Kein Geld für die Klassenfahrt oder die angesagtesten Spielzeuge. Finanzielle Sorgen sind nicht nur Erwachsenen vorbehalten: Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung der Bertelsmann-Stiftung und einer Expertin der Universität Frankfurt von rund 3.450 Schüler*innen im Schuljahr 2017/18. Jedes zweite Kind mache sich demnach "gelegentlich, häufig oder immer" Sorgen um die finanzielle Situation der Familie.

Dabei scheint es vielen unserer Leser*innen in ihrer Kindheit nicht gestört zu haben, auf konkrete Dinge verzichten zu müssen. Vielmehr waren es die sozialen Aspekte, die ihnen bis heute in Erinnerung blieben. "Unsere Eigentumswohnung hatte Schimmel und nach der Scheidung war das Geld knapp, da die Wohnung noch abbezahlt werden musste," schreibt ein Leser. "Beides zu wuppen, ging nicht. Ich habe dann keine Freunde mehr eingeladen weil es peinlich und beschämend war." Und tatsächlich gaben auch 96 Prozent der Befragten an, genug zu essen zu haben, über genug Platz zum Spielen und in den Wohnungen über mindestens ein Badezimmer und einen Computer zu verfügen. Acht von zehn hätten zudem ein eigenes Schlafzimmer.

Scham war ein ständiger Begleiter in meiner Kindheit.

An essenziellen Dingen scheint es den wenigsten unserer Leser*innen gemangelt zu haben. Eine Leserin beschreibt eine andere Form der Armut: "Sie konnten mir alles kaufen, was ich wollte. Aber sie hatten immer wenig Zeit und wenig Nerven für meine kindlichen Bedürfnisse." Das spiegelt auch die Studie wider: Neben der Angst vor Armut spielt den Ergebnissen zufolge für viele Schulkinder auch Sicherheit eine Rolle: Fünf Prozent der 8- bis 14-Jährigen gaben an, dass sich niemand in der Familie wirklich um sie kümmere.  "Ich war mir mich selbst überlassen. Im Heim ging es mir gut, aber in der Zeit zu Hause hatte ich nichts." schreibt eine Leserin.

Bei einigen der uns erzählten Erfahrungen zeigte sich, dass die Schüler*innen ihre sichere Zuflucht sonst in der Schule fanden: "Meine Eltern haben es irgendwie geschafft, dass ich erst später (so mit zwölf) festgestellt habe, wo wir finanziell verortet waren. Das lag nicht zuletzt an meiner tollen Grundschullehrerin, die immer darauf geachtet hat, dass alle bei allen Aktivitäten teilnehmen können und Diskriminierung nicht stattgefunden hat." Die fehlende Fürsorge der Eltern scheint das größere Problem zu sein:  "Noch heute messe ich die Liebe meiner Eltern eher am Geldwert ihrer Geschenke. Das ist sehr traurig und sehr arm".