Das Thema ist nicht neu, aber immer noch aktuell: Nacktheit ist auf Instagram nicht gern gesehen. Zumindest, wenn es um Bilder geht, auf denen Geschlechtsverkehr, Genitalien, Nahaufnahmen nackter Gesäße abgebildet sind – oder eben weibliche Brustwarzen. Denn: Anders als bei männlichen Nippeln geht das soziale Netzwerk stark dagegen vor. Berühmte Beispiele: Sängerin Rihanna, die ein Magazincover mit Oben-ohne-Foto von sich postete, wurde schon zensiert, genauso wie Kim Kardashians Halbschwester Kendall Jenner, nachdem sie ein Laufstegbild mit transparentem Oberteil von sich hochlud.

In den Gemeinschaftsrichtlinien heißt es dazu nur: "Wir wissen, dass es sein kann, dass Personen Bilder von Nacktheit als künstlerische oder kreative Darstellungsform teilen möchten. Aus verschiedenen Gründen ist die Darstellung von Nacktheit auf Instagram jedoch nicht zulässig.". Auch Hashtags wie #nipple, #boobs, #boobies, #tits zensiert das Netzwerk. Lediglich Fotos, die Narben nach einer Brustamputation oder aktiv stillende Mütter zeigen, sind erlaubt. Auch Nacktheit in Fotos, die Gemälde und Skulpturen abbilden, lässt das Netzwerk durchgehen. Instagram-Chef Kevin Systrom rechtfertigt die Richtlinien damit, dass es nur darum gehe, Instagram zu "einem möglichst sicheren Ort für Teenager und Erwachsene" zu machen. Bestimmte Regeln müssten nun mal eingehalten werden, damit jede*r die Plattform nutzen könne.

Nippelprotest als Kunstform

Dass diese Handhabung und Differenzierung zwischen männlichen und weiblichen Körpern einer ziemlich rückschrittlichen Denkweise gleichkommt, steht schon seit Jahren immer wieder im Fokus. Um auf diese Doppelmoral aufmerksam zu machen, finden Nutzer*innen ständig neue Wege, weibliche Brustwarzen in die Feeds zu schmuggeln. Berühmt berüchtigt ist etwa der Account genderless_nipples, der mit Nahaufnahmen von Brustwarzen eine geschlechtliche Zuordnung verhindert. Auch die Aktion der kanadischen Künstlerin Micol Hebron ging vor ein paar Jahren viral. Sie postete eine satirische Bastelanleitung auf Facebook, damit Instagram Oben-ohne-Fotos akzeptiert: "Nehmt einfach diese Vorlage und verdeckt alle anstößigen weiblichen Brustwarzen mit gesellschaftlich akzeptierten männlichen Brustwarzen.".

Bis heute finden Kreative weltweit immer neue Ansätze, um die sexualisierenden und tabuisierenden Instagram-Richtlinien zu thematisieren. Fast vier Millionen Bilder finden sich unter dem Hashtag #freethenipple auf Instagram. Die künstlerische Umsetzung erstreckt sich mittlerweile über eine enorme Bandbreite. Fast könnte man sagen, dass sich aus dem Protest heraus eine eigene Kunstform entwickelt hat.

Kollektive wie das Nipple Magazin, gegründet von fünf Frauen aus Barcelona, bündeln in ihrem Feed zahlreiche Fotos zu dem Thema, vor Kurzem ging sogar die erste Nipple Exhibition als Insta-Story online. Ihre Mission: "Wir möchten, dass zukünftige Generationen in einer Welt aufwachsen können, in der zwischen weiblichen und männlichen Brustwarzen keine Unterschiede gemacht werden." Im Feed finden sich Bilder mit Brustaufsätzen, von Fischen bedeckte Brüste, glitzernde Brüste oder bemalte Nippel, Illustrationen, GIFs und Galerien, von Künstler*innen weltweit. Auch wenn echte weibliche Brustwarzen auf Instagram natürlich noch erstrebenswerter wären: Diese Fotos sind wirklich sehenswert.