Deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. So lautet das Ziel, das am 12. Dezember 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbart wurde. Es gilt als Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel und die Erderwärmung.

Selbst Syrien und Nicaragua, die sich seinerzeit gegen das Abkommen entschieden hatten, rückten zwei Jahre später nach und machten die Unterschriftenliste vollständig. Somit haben sich alle Staaten weltweit dazu verpflichtet, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Noch. Denn die USA kündigten unter Präsident Trump ihren Austritt zum Jahr 2020 an und auch Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro sprach sich in seinem Wahlprogramm für einen Ausstieg aus dem Weltklimaabkommen aus.

Wie wichtig es ist, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, ist eigentlich offensichtlich. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur ist weltweit bereits um ein Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 1880 angestiegen. Das klingt zwar wenig, ist aber der Grund, warum wir bereits heute beobachten können, wie sich die Klima- und Vegetationszonen verschieben, der Meeresspiegel steigt, Wetterextreme wie Stürme, Dürren und Überschwemmungen zunehmen. All das sind Auswirkungen der globalen Erwärmung, die es zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen gilt.

Die Auswirkungen der Erderwärmung sind deutlich sichtbar

Besonders betroffen sind die polaren Eiskappen des Nordpols: die Arktis. Sie gehört weltweit zu den Regionen, wo die Luft- und Wassertemperaturen im globalen Durchschnitt am schnellsten ansteigen. Gletscher weichen zurück, Permafrostböden tauen auf, das arktische Meereis schmilzt. Grönland ist Teil der Arktis. Der Grönländische Eisschild alleine trägt genug Wasser in sich, um den Meeresspiegel um mehr als sieben Meter zu erhöhen.

Fotograf Tom Hegen dokumentiert die Auswirkungen der Erderwärmung. In seiner Fotoserie two° über die Arktische Eiskappe macht er deutlich, wie weit die Folgen der globalen Erderwärmung schon heute sichtbar sind.

Dafür reiste der 27 Jahre alte Fotograf für zwei Wochen nach Ilulissat. Die Kleinstadt an der Westküste Grönlands liegt an der Mündung eines Eisfjords, über den riesige Eismassen des Gletschers Jakobshaven Isbræ ins Meers treiben. Sie sind so groß, dass der als aktivster Gletscher der nördlichen Hemisphäre gilt. Oberhalb des Gletschers beginnt der Eisschild. Hier hat Hegen das Projekt durchgeführt.

Dafür stieg Hegen gemeinsam mit einer Flugcrew in eine Propellermaschine und fotografierte aus etwa 1.000 Metern Höhe. Etwa 82 Prozent von Grönlands Oberfläche sind vom Grönländischen Eisschild bedeckt. Dieser Schild ist nicht gleichmäßig, sondern durchzogen von tausenden saisonalen Flüssen und Seen. Durch sie fließt Schmelzwasser über das Eis, dringt in das Eis ein und mündet schließlich im Meer. "Der Grönländische Eisschild sieht aus wie ein Schweizer Käse", sagt er.

Eine Erde, eine Chance

Hegen beschreibt seinen Aufenthalt auf Grönland als sehr bewegend: "Der Eisschild türmt sich wie ein gigantischer Berg auf. Diese Massen zu sehen, raubt einem schnell mal den Atem. Es fühlt sich so abstrakt an, weil man die Dimensionen nur schwer verstehen kann." Kein Wunder, denn die Eisschicht ist an einigen Stellen 3.000 Meter dick. Dazu kommt ein beeindruckender Farbkontrast. Denn wenn im Sommer die oberste Eisschicht antaut, verwandelt sich das sonst blaugrünliche Eis durch Luftblasen in ein intensives Weiß.

Dass die Erwärmung in der Arktis nicht mehr aufzuhalten ist, sei offensichtlich, sagt Hegen. "Wir haben nur diese eine Erde. Deshalb sollten wir sie achten, schützen und erhalten, solange das noch möglich ist. Über das Wissen, die Technologien und die Kraft dazu verfügen wir. Wir sollten nur bald anfangen."

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