Im September 1962 sprach der damalige US-Präsident John F. Kennedy im Football-Stadion der Rice University seine vielleicht berühmtesten Worte: "We choose to go to the Moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard." (Auf Deutsch: "Wir haben beschlossen, zum Mond zu fliegen, [...] nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist.") Zu jenem Zeitpunkt gab Kennedy damit ein Versprechen ab, dessen Umsetzung nicht allzu realistisch schien. Denn der Nasa war es bis dahin nicht einmal gelungen, eine*n Astronaut*in um die Erde zu schicken. Der UdSSR hingegen war dieser wichtige Schritt im Rennen zum Mond anderthalb Jahre zuvor geglückt – Juri Gagarin war der erste Mann im All.

Mit seiner Rede vor etwa 35.000 Menschen versuchte Kennedy, seine Zuhörer*innen davon zu überzeugen, dass das Mondprogramm nützlich war. Eine ähnliche Ansprache hatte Kennedy bereits im Mai 1961 vor den Abgeordneten und Senator*innen des US-Kongresses gehalten. Dabei hatte er versprochen, bis zum Ende des Jahrzehnts den ersten Amerikaner auf den Mond zu schicken. Kennedy kündigte großspurig an, dass "kein einzelnes Raumfahrtprojekt in diesem Zeitalter die Menschheit mehr beeindrucken wird".

Kritiker*innen warfen dem US-Präsidenten vor, mit seinem Mondvorhaben gezielt von anderen Problemen ablenken zu wollen. Denn das politische Klima in den USA war zu dieser Zeit alles andere als stabil. Die Unruhen zwischen Schwarzen und weißen Amerikaner*innen beschäftigten die Innenpolitik, manche Landesteile standen am Rande eines Bürgerkriegs. Außenpolitisch waren die USA mit dem kommunistischen China und den Befreiungsbewegungen in Südamerika, Afrika und Asien konfrontiert. Nach dem Krieg in Korea folgte Vietnam als nächster Kriegsschauplatz. Schon seit dem Zweiten Weltkrieg konkurrierten die kapitalistische USA und die kommunistischen Länder der UdSSR um die globale politische Macht. Im Kalten Krieg, der zwar nie in direkter militärischer Auseinandersetzung mündete, war der Wettlauf zum Mond ein weiterer Stellvertreter-Kampf. Wer zuerst einen Mann auf den Mond setzte, konnte sich zumindest in Sachen technischer Fortschritt als Sieger wissen. Vor diesem politischen Hintergrund stellte Kennedy den Mondflug als politisch und wirtschaftlich unverzichtbar dar.

Kennedys Traum wurde wahr

Kennedy gelang es schließlich, sowohl den Kongress als auch die Bevölkerung von einer Reise zum Mond zu begeistern. Das Budget der Nasa wurde um 400 Prozent erhöht, fast 400.000 Menschen wurden für die Arbeit am Apollo-Raumfahrtprogramm eingestellt. Für die Apollo-11-Mission wurden die Astronauten Edwin "Buzz" Aldrin, Neil Armstrong und Michael Collins ausgewählt, die sich einem rigorosen Training unterziehen mussten. Sieben Jahre, Milliarden US-Dollar und eine gigantische PR-Kampagne später erreichten die ersten Menschen nach 76 Stunden Flug die Mondoberfläche. Kennedys Versprechen war eingelöst.

