacky und Paris Motel der Gesundheitszustand vieler Bewohner*innen sichtbar verbessert hätte. Die Besuche von Ärzt*innen seien seltener geworden, erklärte sie gegenüber dem Sender ABC Sydney. Insgesamt mussten während des Programms der Motel Sisters weniger Medikamente verschrieben werden. Studien haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass glückliche Menschen länger leben – sei es, weil sie viel lachen oder regelmäßigen Kontakt mit Freund*innen haben.

Schwedische Forscher*innen konnten zeigen, dass eine hohe Lebenszufriedenheit bei alten Menschen vor allem aus dem Gefühl heraus entsteht, gesehen zu werden, Teil einer Gemeinschaft zu sein und als Person ernst genommen zu werden. Ein abwechslungsreicher Alltag kann zusätzlich dabei helfen, dass alte Menschen so gesund und zufrieden wie möglich leben. Dieses Gefühl hätten die Dragqueens in die Einrichtung gebracht, da sind sich Bewohner*innen und Personal einig: "Sie haben diesen Ort belebt. Ich denke, dass kann man schon so sagen", erklärte Colin Fenwick, einer der Bewohner*innen.

Die Projektarbeit war über die gemeinnützige Organisation Information and Cultural Exchange zustande gekommen. Die NGO vermittelt Künstler*innen an soziale Unternehmen und möchte die Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Generationen, Religionen und Herkünfte anregen.