Das ist der Iraner Hossein Khoshbakhty. Er wartete am Flughafen in Los Angeles auf seinen Bruder, der wegen Trumps Einreiseverbot nicht in die USA gelassen wurde. "Was soll ich machen? Warum werde ich die Probleme von jemand anderem bestraft? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wir haben doch nichts falsch gemacht!"

Schuld an der Situation und den unzähligen herzzerreißenden menschlichen Schicksalen ist das temporäre US-Einreiseverbot, das Trump vergangene Woche für die Bürger*innen aus sieben muslimischen Staaten verhängte. Trump behauptet, diese Maßnahme würde das Land sicherer machen und sagt, islamische Terroristen würden so daran gehindert werden, in die USA zu kommen.

Doch mit dieser radikalen Entscheidung verbietet er allen Menschen aus diesen Ländern die Einreise: Geflüchteten, Tourist*innen, Studierenden und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft zum Beispiel. Selbst mit dem Pass eines anderen Landes dürfen Staatsbürger*innen der betroffenen sieben Länder – Syrien, Irak, Sudan, Libyen, Somalia, Jemen, Iran – nicht in die USA einreisen. Auch die Fluglinien aus den betroffenen Ländern mussten sich an Trumps Muslim Ban anpassen. Die Fluggesellschaft Emirates musste bei Flügen in die USA die Besatzung und den Piloten tauschen, um landen zu dürfen.

Zum Beispiel der iranische Regisseur Asghar Farhadi. Sein Film The Salesman ist dieses Jahr für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Der Regisseur schrieb 2012 mit seinem Film A Separation Geschichte – es war der erste iranische Film, der je einen Oscar gewonnen hat. Dieses Jahr darf Farhadi nicht mal mehr in das Land einreisen. Die iranische Schauspielerin und eine der Hauptdarstellerinnen des Films, Taraneh Alidoosti, kündigte an, die diesjährige Oscar-Verleihung aus Solidarität zu boykottieren.

Oder der Leichtathlet Mohamed "Mo" Farah. Er zog als kleiner Junge von Somalia nach England, seit sechs Jahren lebt er nun mit seiner Familie in Oregon. Heute ist er einer der erfolgreichsten Leichtathleten der Welt, Doppelolympiasieger in den Jahren 2012 und 2016 und hat bisher fünf Welt- und fünf Europameistertitel geholt. Doch jetzt steht auch Somalia auf Trumps schwarzer Liste und Farah ist gerade zum Training in Äthiopien. In einem Facebook-Posting schreibt er über seine Angst, vielleicht nicht nach Hause zu seinen Kindern zu dürfen.

Personen des öffentlichen Lebens sind genau so von Trumps US-Einreiseverbot betroffen wie Privatpersonen. So auch Sahar Algonaimi. Seit 30 Jahren lebt sie in Riad in Saudi Arabien, allerdings hat sie immer noch einen syrischen Reisepass. Eigentlich wollte sie nur einen Tag in den USA bleiben, um ihre 76-jährige Mutter im Krankenhaus zu besuchen. Doch am Flughafen in Chicago wurde sie von der Polizei gestoppt, sie durfte das Land nicht betreten.

"Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe – eine Respektlosigkeit gegenüber der Menschlichkeit", sagt sie zur Washington Post. Vor Ort fing sie zu weinen an, flehte die Polizisten an, sie doch reinzulassen, da es ein Notfall wäre. Erfolglos. Sie steckten Algonaimi in das nächste Flugzeug nach Hause. Sie konnte ihre Mutter nicht besuchen.

Laut Spiegel sind auch zehntausende Deutsche mit doppelter Staatsbürgerschaft betroffen. Einer davon ist der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripou und Vize-Chef der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe. Der 41 Jahre alte Politiker wurde in Teheran geboren und hat seit 2002 einen deutschen Pass. Zusätzlich zu dem iranischen, denn der Iran entlässt seine Bürger*innen nicht aus der Staatsbürgerschaft.

Nouripou reist mehrmals im Jahr in die USA, sein Visum läuft allerdings Ende Februar ab. Er rechne nicht damit, ein neues zu bekommen, selbst sein Diplomatenpass würde ihm nicht weiterhelfen. In die USA dürfte er wohl so leicht nicht mehr kommen. "An mir sieht man, wie absurd Trumps Einreisestopp ist", erzählt er Spiegel Online.

Der Einreise-Stopp hat weltweit einen Proteststurm ausgelöst. In zahlreichen amerikanischen Flughäfen versammelten sich spontan tausende Menschen, um wieder einmal die Stimmen gegen Trump zu erheben.

Der US-Präsident ruderte später etwas zurück: So dürfen Inhaber*innen von Green Cards nun doch in die USA einreisen.

Doch Wut und Unverständnis über die Entscheidung bleiben. Keiner der bekannten Attentäter, die die USA in den vergangenen Jahren angegriffen hatten, kam aus diesen Ländern.