Es war das erste Ereignis der Geschichte, das fast weltweit in den Medien übertragen wurde. Geschätzte 700 Millionen Menschen rund um den Globus verfolgten live im Fernsehen, wie Neil Armstrong mit den Worten "The eagle has landed" bekannt gab, dass das Landemodul Eagle auf der Mondoberfläche aufgesetzt hat. Am 20. Juli 1969 (am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr deutscher Zeit), als Armstrong auf die Leiter des Landemoduls stieg, sprach er seine berühmten Worte: "That’s one small step for man, one giant leap for mankind." (Auf Deutsch: "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit.") Wie Armstrong Jahre später in einem Interview für das Buch Chariots for Apollo zugab, fielen ihm die Worte nicht spontan ein, sondern er hatte sie sich zuvor zurechtgelegt. Eigentlich wollte er sie ein wenig anders sagen: "That’s one small step for a man, one giant leap for mankind." Vor Aufregung hatte er ein a vergessen und dem Satz damit eine leicht andere Bedeutung gegeben: Nun war nicht mehr von einem Mann, sondern vom Menschen die Rede. Kennedy blieb es verwehrt, all das mitzuerleben. 1963 war er bei einem Attentat ermordet worden.

Insgesamt blieben die Astronauten Aldrin und Armstrong 21 Stunden und 36 Minuten auf der Mondoberfläche. Davon verbrachten sie zweieinhalb Stunden außerhalb der Landefähre. In dieser Zeit sammelten sie Gesteinsproben für wissenschaftliche Untersuchungen auf der Erde, führten Bohrungen durch und hissten die US-Flagge. Pilot Collins wartete so lange in der Kommandokapsel im Mondorbit. Von Erde zu Erde dauerte die Apollo-11-Mission ein wenig mehr als acht Tage.

Meilensteine für das Fernsehen

In der Bundesrepublik Deutschland übertrugen sowohl ARD als auch ZDF das Spektakel. 27 Stunden lang berichtete der Journalist Günter Siefarth aus dem eigens gebauten WDR-Apollo-Studio, das unter anderem mit einem exakten Kabinennachbau der Mondfähre Eagle und zwei WDR-Astronauten in nachgebauten Raumanzügen ausgestattet war. Für seine Berichterstattung erhielt Siefarth den Spitznamen Mr. Apollo. Das DDR-Fernsehen hingegen übertrug die Apollo-11-Mission nur bis zum Vorabend der Landung und wurde dann abgebrochen. Danach lief das übliche Testbild. Den DDR-Bürger*innen blieb nur das Fernsehen aus dem Westen.

Die Mondlandung war nicht nur ein Meilenstein der Ingenieurskunst, sondern auch in der Geschichte des Fernsehens. Menschen, die Fernsehgeräte besaßen, waren bis dahin überwiegend nachträgliche Berichterstattungen aus den Nachrichten oder Zeitungen gewöhnt. Die Live-Übertragung der Ereignisse auf einem mehr als 384.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten beeindruckte das Publikum. Kinder wurden aus den Betten geholt, Familien kamen zusammen, nächtliche Betriebe schafften extra Fernseher an, um ihrer Belegschaft nichts vorzuenthalten. Als Armstrong den Mond betrat, wurde gejubelt und geklatscht. In den USA geschah das zur besten Sendezeit, am Abend des 20. Juli 1969. Das TV-Ereignis erzeugte erstmals in großem Ausmaß das Gefühl, selbst hautnah mitzuerleben, wie Geschichte geschrieben wird – und das mit so gut wie keiner Verzögerung. Das erklärt auch die umfassende Berichterstattung der Sender. Manche davon dauerten mehrere Tage lang. Die Mondlandung gilt heute als einer der Gründe, warum sich das Fernsehen als Massenmedium endgültig durchsetzen konnte.

Golfbälle, Falkenfedern und Mondkrankheiten

In den folgenden drei Jahren fanden innerhalb des Apollo-Programms fünf weitere Mondlandungen statt. Zwölf Menschen haben inzwischen die Mondoberfläche betreten, alle waren US-Amerikaner. Ihre Spuren sind bis heute auf der Oberfläche des Erdtrabanten zu sehen. Hunderte Ausrüstungsgegenstände, zerschellte Sonden, Kameras, Messgeräte, Werkzeuge, Raketenreste, manche davon mehrere Tonnen schwer, liegen auf dem Mondboden verstreut. 2012 veröffentlichte die Nasa eine Liste (Pdf) mit allen zurückgelassenen Objekten, damals waren es 748 Teile. Darunter sind auch persönliche Gegenstände. So sind im Mondstaub unter anderem eine Bibel, ein Olivenzweig aus Gold als Friedenssymbol, die Feder eines Falken und zwei Golfbälle zurückgeblieben. Alan Shepard, Apollo-14-Astronaut und der fünfte Mann auf dem Mond, schlug die Bälle angeblich im Rahmen eines Feldversuchs, um die geringe Schwerkraft zu testen.

