Stell dir Folgendes vor: Du bist durstig. So richtig durstig. Um diesen Durst zu stillen, würdest du gerne beim Supermarkt ums Eck eine Flasche Sprudelwasser kaufen. Das wolltest du schon dein Leben lang, aber es wurde dir gesetzlich verboten. Warum? Weil du blaue Augen hast. Eine Tatsache, an der du nichts ändern kannst. Aber Leute finden das falsch und sind von dir angewidert, sagen dir, dass du irgendwas Perverses mit der Sprudelflasche vor hättest. Sie sagen, dass du nicht normal bist, dass du nicht das Recht auf dieses Wasser hast, einfach weil es mehr Menschen mit braunen Augen gibt. Nur die sollen eine Flasche Wasser mit Sprudel kaufen dürfen.

Während dir aufgrund deiner blauen Augen ein Haufen Negativität und Ablehnung entgegengeworfen wird, sehnst du dich weiter nach Wasser mit Sprudel. Du guckst sehnsüchtig durch die Scheibe ins Innere des Supermarkts und musst dein Leben lang zusehen, wie sich einer nach dem anderen, deine durstigen Freund*innen, Familie, Bekannte, auch völlig Fremde so eine Wasserflasche kaufen, einfach so. Sie dürfen das, für sie ist es legal und normal, schließlich haben sie braune Augen. Und du? Du hast weithin Durst und kannst nichts dagegen tun. Du kannst nicht verstehen, wie dir dein eigenes Land dieses Wasser aufgrund deiner Andersartigkeit, für die du nichts kannst und die so irrelevant ist, verbietet.

Vielleicht kämpfst du sogar schon seit Jahren für das Recht auf Sprudelwasser, trittst NGOs und Vereinen bei, sammelst Unterschriften und versuchst Überzeugungsarbeit zu leisten. Trotzdem stößt du fortlaufend auf taube Ohren, wirst mit der Zeit wütender und verbitterter, weil es eigentlich so verdammt einfach wäre, diese seltsame Diskriminierung zu beenden. Es tut trotzdem niemand.

eine Abstimmung im Parlament. Fertig. Das, was du immer schon wolltest, ist jetzt Wirklichkeit. Du bist endlich nicht mehr durstig und kannst genauso das Wasser trinken, von dem alle anderen schon seit vielen, vielen Jahren trinken durften.