Unter dem Hashtag #haarespenden sind in den sozialen Netzwerken viele Fotos von Haarspenderinnen zu finden. Lisa Heller (24) aus Gerhardshofen ist eine von ihnen. Sie selbst ist dank eines Facebook-Posts überhaupt erst auf die Idee gekommen zu spenden. Ohnehin hatte Lisa schon seit längerer Zeit vor, eine neue Frisur auszuprobieren. "Warum sollte ich meine Haare entsorgen lassen, wenn sie wiederverwendet werden können?", sagt sie.

Auf einen Schlag kamen beim Friseur dann 30 Zentimeter ab, anschließend ließ Lisa sich das abgeschnittene Haar einpacken, um es an die Initiative haare-spenden.de zu verschicken:

"Der Friseur hat sich sehr dafür interessiert und sich Mühe dabei gegeben, die Haare abzumessen und nicht zu verschwenden." Es gibt auch Friseure, die den Versand der Haare

übernehmen oder sogar kostenlos schneiden. Voraussetzung für eine Spende ist, dass das Haar mindestens 25 Zentimeter lang und gesund ist. Auch gefärbtes Haar kann gespendet werden.

Wie und wo kann ich spenden?

Es gibt viele Hilfsorganisationen, die Haarspenden annehmen. Sie gehen unterschiedlich vor. Manche konzentrieren sich darauf, die Perücken direkt Menschen zukommen zu lassen, die sich selbst keine leisten können. Andere wiederum starten Auktionen, bei denen die Perücken deutlich über Wert verkauft werden, und lassen Betroffenen dann das Geld zukommen. Außerdem gibt es Firmen, die grundsätzlich Haare kaufen, so kann man den Erlös flexibel einer Hilfsorganisation seiner Wahl zukommen lassen.

Bei der Initiative haare-spenden.de, an die Lisa sich gewandt hat, gehen jährlich etwa 10.000 Haarspenden ein, etwa 90 Prozent davon aus Europa. Der Kunde kann sich im Haarlager der Initiative seine neuen Haare aussuchen. Max Rieswick ist Gründer von haare-spenden.de und erklärt, dass sie eine große Auswahl an Perücken anbieten möchten und momentan auch dazu in der Lage sind: "Wir können heute jeden mit Zweithaar versorgen, der durch eine Krankheit seine eigenen Haare verloren hat, und berechnen unseren Kunden für das gespendete Haar keinen Cent. Das können wir allerdings nur so lange, wie wir ausreichend Haarspenden zugeschickt bekommen."

Wichtig ist, dass man beim Versenden der Haarspende auf eine gute Verpackung achtet. Am besten funktioniert es, indem man die Haare in regelmäßigen Abständen mit kleinen

Gummibändern fixiert und den Zopf in mehrere Lagen Papier oder Küchenrolle einwickelt. Es eignen sich harte Briefumschläge und kleine Päckchen.

Warum soll ich spenden?

Egal ob erwachsen oder Kind: Nach dem Verlust der eigenen Haare leidet das Selbstwertgefühl eines Menschen enorm. Die Gründe sind vielfältig: Haarverlust kann Folge einer Chemotherapie oder schweren Verbrennung sein, aber auch genetisch bedingte Ursachen haben. Beispielsweise leiden allein in Deutschland mehr als eine Million Menschen an einer Autoimmunerkrankung namens Alopecia areata, die innerhalb weniger Wochen dazu führen kann, dass die komplette Körperbehaarung ausfällt.

Ich werde meine Haare erneut spenden, wenn sie wieder so lang sind." – Haarspenderin Lisa Heller

Perücken können dabei helfen, das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Nur Echthaarperücken machen einen realistischen Eindruck, sind aber teurer als die, die von den Krankenkassen bezuschusst werden. Die Preise für Echthaarperücken beginnen im Schnitt bei 1.200 bis 1.400 Euro. Hierbei handelt es sich häufig um indisches Tempelhaar, das, wie der Name schon verrät, in indischen Tempeln von Gläubigen geopfert wird. Der Nachteil ist, dass dieses Haar oft chemisch aufbereitet wird, um die Haarstärke und -farbe von europäischem Haar nachzuahmen. Durch den Einsatz von Bleich- und Färbemitteln leidet jedoch die Qualität der Haare, und es können Allergien ausgelöst werden. Achtet man darauf, dass die Perücken aus europäischem Echthaar gefertigt werden, steigt der Preis auf bis zu 3.500 Euro. Die Sätze der Krankenkassen für eine Kostenübernahme sind festgelegt: Nach einer Chemotherapie kann man mit 220 bis 500 Euro Zuschuss rechnen, bei einer Langzeitbehandlung mit 350 bis 915 Euro. Selbst Perücken aus Synthetikfasern, die einen ansatzweise realistischen Eindruck machen, beginnen preislich bei 600 bis 700 Euro, sind qualitativ jedoch nicht mit Echthaarperücken vergleichbar.

Lisas Umfeld hat sehr positiv auf die neue Frisur und die Aktion reagiert: "Meine Mutter war nur anfangs skeptisch, ob ich wirklich so viel abschneiden lassen will." Nun ist Lisa sich sicher: "Ich werde meine Haare erneut spenden, wenn sie wieder so lang sind."