Das Fotoprojekt Underneath We Are Women macht sich für Body Positivity stark und zeigt Körper so, wie sie sind: divers und jeder auf seine eigene Weise besonders.

Frauen, alle leicht bekleidet in Unterwäsche, posieren in einem Fotostudio vor einer grauen Wand. Manche richten ihren Blick direkt in die Kamera, andere daran vorbei, mal lächelnd, mal herzlich lachend, mal ernst. Sie gehören zu den mehr als 120 Frauen, die Teil des Fotoprojekts Underneath We Are Women sind. Die Frau hinter der Kamera heißt Amy D. Herrmann und lebt in Adelaide, Australien. Sie erklärt, wovon das Projekt handelt: "Es geht um Body Diversity, sowohl im Aussehen als auch im Funktionieren. Es ist unglaublich stark, was unsere Körper erreichen können, was sie aushalten können – und viele der Frauen auf den Bildern haben genau das gezeigt."

Zu dem Projekt kam es ganz unerwartet: Nachdem Amy ihr Fotografiestudium an einer Kunsthochschule abgeschlossen hatte, schaute sie sich nochmal ihre Notizen und Gedanken an, die sie während der Zeit in einem Heft gesammelt hatte. Dabei fiel ihr eine einzelne, herausgerissene Seite von einer Unterwäsche-Kampagne wieder in die Hände. Am Rand des Blattes hatte Amy damals nur die Worte "Arbeitet mit unterschiedlichen Körpern" geschrieben. Sie beschloss kurzerhand, diesen Gedanken aus der Unizeit nochmal anzugehen und fragte vier Bekannte, ob sie diese in Unterwäsche fotografieren dürfte. Amy durfte und postete die Ergebnisse auf Facebook. Mit dem, was dann passierte, hatte sie jedoch nicht gerechnet: "Ich wurde total mit Nachrichten von anderen Frauen überschwemmt, die auch genauso fotografiert werden wollten", erinnert sich Amy. Also beschloss sie, ihr bisher größtes Fotoprojekt zu starten und über 100 Frauen zu fotografieren.

Diversität kann uns Stärke geben.
Amy D. Herrmann

"Das Ziel ist es, mit Hilfe der Bilder von über 100 Frauen Diversität abzubilden", erklärt Amy. Deshalb hat sie die Personen auf den Fotos gebeten, sich so weit auszuziehen, wie es sich gut für sie anfühlt. Das Projekt solle Frauen und genderdiversen Menschen eine Plattform und einen Raum bieten, um offen Stellung zu beziehen, so Amy. "Zeigen, was nur selten gezeigt wird, oder aussprechen, was nur selten ausgesprochen wird. Es geht darum, die Selbstbestimmung über unsere Körper zurückzugewinnen", beschreibt Amy die Intention von Underneath We Are Women.

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Sie wisse, dass sie Menschen nicht dazu zwingen kann, anders zu denken, aber sie könne mögliche Alternativen, neue Denkmuster aufzeigen, erklärt Amy: "Vielleicht eine Perspektive, über die sie so zuvor noch nicht nachgedacht haben; etwas, das sie zuvor noch nie gesehen haben; eine neue Geschichte; eine andere Art zu leben. Vielleicht kann ich dabei helfen, dass Menschen verstehen, dass Unterschiedlichkeit nicht falsch sein muss, sondern dass Unterschiedlichkeit auch Stärke bedeuten kann. Unsere Unterschiede und unsere menschliche Diversität kann uns Stärke geben – und ich denke, da liegt eine Schönheit drin."

Es geht nicht nur ums Aussehen

Außerdem ist es ihr wichtig zu betonen, dass es in dem Projekt nicht allein um das Aussehen geht. Amy hat zu jedem Foto eine kleine persönliche Geschichte, eine Art Biografie über die abgebildete Person verfasst und verspricht: "Ich garantiere dir, dass deine ersten Gedanken zu diesen Frauen sich auf jeden Fall verändern werden, nachdem du ihre Geschichten gelesen hast. Ich kann nicht ändern, wie du denkst, aber diese 120 Menschen in dem Buch, die können das."

Das Fotobuch zu dem Projekt wird Anfang 2019 erscheinen. Teil dieses Buches konnte grundsätzlich erstmal jede*r werden. Vor drei Jahren, als Amy mit dem Projekt begann, stellte sie eine Webseite online, auf der sich alle Interessierten bewerben konnten. Dabei wollte Amy keine Fotos zugeschickt bekommen, sondern die persönlichen Storys und Beweggründe der Interessierten erfahren. Anhand dessen wählte sie dann die Personen für das Projekt aus. "Bis heute habe ich über 1.200 Anmeldungen von Frauen aus aller Welt bekommen. Von denen konnte ich nur 120 für das Buch fotografieren", erklärt sie.

Dass Amy so sehr für das Projekt brennt, ist kein Wunder: "Ich habe es schon immer genossen, mit Körpern zu arbeiten. Insbesondere weibliche Körper. Ich bin immer total davon inspiriert, wie divers wir Menschen sind und wie unsere Körper sich verändern, wachsen und durch die Zeit und durch Lebenserfahrungen wandern. Einen flüchtigen Zeitpunkt einzufangen, begeistert mich beim Fotografieren von Menschen am meisten", sagt sie über ihre Motivation.

Weitere Informationen zum Projekt Underneath We Are Women bekommt ihr auf der Projekt-Webseite, auf Facebook, Instagram und Twitter