Niemand hat Zeit oder Lust, jedes Wochenende hochgesunde, marthastewardeske Bio-Eintöpfe zu zaubern und dann im Job fünf Tage hintereinander das Gleiche zu essen – geschweige denn eine entsprechende Gefriertruhe. Also rennen wir in der Mittagspause in die Kantine oder in die Dönerbude und pumpen uns mit Fett und Geschmacksverstärkern voll.

"Pasta mit Sauce, eine schnelle Pizza, das belegte Brötchen und als Nachspeise noch das Marzipanhörnchen vom Bäcker. Für den Körper ist solches Essen Schwerstarbeit", erklärt Ernährungs-Coach Kerstin Geissler.

Endgegner

Doch selbst, wer mittags vorbildlich Salat speist, kann ab 14:30 Uhr dem Endboss begegnen: der prallen Snackbox, die jeden Nachmittag ruft und der wir maximal zehn Minuten widerstehen können, bevor wir zwischen drei zerfetzten Snickers-Packungen wieder zu uns kommen und schamesrötlich vorm Bildschirm in uns zusammensinken.

"Wenn der Heißhunger kommt, muss es schnell gehen. Dann hat man eine Tafel Schokolade verschlungen, ohne es zu bemerken", weiß auch Kerstin Geissler. "Natürlich darf man nicht vergessen, dass wir unterbewusst immer auf der Suche nach dem nächsten Kick sind. Ein Stück weit kann die Schokolade uns betäuben und ablenken." Besonders an stressigen Tagen eine fiese Falle.

Aber warum ist das so?

Die nachmittägliche Fressattacke hat folgende Hauptgründe:

Zum einen nutzt sich unsere Willensstärke allein durch die schiere Anzahl der getroffenen Entscheidungen ab, so dass wir mit Fortschreiten des Tages der Verführung immer weniger entgegen zu setzen haben. Der englische Fachbegriff dafür lautet "decision fatigue".

Zum anderen haben Forscher der Florida State University herausgefunden, dass unsere abnehmende Willenskraft fatalerweise auch mit dem Blutzuckerspiegel zusammenhängt. "Selbstkontrolle erfordert ein gewisses Maß an Glukose, um unbeeinträchtigt funktionieren zu können", heißt es in dem Papier. Und genau die fehlt dann.

Zudem überfordere ein üppiges Mittagessen laut Ernährungs-Expertin den Körper nun mal einfach: "So entsteht übrigens die Müdigkeit und Konzentrationsschwäche – das klassische Mittagstief."

Wenn also nach einem opulenten Mahl der kleine Hunger vorbeikommt und seinen großen Bruder mitbringt, haben wir unbewusst schon längst eine Hand in der Kiste.

Was also tun, wenn die Box lockt?

1. Das Richtige essen:

"Vorbeugen kann man wirklich am Besten, in dem man seinem Körper 'echte Nahrung' gibt. Ich spreche da vor allem von frischem Obst und Gemüse und nur wenig weiterverarbeiteten Lebensmitteln", sagt die Expertin. Okay, ein Salatkopf ist kein Snickers. Aber ein (grüner) Smoothie kann dem kleinen Hunger durchaus den Stinkefinger zeigen. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass nicht nur ungesunde Gelüste weniger werden oder verschwinden, sondern sich auch das allgemeine Wohlbefinden deutlich steigert."

2. Genug trinken:

Klingt sehr simpel, soll aber wirken. Kerstin Geissler: "Wasser trinken und kurz innehalten hilft. Oft verwechseln wir Hunger mit Durst. Wir bestehen größtenteils aus Wasser und unsere Zellen sind darauf angewiesen, um optimal zu funktionieren." Also erst mal ein paar Schlucke nehmen.

3. Sich vorbereiten:

Auch, wenn man keine Eintöpfe kochen mag: Snacks gehen fast immer und sind einfacher. Wer absolut keine Lust hat, selbst Küchen-Action zu machen, kann auch was kaufen: "Mittlerweile hat jeder Biomarkt eine Rohkost-Ecke und auch immer mehr Drogeriemärkte bieten verschiedene Riegel und Co. an", weiß Geissler.

Letztlich ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören – rechtzeitig, bevor die Heißhunger-Attacke kommt – und unseren Menschenverstand zu nutzen. Wir wissen schließlich alle, dass Eisbein, Currywurst und Schnipo kein gutes Mittagessen sind. Und auch, wer zwischendurch mal was isst, braucht sich laut Kerstin Geissler eben nicht selbst zu kasteien. "Snacken kann man trotzdem! Man muss nur wissen, wie."