Würdet ihr von euch sagen, ihr arbeitet zu viel? Ich auch. Es ist nicht nur gefühlt zu viel für uns: Wenn wir zu lange arbeiten, leidet unsere Gesundheit. Das wisst ihr schon längst? Ich auch.

Jetzt ist es aber wissenschaftlich gestützt. Und es gibt auch eine Zeitangabe: Alles über 39 Stunden pro Woche schadet uns, wie australische Forscher*innen herausgefunden haben.

Die Australian National University hat in einer Studie über Einkommen und Arbeitsdynamik über 8.000 Personen befragt. "Lange Arbeitszeiten zerfressen die mentale und in Folge auch die körperliche Gesundheit der Menschen", sagte die leitende Wissenschaftlerin Huong Dinh zu Daily Mail. "Es lässt ihnen weniger Zeit, vernünftig zu essen und sich um sich selbst zu kümmern."

Frauen sind im Alltag mehr gefordert

Im Schnitt arbeiteten Vollzeitbeschäftigte in Deutschland im Jahr 2015 laut des Statistischen Bundesamts 41,4 Stunden – Überstunden oder Wochenenddienste nicht mit eingerechnet. Der europäische Durchschnitt liegt bei etwa 48 Wochenstunden.

Zu viel, sagen die Wissenschaftler*innen – vor allem für Frauen. Sie tragen laut der Studie außerhalb der Arbeitszeit mehr Verantwortung als Männer; und sind somit mehr gefordert.

Die Forscher*innen untersuchten anhand eines Punktesystems das Glück und die Zufriedenheit der Arbeitnehmer*innen und verglichen diese Werte mit weiteren Faktoren, einschließlich Ethnie, Haushaltseinkommen, Familienstand und gesundheitlichen Aspekten, wie etwa Rauchen. Das Ergebnis: wer zu viel arbeitet, leidet unter gesteigerter Nervosität und Depression.

Aber Vorsicht: Zu wenig Arbeit macht auch krank

Eine überraschende Erkenntnis: Auch Menschen, die zu wenig arbeiten – ja, richtig gelesen – leiden unter einer schlechteren psychischen Gesundheit. Erst bei 39 Stunden pro Woche würde die geistige und daher auch die körperliche Gesundheit nicht beeinträchtigt. Je höher die häusliche Belastung nach Feierabend, desto früher verschlechtert sich der Zustand.

Die Forscher*innen geben zu bedenken, dass eine straffe gesetzliche Begrenzung der Arbeitsstunden pro Woche helfen könnte. Wenn man dies bei Frauen und Männern unterschiedlich anwende, sei dies vor allem im Sinne der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Männer sollten laut Dinh die höhere Arbeitsbelastung der Frauen im Job und Haushalt ausgleichen.

Dinh plädiert deshalb dafür, die optimale Arbeitszeit nach dem Geschlecht zu trennen: Die maximale Arbeitszeit, um die Gesundheit nicht zu strapazieren, sei demnach 43,4 Wochenstunden für Männer und 38 Wochenstunden für Frauen. Zumindest so lange, bis Männer sich mehr in Dinge wie Hausarbeit und Kindeserziehung einbringen.

Aber weil wir von solchen Regelungen wohl noch eine Weile entfernt sind und unsere Gesundheit dennoch wichtiger bleibt, als alles andere, ist hier ein Mustersatz für kommende Verhandlungen über die Wochenstunden mit dem*der Arbeitgeber*in: "Wer zu viel arbeitet, ist unproduktiv." Einen Versuch ist's wert.