Aaron Gouveia ist stolz auf seinen Sohn Sam. Als dieser Anfang der Woche im Kindergarten am eigenen Leib erfahren musste, was toxische Männlichkeit bedeutet, solidarisierte sich Aaron mit seinem Sohn und teilte Sams Geschichte auf Twitter mit seinen knapp 19.000 Follower*innen. Er postete ein Foto von Sam und schrieb dazu: "Das ist mein 5-jähriger Sohn Sam. Heute musste er leider lernen, wie beschissen und verletzend toxische Männlichkeit ist."

Aaron erklärt, dass Sam ein ganz normales Kind sei: Er ist laut, tobt gerne im Matsch herum, macht Sport, spielt mit Spielzeugautos. Gleichzeitig interessiert Sam sich auch für Dinge, die meist als Mädchenkram abgestempelt werden: Der 5-Jährige ist stolzer Besitzer einer Handtaschensammlung, "weil er gerne Dinge umher trägt". Und Sam lackiert sich liebendgern die Fingernägel, weil er das echt schön findet. "Und er hat Recht: Das sieht verdammt schön aus!", pflichtet Aaron seinem Sohn bei.

Die anderen Kinder lachten ihn wegen des Nagellacks aus

Sam beschließt also, sich die Fingernägel rot zu lackieren und damit in den Kindergarten zu gehen. "Sam hat keine Ahnung von dem Konzept, dass Nagellack 'nur' für Mädchen ist und versteht auch nicht, warum irgendjemand ein Problem mit hübschen Fingernägel haben sollte", erklärt Aaron. Doch die anderen Kinder im Kindergarten hatten offenbar ein Problem damit: Sie haben sich den ganzen Tag über ihn lustig gemacht, ihn ausgelacht und beschimpft. Als seine Mutter ihn abholte, fiel er ihr in die Arme und fing bitterlich an zu weinen. Er konnte einfach nicht nachvollziehen, warum sich die anderen Kinder so gegen ihn richteten – sogar seine Freund*innen.

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Sam rief seinen Vater dann auf Arbeit an und erklärte ihm schluchzend, was an diesem Tag passiert war. Aaron versuchte, ihn aufzumuntern, erklärte, dass es egal sei, was die anderen sagen, dass seine lackierten Fingernägel absolut klasse seien, doch Sam schluchzte: "Papa, ich möchte, dass Mama mir den Nagellack wieder entfernt, damit sich die anderen nicht mehr über mich lustig machen." Das brach Aaron fast das Herz und er erklärte: "Mein Sohn ist ganz bestimmt nicht perfekt, aber hat ein riesengroßes Herz und zeigt so viel Mitgefühl. Er findet in allem irgendwas Schönes. Die letzten fünf Jahre hatte er niemals Angst davor, anders zu sein, weil er Anderssein niemals als 'schlecht' ansah. Bis jetzt." Er wisse, dass diese Kinder noch sehr jung seien, aber dieser "Toxische Männlichkeitsschwachsinn" werde direkt von den Eltern übernommen.

Hoffentlich könnt ihr heute Nacht gut schlafen

Und dann richtet sich Aaron direkt an die Eltern und schreibt: "Ich hoffe, ihr seid stolz. Ich hoffe, dass ihr genau das wolltet. Ich hoffe, ihr seid zufrieden. Ich hoffe, ihr könnt heute gut schlafen, wissend, dass die Ordnung wiederhergestellt ist und die Gendernormen für einen kleinen Jungen wiederhergestellt sind, dessen schreckliches Verbrechen es war, sich die Fingernägel bunt zu bemalen." Für Aaron und seine Frau war es immer sehr wichtig, ihren Kindern Akzeptanz und Toleranz vorzuleben. Doch all das wurde an nur einem Tag ins Wanken gebracht. Das wollte Aaron nicht hinnehmen und so nahm er Sam beiseite: "Ich erklärte ihm, dass die anderen nur neidisch auf seine schicken Fingernägel sind. Ich sagte ihm, er solle morgen noch bunteren Nagellack tragen. Und ich meinte, er solle die anderen Kinder mal fragen, warum seine Fingernägel sie so aufregen würden." Denn Aaron ist überzeugt, dass sie darauf keine Antwort haben. Er ist sich sicher, dass nichtmal ihre Eltern eine Antwort darauf haben.

"Ich sagte Sam, er könne den Nagellack natürlich abmachen, wenn er wolle. Doch viele Kerle tragen Nagellack: Zum Beispiel Thor oder Käpt'n Jack Sparrow", erklärt Aaron. "Und ich verriet ihm, dass es nicht darauf ankommt, wie die anderen sich verhalten. Denn das, was du trägst, und wie du aussieht, sollte DICH glücklich machen. Zur Hölle mit all den anderen." All das scheint etwas bewirkt zu haben, denn nach kurzem Überlegen entschied Sam, den Nagellack drauf zu lassen. "Denn er mag ihn und er fühlt sich gut damit", erklärt Aaron. Aus Solidarität lackierten sich auch Aaron selbst und Sams 10-jähriger Bruder die Fingernägel.

Mittelfinger hoch!

Nachdem Aaron die ganze Geschichte zusammengefasst hat, richtet er sich zum Schluss nochmal an die Eltern und schreibt: "Intolerante Eltern und ihr Nachwuchs haben heute vielleicht einen kleinen Sieg errungen, doch sie werden den Kampf nicht gewinnen. Ich weiß das, denn die Sams auf dieser Welt werden nicht mehr unter diesem Schwachsinn leiden. Da bin ich mir sicher." Dann postet er ein Foto seines ausgestreckten Mittelfingers und richtet sich an seinen Sohn: "Sei mutig und strahl hell, mein wunderbarer Sohn mit Nagellack. Deine Mutter und dein Vater sind immer für dich da – und wenn der Rest der Welt ein Problem mit deinen Nägeln hat, dann sollen sie sich mal meine anschauen."