In der Mojave-Wüste im Westen Nordamerikas, etwa 80 Kilometer südwestlich von Las Vegas, stehen beinahe 350.000 Spiegel. Sie alle sind der Sonne zugewandt, damit sie das Licht auf einen von drei Solartürmen reflektieren und dort eine konzentrierte Hitze von mehr als 500 Grad und mithilfe von Dampfturbinen Strom erzeugen.

Als das Sonnenwärmekraftwerk Ivanpah Anfang 2014 eröffnete, war es die größte Solaranlage der Welt. Mehr als zwei Milliarden US-Dollar hat es gekostet, 140.000 Haushalte kann es mit erneuerbarem Strom versorgen. Das Kraftwerk, das mit vollem Namen Ivanpah Solar Electric Generating System (ISEGS) heißt, gilt damit als wichtiger Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Bis heute bleibt es das weltweit größte solarthermische Kraftwerk.

Die schiere Größe der Spiegellandschaft übt vor allem von oben betrachtet eine adverse Faszination aus: ein blauer Tupfer technischer Konstruktion in einer ansonsten kahlen Wüstenlandschaft. "Fast so, als wäre man auf einem fremden Planeten in einem Science-Ficiton-Film", sagt Bernhard Lang. Er hat das ISEGS aus der Vogelperspektive fotografiert und zeigt, dass Hunderttausende Spiegel auch etwas Ästhetisches an sich haben können.

Zwischen Nutzen und Schönheit

Seit fast zehn Jahren beschäftigt sich der Fotograf aus dem baden-württembergischen Crailsheim mit Luftbildaufnahmen. Für sein Projekt Aerial Views setzt er sich in Sportflugzeuge, Ultraleichflugzeuge oder Helikopter und fotografiert vom Menschen geprägte Landschaften. Darunter waren schon norwegische Fischfarmen, niederländische Tulpenfelder oder mit Sonnenschirmen besetzte Strände italienischer Badeorte. "Ich versuche, den Eingriff des Menschen in die Welt darzustellen und sichtbar zu machen", sagt der 50-Jährige.

Mit ihren etwa 124.000 Quadratkilometern Fläche gehört die Mojave-Wüste eher zu den kleinen Wüsten des Planeten. Was sie ideal für ein riesiges Sonnenwärmekraftwerk macht, ist das dort herrschende Klima. Die meiste Zeit des Jahres strahlt die Sonne aus einem wolkenlosen Himmel. In einem Jahr fallen im Durchschnitt weniger als 25 Zentimeter Regen pro Quadratmeter und wenn es doch einmal regnet, fällt die Hälfte des gesamten Jahresniederschlags in wenigen Stunden. Teil der Mojave-Wüste ist außerdem das legendäre Tal des Todes (Death Valley), das mit Temperaturen mit bis zu 56 Grad zu den heißesten und trockensten Orten der Erde zählt.

Grüne Energie, aber auf wessen Kosten?

In dieser Landschaft stehen sie also. Hunderttausende Sonnenspiegel, die sich mit dem Stand der Sonne automatisch drehen und kippen. Auf etwa 30 Jahre ist die Anlage ausgerichtet. So lange wird die Lebenszeit geschätzt, in der sie laut Angaben der Betreiber Bright Source Energy und Bechtel Corporation etwa 13,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen soll. So viel Kohlendioxid stieß etwa das Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg im Jahr 2016 aus. Neben den offensichtlichen Vorteilen erneuerbarer Energien für die Umwelt und das Klima, verzeichnen Tierschützer*innen aber auch Nebenwirkungen.

Tatsächlich sollen sich laut dem Wall Street Journal Tausende Vögel, die durch die extreme Hitze um die Solartürme fliegen, immer wieder die Federn versengen, mit Gebäudeteilen kollidieren oder sich im Spiegelmeer verirren und verenden. Unter anderem zählen Falken, Taucher und Habichte zu den hiesigen Vogelarten. Das Unternehmen Bright Source Energy hat bereits 1,8 Million US-Dollar in einen Fond eingezahlt, der das Vogelproblem lösen soll, unter anderem Maßnahmen zur Eindämmung von Abfall und Wasser, um keine Vögel anzuziehen. Auch spezielle LED-Lampen und abschreckende Schallwellen werden eingesetzt.