Immer wieder werden Meerestiere mit großen Mengen an Kunststoff im Bauch an die Strände gespült. Wale zum Beispiel verschlucken das Plastik und verhungern – denn der Magen ist zwar voll, doch mit wichtigen Nährstoffen werden sie nicht versorgt. Der WWF schätzt die Anzahl auf Zehntausende tote Tiere jährlich.

Mehr als fünf Billionen Plastikteile sind in den Ozeanen verteilt. Das Problem: Plastik lässt sich nicht so einfach wieder aus der Welt schaffen. Schätzungen von Expert*innen, wie lange der Kunststoff haltbar ist, reichen von 450 Jahren bis unendlich. Selbst im Grundwasser ist mittlerweile Mikroplastik enthalten. So isst und trinkt im Schnitt jede*r von uns täglich fünf Gramm Kunststoff.

Je nach Zusammensetzung des Materials können die Inhaltsstoffe, die wir über Lebensmittel und Getränke aufnehmen, negative Auswirkungen auf unseren Organismus haben: Krebsfördernde Effekte, hormonverändernde Prozesse und Vergiftungen sind in diesem Zusammenhang bekannt.

Woher kommt der ganze Plastikmüll überhaupt?

Obwohl diese Auswirkungen mittlerweile bekannt sind, ist Plastik weiterhin gefragt. Der größte Bedarf für Kunststoff ist derzeit in der industriellen Produktion von Verpackungen. Die Hälfte aller globalen Plastikabfälle stammt von hier. Wiederverwendbare Gefäße aus recycelter Pappe und kompostierbare Verpackungen aus Ernteresten stünden zur Verfügung. Doch viele Unternehmen entscheiden sich weiterhin für die schädliche Variante aus Erdöl.

Neben der Produktionsweise von Unternehmen spielt aber auch unser Konsum eine Rolle. 37,6 Kilogramm Plastikabfall entstehen pro Deutsche*r  und pro Jahr. Auch hier machen Verpackungen den Großteil aus: Gurken in Kunststoffhülle, geschälte und geschnittene Melone in der Wegwerfbox und Kaffee im Einmalbecher. Selbst Taschen können wir in Kunststoffhüllen kaufen. All diese Verpackungen sind nicht notwendig. Es gibt Strategien, um Plastik zu umgehen.

Um es bewusst zu vermeiden, müssen wir es erkennen: Was ist Plastik eigentlich?

Plastik klang zu Beginn seiner Verwendung nach einer ziemlich guten Idee. Das Material, das meist aus Polyethylen besteht, kann vielfache Formen annehmen, Eigenschaften und Zwecke erfüllen. Es bricht nicht, wiegt nicht viel, ist flexibel, wärmebeständig, günstig und sehr haltbar. Letzteres ist zum Problem für die Umwelt geworden.

Um uns diesem Trend entgegen zu stellen, müssen wir Plastik aber erst einmal in seiner Breite erkennen. Durchsichtige Plastiktüten zu vermeiden, ist vergleichsweise einfach. Sie können zum Beispiel durch einen permanenten Stoffbeutel oder ein Obstnetz beim Einkauf ersetzt werden. In der Praxis ist das noch nicht ganz angekommen. In Deutschland wurden 2018 noch mehr als zwei Milliarden Plastiktüten konsumiert. Pro Kopf sind das 24 Tüten, 2016 waren es noch 45.

Nicht alle Kunststoffe sind wie Plastiktüten auf den ersten Blick erkennbar. Vor allem, wenn es beispielsweise um Kleidung oder Kosmetik geht. Hier heißt es: Etiketten lesen. Hat der neue Pullover Bestandteile wie Polyester, Polyamid, Elasthan oder Acryl, wird beim Waschen Mikroplastik ins Wasser gegeben und somit schließlich auch ins Meer. Mikroplastik sind Teilchen, die nicht größer als fünf Millimeter sind. Obwohl es Waschbeutel und Waschfilter gibt, die eine Mikroplastikbelastung verringern sollen, ist aktuell die einzige umfassende Lösung, diese Bestandteile beim Kauf zu vermeiden.

