In der portugiesischen Region Pedrógão Grande, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon, brach am Samstag ein Feuer im Wald aus. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Temperaturen über 40 Grad Celsius. Der Auslöser war offenbar ein Blitzschlag. Das Feuer verbreitete sich rasend, kesselte Menschen auf Schnellstraßen ein, umschloss ganze Dörfer.Mindestens 62 Menschen sind dabei bisher ums Leben gekommen. Die Feuerwehr ist mit 900 Menschen, 300 Fahrzeugen und zwei Löschflugzeugen im Einsatz. Das Feuer wütet immer noch auf großen Flächen. Es ist eines der schwersten Waldbrandunglücke, die es je in Portugal gab.

Was Waldbrände so gefährlich macht

Ein Blick auf den Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes zeigt: Auch in Deutschland ist das Waldbrandrisiko derzeit sehr hoch. Während am heutigen Montag vor allem Regionen in Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg gefährdet sind, zeigen die Warntafeln für morgen bis auf die nördlichsten Regionen im ganzen Land hohe bis sehr hohe Gefahr.

Das Risiko eines Waldbrandes erhöht sich je nach Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Aber auch die Windstärke und die Niederschlagssumme spielen eine Rolle. Pauschal lässt sich sagen: je trockener und wärmer das Wetter, desto höher die Waldbrandgefahr. "Waldbrände entstehen, wenn der Feuchtegehalt des Brennmaterials, also der Bodenvegetation, niedrig ist und eine Zündquelle mit ausreichend hoher Energie da ist", erklärt Klaus-Peter Wittich, Experte für Waldbrände beim Deutschen Wetterdienst. Eine Zündquelle mit Temperaturen ab 250 Grad Celsius reichen dafür aus. Zur Veranschaulichung: Schon eine Streichholzflamme kann 600 Grad Celsius und mehr aufweisen.

Wenn es zu Waldbränden kommt, sind sie laut Wittich gerade bei hohen Windgeschwindigkeiten schwer kontrollierbar. Dann komme es auch auf die Geschwindigkeit der Feuerwehren an. "In Deutschland gilt die Faustregel, dass Brände spätestens 30 Minuten nach Brandausbruch bekämpft werden sollten, damit sie beherrschbar bleiben", sagt Wittich.

Bei den Feuerwehren weiß man um diese Brisanz. "Waldbrände gehören zu gefährlichsten Schadensfeuern. Sie können sich, sofern sie nicht rechtzeitig gemeldet und bekämpft werden, schnell ausbreiten. Dabei zerstören sie nicht nur gewaltige finanzielle Werte – Holzbestände –, sondern auch den Lebensraum für die verschiedensten Lebewesen", schreibt etwa die Freiwillige Feuerwehr Eggebek. Je nachdem, wie stark und ausgebreitet das Feuer sei, können dabei wie in Portugal viele Menschen und Tiere in Gefahr geraten, wenn sie etwa von den Flammen eingekesselt werden.

In Deutschland gibt es zur Gefahrenabwehr sogenannte Waldbrandzentralen. Sie überwachen den Wald mithilfe aktueller Technik, darunter Funktürme, Hitzesensoren und 360-Grad-Kameras. Sie arbeiten mit Leitstellen der Feuerwehr zusammen. Gibt es Anzeichen für einen Waldbrand, wird sofort ein Alarm ausgelöst, damit die Feuerwehr schnell ausrücken kann.

In Brandenburg, wo sich etwa drei Drittel aller deutschen Waldbrände ereignen, wird mit dem sogenannten Fire Watch ein zusätzliches Früherkennungssystem unterhalten (PDF). 109 optische Sensoren überwachen laufend alle Waldflächen in Brandenburg. Sie sind auf Feuerwachtürmen oder Mobilfunktürmen montiert. Zudem gibt es in Brandenburg elf Waldbrandzentralen, welche die rund 1,1 Millionen Hektar Wald schützen sollen.

Wer derzeit in den Wald geht, sollte ein paar Dinge beachten

Die Umweltorganisation WFF schreibt in einer Studie zu Waldbränden von 2012 (PDF), dass weltweit nur vier Prozent aller Waldbrände natürliche Ursachen haben. "In allen anderen Fällen ist der Mensch – sei es direkt oder indirekt, sei es fahrlässig oder vorsätzlich – verantwortlich für den Brand. Oft kann sich der Wald nicht mehr selbstständig von den Folgen des Brandes erholen. Nicht selten sind die verbrannten Flächen und damit das gesamte Ökosystem mit den darin lebenden Pflanzen und Tieren unwiederbringlich verloren."

In Deutschland sind vor allem Wälder gefährdet, in denen es ein hohes Kiefernaufkommen gibt, sie sind anfälliger für Feuer als Laubbäume. Laut WFF entsteht ein Waldbrand in drei Phasen:

  1. Meist entzünde sich zunächst das Gras und der trockene Unterwuchs.
  2. Dann komme es zu einem Bodenfeuer, das noch leicht bekämpft werden könne.
  3. Wenn es zu einem Lauffeuer auswächst, könne es auf die Baumwipfel überspringen. Das führe rasch zu einem Kronenfeuer und zu einer schnellen Ausbreitung der Flammen. Kronenfeuer ließen sich deutlich schwerer bekämpfen und wüchsen leicht zur nächsten Stufe, einem sogenannten Totalbrand, an. Dieser könne so gut wie nicht mehr gelöscht werden.

Brennende Zweige, die mit der Thermik des Brandes in Bodennähe getragen werden, können auch neue Feuerquellen entzünden, es kommt zum sogenannten Flugfeuer. Laut Experte Wittich kann das Feuer so leicht Strecken von 100 Metern und mehr überwinden, sogar Straßen überqueren. "Dann hat man keine Chance mehr", sagt Wittich.

Auch wenn die Natur die natürliche Übermacht behält und hier wie auch in Portugal ein Blitzschlag einen solchen schweren Brand auslösen kann, gibt es Dinge, die Waldbesucher*innen beachten sollten. Wer sich im Wald befindet, sollte insbesondere in der warmen Jahreszeit laut der Waldbrandzentrale Brandenburg:

  • ... kein Feuer machen. Also nicht Grillen, kein Lagerfeuer errichten, auch nicht in Fluss- oder Seenähe.
  • ... das Rauchverbot beachten. Keine. Kippen. Im. Wald.
  • ... den Wald sauber halten. Keinen Müll auf den Waldboden werfen.
  • ... Zufahrten freihalten. Keine Waldeinfahrten zuparken oder das Auto auf entzündlichen Untergründen abstellen.

So kann das Waldbrandrisiko trotz hoher Gefährdung gering gehalten werden. Wer im Wald auf einen Brand aufmerksam wird, oder Anzeichen erkennt, sollte sofort unter 112 die Feuerwehr kontaktieren und ihr den genauen Ort, das Ausmaß und die Art des Brandes (Erd-, Boden-, Baumwipfelfeuer) mitteilen.