Wäre Tofu nicht einfach nur ein Lebensmittel, könnte es einem richtig leidtun. Denn sein Ruf ist verschrien und sein Selbstbewusstsein würde ganz schön leiden.

"Tofu? Das sind doch die weißen, geschmacksneutralen Brocken, die in asiatischen Suppen schwimmen. Oder die in Form von Chicken Wings gepresst in Supermärkten dann als Fleischersatzprodukt beworben werden!" So lautet der allgemeine Tenor bisher.

Tofu gibts auch auf Hedonistisch

Das darf, soll und kann nicht so bleiben – spätestens dann nicht mehr, wenn du deine Vorurteile ausradiert, die Kunst der Tofurei erlernt und seine Geschmacksvielfalt für dich entdeckt hast. Und das gilt für alle Gourmets und Hobbyköch*innen – ob omnivor, ovo-lakto-vegetarisch, vegan oder sonst was.

Tofu sollte als ein wichtiger Bestandteil auf dem Speiseplan verstanden werden. So wie es im asiatischen Raum der Fall ist, wo der Tofu bekanntlich herkommt. Dort wird das eiweißreiche Sojaerzeugnis nämlich nie nur als sogenanntes Fleischersatzprodukt serviert, sondern in den verschiedensten Variationen verarbeitet und verkocht. Seine umstrittene Geschmacksneutralität wird in der asiatischen Küche gefeiert – eben weil das Produkt so wandelbar und vielfältig ist. Zum Beispiel in der Ramen-Suppe mit Ei und Rindfleisch würzig verkocht. Oder mit Sirup als Dessert genossen.

Man könnte sogar behaupten: Eben diese Neutralität ist der entscheidende Vorteil des Tofus. Denn Tofu schmeckt sowohl in der scharfen Suppe sowie angebraten zu Gemüse oder auch süß zum Frühstück. Der Schlüssel ist also die Würzung und Kombination des Tofus. Genauso wie bei anderen Lebensmitteln. Das Stück Fleisch isst du ja auch nicht ohne alles, oder?

Vielfältig und umweltfreundlich

Auch aus umweltschonenden Gründen empfiehlt es sich, öfter zum Tofu zu greifen und gleichzeitig seinen Fleischkonsum zu reduzieren. Denn im Gegensatz zu einem Stück Fleisch aus dem Supermarkt, das bis zu 335 Kilogramm Kohlendioxid produziert, lassen sich eiweißreiche Alternativen im Durchschnitt lediglich 3,8 und 2,4 Kilogramm Kohlendioxid zu Schulden kommen.

Nicht überzeugt? Weil "Tofu böse ist, da für den Soja-Anbau in Brasilien die Regenwälder abgeholzt werden." Pardon, aber auch dieses Argument kann dem Tofu nichts anhaben. Denn laut WWF dient 80 Prozent des weltweiten Soja-Anbaus der Futter-Produktion für eben die Tiere, welche dann geschlachtet und in Form von Wurst, Steak oder Geschnetzeltem auf deinem Teller landen. Und nicht in Form von Tofu. Nur zehn Prozent des Soja-Anbaus werden tatsächlich zu Lebensmitteln verarbeitet. Davon werden wiederum 90 Prozent für die Herstellung von Margarine verwendet. Die wahren Umweltzerstörer*innen sind also jene, die sich morgens Margarine unter die Nutella schmieren. Kleiner Scherz.

Nicht nur die Umwelt freut sich über Tofu, sondern auch deine Gesundheit. Denn Sojabohnen haben einen ziemlich großen Protein- und Nährstoffgehalt und enthalten alle Eiweißbausteine, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Deshalb eignet sich der Tofu auch viel besser als Fleischkonsum und hat dazu den Vorteil, kein Cholesterin zu enthalten.

Warum der Tofu Tofu heißt

Fun Fact: Der wichtigste Prozess bei der Tofu-Herstellung ist übrigens die Gerinnung, bei der die Sojamilch durch eine chemische Reaktion mit einer Säure ausflockt und eine feste Konsistenz annimmt. Dieser Prozess bestimmt über Feinheit, Geschmack und Konsistenz des Tofus. Daher hat das Sojaprodukt übrigens auch seinen Namen: To steht im Chinesischen für Bohne und fu für Gerinnung.

Und das Beste überhaupt: Du kannst Tofu ganz simpel in deinen eigenen vier Wänden selbst herstellen, ganz ohne die Küchenutensilien-Abteilung im Elektromarkt leerzukaufen. Also, ran ans Eingemachte!

Alles was du brauchst sind ein großer Topf, ein stabiler (Stab-)Mixer, ein feines Sieb, einen großer Holzlöffel, eine Schöpfkelle, ein grobes Geschirr- oder Mulltuch, einen leeren Joghurtbecher mit Löchern als Tofu-Pressform und einen Messbecher.

An Zutaten benötigst du nur 275 Gramm Sojabohnen und 10 Gramm Nigari, beides kannst du im Internet bestellen.

Und so gehst du vor:

  1. Sojabohnen waschen und mit 1,2 l Wasser zehn bis zwölf Stunden einweichen.
  2. 1,5 l Wasser in dem Topf zum Kochen bringen. Die eingeweichten Sojabohnen mit insgesamt 900 ml und 80°C heißem Wasser gut pürieren. Das feine Püree in den Topf mit kochendem Wasser schütten.
  3. Das Sieb mit dem Geschirrtuch auslegen und den Topfinhalt hineinschütten, Tuch zudrehen und über einem Topf auspressen. Tuch öffnen, Okara (Bohnenpüree) mit 600 ml kochendem Wasser übergießen, alles durchrühren und nochmals kräftig auspressen.
  4. Den Sojadrink bei circa 98°C zum Kochen bringen und sieben Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen. Nigari in 200 ml warmem Wasser auflösen. Mit dem Holzlöffel die Masse verrühren, dabei ein Drittel des Nigari einrühren. Den Löffel in der Mitte des Topfes halten bis die Bewegung zum Stillstand kommt, ein weiteres Drittel Nigari über die Oberfläche gießen und drei Minuten zugedeckt stehen lassen. Unter sehr langsamem Rühren das letzte Drittel unterrühren und nochmals drei Minuten zugedeckt ziehen lassen. Eventuell noch mal vorsichtig durchrühren.
  5. Ein Tuch über den Topf legen und die aufsteigende Molke mit der Kelle abschöpfen. Den Sojaquark in die mit dem Presstuch ausgelegte Form füllen und 30 Minuten mit 2,5 bis 3 kg beschweren. Den Tofu aus der Form stürzen.

Guten Appetit!