Genau eine Woche nach dem Ende der Fußballweltmeisterschaft, in der die deutschen Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde ausschied, hat Mesut Özil auf Twitter ein dreiteiliges Statement veröffentlicht, in dem er unter anderem seinen Rücktritt aus der deutschen National-Elf bekannt gab. Özil stand in den vergangenen Monaten wegen eines Fotos in der Kritik. Es zeigte ihn gemeinsam mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Hier sind Özils Tweets:

Zunächst bezieht er sich auf das Treffen mit dem türkischen Präsidenten und erklärt, er habe das Treffen als Zeichen des Respekts gegenüber seinen türkischen Wurzeln gesehen und mit Erdoğan über Fußball und nicht Politik gesprochen. "Ich weiß, dass es nicht einfach zu verstehen ist, da in den meisten Kulturen das politische Oberhaupt nicht von der Person an sich getrennt werden kann. In diesem Fall war das jedoch anders. Ganz egal, welches Ergebnis bei der letzten Wahl herausgekommen wäre, oder in der Wahl davor, ich hätte das Bild trotzdem gemacht."

Dann richtet er sich an die Medien und (ehemalige) Sponsor*innen und erklärt, dass er durchaus mit Kritik umgehen könne, da sie ihn dazu motiviere, härter an sich zu arbeiten. Doch nachdem viel über das Bild mit dem türkischen Präsidenten diskutiert wurde, wendeten sich Sponsor*innen und Medienstimmen gegen ihn. Er bringt sein Unverständnis zum Ausdruck: "Aber was ich nicht akzeptieren kann: dass deutsche Medien meine doppelte Herkunft und ein einziges Bild für das schlechte Abschneiden bei der WM im Namen des gesamten Teams verantwortlich machen."

Deutscher bei einem Sieg, Einwanderer bei einer Niederlage

Im dritten und letzten Tweet richtet Özil sich unter anderem an den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, DFB, Reinhard Grindel und wirft diesem vor, ihn öffentlich für die schlechten Ergebnisse bei der WM in Russland verantwortlich gemacht zu haben: "In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen und Einwanderer, wenn wir verlieren." Obwohl Özil seit 2009 Mitglied der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war und verschiedene Preise für Integration bekam, fragt er: "Gibt es Kriterien, um ein ,echter' Deutscher zu sein, die ich nicht erfülle? Meine Freunde Lukas Podolski und Miroslav Klose werden nie als Deutsch-Polnisch bezeichnet, warum bin ich also Deutsch-Türkisch? Weil ich Türke bin? Weil ich Moslem bin? [...] Ich wurde in Deutschland geboren und erzogen, warum akzeptieren einige Menschen also nicht, dass ich ein Deutscher bin?"

Rassismus darf nie und nimmer akzeptiert werden!" – Mesut Özil

Er schreibt über Beleidigungen, Diffamierungen, Hass-Mails und andere Anfeindungen, die er in der Öffentlichkeit und im Privaten erfahren musste, bevor er schließlich erklärt: "Mit schwerem Herzen und nach vielen Überlegungen habe ich aufgrund der aktuellen Ereignisse beschlossen, dass ich nicht länger für Deutschland auf internationaler Ebene spielen werde, solange mir Rassismus und Missachtung begegnet. [...] Rassismus darf nie und nimmer akzeptiert werden!"

Die Reaktionen auf Özils Rücktritt

Nachdem Özil die drei Teile seines Statements im Verlauf des gestrigen Tags veröffentlichte, kamen allerhand Reaktionen darauf:

Ein Satz ist besonders bezeichnend

Rassismus in der Gesellschaft

Da muss sich was ändern

"Können wir uns jetzt endlich [...] dem offenen Rassismus [...] widmen?"