In der Kosmetik wird Mikroplastik als Peelingbestandteil verwendet oder um dem Produkt eine cremigere Struktur zu geben. Eine ganze Reihe von Fachbegriffen weist auf Kunststoffbestandteile hin:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Dimethiconol
  • Methicone
  • Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmethacrylate (PMMA)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethyleneglycol (PEG)
  • Polyethylenterephthalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polypropyleneglycol (PPG)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)
  • Siloxane

Auswendig lernen musst du diese Begriffe nicht. Zertifizierte Naturkosmetik zum Beispiel ist frei davon. Bei anderen Produkten helfen Apps wie Beat the Microbead und Code Check. Einfach den Strichcode scannen und sich die Inhaltsstoffe anzeigen lassen.

Schritt 1: Vermeiden

In der Küche lässt sich Plastik durch Wassersprudler vermeiden. Deutsches Leitungswasser hat eine sehr hohe Qualität, teils besser als das von Mineralwasser in Flaschen. Wer nicht auf die Kohlensäure im Getränk verzichten möchte, kann mit Wassersprudlern aus Aluminium und Glas auch weiterhin Sprudel trinken und vermeidet dabei Plastik.

Auch bei Lebensmitteln kann auf Plastik verzichtet werden: Beim Einkauf auf dem Wochenmarkt oder in der Unverpacktabteilung größerer Supermärkte.

Im Badezimmer kannst du feste Shampoos und Seifen nutzen. Die werden ohne Plastikverpackung verkauft. In ihrer Wirkung sind sie genauso effektiv wie die herkömmlichen Flüssigprodukte und zum Reisen sogar noch praktischer, da sie nicht auslaufen.

Für den Wohnungsputz können Reiniger in Glasflaschen oder selbstgemachte Mittel verwendet werden. Ein großer Wassereimer mit einem Schuss Apfelessig reinigt umweltfreundlich und günstig Bad, Küche und Böden.

Schritt 2: Reduzieren

Wenn es dir in manchen Bereichen besonders schwer fällt, auf Plastik zu verzichten, versuche deinen Konsum zu reduzieren. Soll es doch das Softgetränk sein, hilft es schon, die Mehrwegflasche statt der Einwegflasche zu kaufen. Magst du deinen Kaffee am liebsten to go, ist ein permanenter Kunststoffbecher sinnvoll. Am umweltfreundlichsten sind Alternativen aus abbaubaren Materialien wie Bambus.

Ist ein Gerät aus Kunststoff defekt, überlege erst, ob es repariert werden kann. Hilfe gibt es in sogenannten Repair-Cafés in fast allen größeren Städten. Auch das reduziert deinen Kunststoffkonsum.

3. Schritt 3: Wiederverwenden

Solltest du dich beim Reduzieren oder Vermeiden schwer tun, achte darauf, dass dein Kunststoff wiederverwendet ist und wiederverwendet wird. Das kannst du mit mehreren Maßnahmen sicherstellen. Packungen, zum Beispiel bei Spülmittel, geben an, ob sie aus recyceltem Kunststoff bestehen. Ist das der Fall, ist die negative Auswirkung auf die Umwelt geringer. Wenn du die leeren Spülmittelflaschen ordentlich trennst und im geeigneten Müll entsorgst, kannst du mithelfen, dass sie wiederverwendet werden.

Die Recyclingquote liegt in Deutschland bei 66 Prozent. Das ist höher als in einigen anderen europäischen Ländern. Der Wert beschreibt allerdings die Gesamtmenge, die bei Recyclingstationen ankommt, deshalb vermuten Expert*innen vielmehr eine Quote von 40 bis 50 Prozent. So ist es unter Umständen sinnvoller, bei einem geringen Plastikkonsum selbst upzucyclen – Gegenstände also für einen neuen Zweck weiterzuverwenden. Große Plastikbehälter für Eis oder Joghurt können beispielweise als Blumentöpfe umfunktioniert werden. Nach dem Ausspülen einfach ein paar Löcher einstechen und mit Erde und Saat befüllen. Online findet ihr viele weitere Tipps und Tricks für DIY-Projekte zur Plastikvermeidung.