Nur noch ein letztes Mal kurz Insta checken, eine WhatsApp beantworten – dann aber wirklich Äuglein zu. Dieses Ritual spielt sich allabendlich in unzähligen Schlafzimmern ab. Was sich hingegen viel weniger abspielt: Sex. Logisch, wer auf dem Smartphone daddelt, hat weder die Hände noch den Kopf frei für genussvollen Koitus.

Konkurrenz um Aufmerksamkeit

Das Problem mit Smartphones im Bett kennt auch die Sexexpertin und Intimitätscoachin Yella Cremer aus ihrer Erfahrung. Viele würden sich über die Handynutzung des*der Partner*in beschweren. "Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie da selbst viel besser sind", sagt Yella Cremer.

Häufig wird das Handy zum Beispiel als Wecker genutzt, deshalb liegt es griffbereit auf dem Nachttisch. Dann braucht es schon ein ordentliches Maß an Willenskraft, um nicht hinzugreifen. "Smartphones und die Apps sind dafür programmiert, uns süchtig nach Neuigkeiten zu machen – und das funktioniert bei den meisten Menschen sehr gut, Stichwort Aufmerksamkeitsökonomie", erklärt Yella Cremer. "Daher ist es kein Wunder, dass viele schnell noch einen Blick in die Mails werfen und soziale Netzwerke checken."

Doch die Nutzung von Smartphones im Bett beeinträchtigt nachweislich nicht nur das Einschlafen, sondern bei Paaren auch die Beziehungsqualität. Und den Sex.

"Smartphones stören oft ganz praktisch, wenn sie neben dem Bett liegen und klingeln, summen oder vibrieren. Das macht jedes Mal neugierig und zieht die Aufmerksamkeit vom Gegenüber zum Handy", sagt Intimitätscoachin Cremer. Egal, ob du willst oder nicht und egal, ob du nachguckst oder versuchst, es zu ignorieren: Einen Augenblick lang ist die Konzentration woanders – und das reicht schon.

"Nach so einer Unterbrechung braucht man wieder Zeit, um zurück in den Moment zu kommen. Die*der andere fühlt sich oft zurückgelassen, nimmt vielleicht selber das Smartphone zur Hand und die Nähe geht endgültig flöten", erklärt Yella Cremer.

Solltest du dann auf dem Smartphone nachschauen, möchte dein*e Partner*in vielleicht wissen, was dich abgelenkt hat. Dann redet ihr also entweder über was anderes und beschäftigt euch nicht (mehr) miteinander – oder ihr redet nicht und dann schleicht sich möglicherweise ein gewisses Misstrauen ein. Beides eher suboptimal.

Smartphones im Bett – schlimmer als Fernsehen!

Einen Fernseher im Schlafzimmer zu haben, galt lange als Garant für ein uninspiriertes Sexleben. Socken und Tatort und fünf Minuten Löffelchen. Doch Smartphones im Bett sind laut der Sexexpertin noch einen Hauch schlechter für den Geschlechtsverkehr: "Das Smartphone lädt zur Interaktion ein: Schnell noch einmal liken, ein Herzchen versenden. Dagegen ist der Fernseher harmlos, denn der Film läuft weiter. Auch die Frequenz der immer neuen Nachrichten ist beim TV deutlich geringer."

Anders gesagt: Das Fernsehen lässt sich leichter ausblenden als ein blinkendes, brummendes Smartphone, das mit dem*der Partner*in um abendliche Aufmerksamkeit konkurriert.

Und niemand kann ineinander versunken kuscheln, sich zärtliche Liebesworte in die Ohrmuschel nuscheln oder sich gemeinsam in der Budapester Beinschere verlieren, wenn es auf dem Nachttisch permanent plingt und blinkt.

Doch das heißt nicht, dass dein Sexleben dem unvermeidlichen Untergang geweiht ist. Letztlich sind es nämlich Menschen, nicht Geräte, die hier die Entscheidungen treffen. So sieht es auch Yella Cremer: "Es ist nicht Schuld des Smartphones, sondern der Besitzer*innen!" Und das ist die gute Nachricht: Du hast die Wahl.

Handyfreie Zeit lohnt sich

Ja, der Griff zu Smartphones im Bett ist eine machtvolle Gewohnheit. Aber hier geht es um deine Beziehung, Nähe und Sex. Yella Cremer rät daher: "Klare Absprachen können helfen, zum Beispiel handyfreie Zeiten oder Räume." Darauf zu hoffen, dass der*die andere von allein das Smartphone beiseite legt, das sei laut der Sexexpertin wenig aussichtsreich.

Offene, ehrliche Kommunikation ist hier, wie so häufig, entscheidend: "Nicht nörgeln, sondern konstruktive Ideen vorbringen", meint Yella Cremer. Paare könnten beispielsweise spielerische Strafen vereinbaren, von denen beide etwas haben – ganz nach Be- und Vorlieben. "Auch wichtig: Sich hinterher für die handyfreie Zeit bedanken und erzählen, was anders war. So bleibt es in Erinnerung, dass sich der Handyverzicht lohnt." Dann sind Smartphones im Bett nämlich nicht das einzige, das irgendwie leuchtet und Geräusche macht.