Nach ihrer Wasserlandung am 24. Juli 1969 im Pazifischen Ozean mussten Armstrong, Aldrin und Collins vorerst in Quarantäne leben: in einem winzigen isolierten Labor, das mehrere Millionen US-Dollar gekostet hatte. Die Angst der Wissenschaftler*innen vor unbekannten, womöglich verheerenden Krankheiten oder eingeschleppten außerirdischen Kleinstlebewesen war zu groß. Nach ausgiebigen Gesundheitstest wurden die drei Astronauten nach etwa drei Wochen aus der Quarantäne entlassen. Nach den Apollo-Missionen 12 und 14 wurden diese Vorkehrungen als unnötig erachtet und eingestellt.

Armstrong, Aldrin und Collins avancierten zu Nationalhelden. Die Bevölkerung feierte ihre Rückkehr mit riesigen Straßenfesten, inklusive Konfettikanonen. Der damalige US-Präsident Richard Nixon verlieh ihnen die Presidential Medal of Freedom, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA. Auch international wurden die Astronauten gefeiert. 45 Tage lang reiste die Crew in 25 Länder, hielt Reden, traf Queen Elizabeth II. und erhielt zahlreiche Ehrenmünzen und Gedenkauszeichnungen. Der Wettlauf ins All, das sogenannte Space Race, war gewonnen: Der Erfolg der Mondmission gab den USA einen großen Selbstbewusstseinsschub am Ende eines tumultreichen Jahrzehnts.

Der Mond wird wieder zum Reiseziel

Wegen der zunehmenden Kritik an den Kosten und den aus wissenschaftlicher Sicht vergleichsweise geringen Erkenntnissen beendeten die USA ihr Apollo-Programm frühzeitig. US-Astronaut William Anders bezeichnete das Apollo-Programm später sogar als "nichts weiter als eine Schlacht im Kalten Krieg". Ein Forschungsprogramm sei es nicht gewesen. Auch die Sowjetunion stellte bald ihre Bemühungen ein, Kosmonauten zum Mond zu schicken. In den Jahren danach schickten zahlreiche andere Länder Sonden in die Umlaufbahn des Mondes oder landeten Fahrzeuge auf seiner Oberfläche. Die USA bleiben aber bis heute das einzige Land, das Menschen auf den Erdtrabanten geschickt hat. Der letzte Mann auf dem Mond hieß Eugene Cernan. Er verließ im Rahmen der Apollo-17-Mission am 14. Dezember 1972 als letzter Mensch die Mondoberfläche.

2024 will die Nasa wieder Menschen auf unseren Trabanten schicken, vorgesehen sind sogar jährliche Besuche. Ab 2028 soll eine dauerhafte Mondstation errichtet werden, um Astronaut*innen längere Aufenthalte zu ermöglichen. Die künftigen Missionen sollen allerdings kein Prestige-Projekt der USA sein, das es gegen andere Konkurrent*innen zu gewinnen gilt. Technologien haben sich weiterentwickelt und neue Möglichkeiten geschaffen, Forschung zu betreiben. Moderne Roboter sollen die Astronaut*innen in der lebensfeindlichen Umgebung unterstützen, um vielleicht endlich die Frage nach der Entstehung des Mondes beantworten zu können.

Donald Trump hat Nasa-Chef Jim Bridenstine bereits eine Budgeterhöhung zugesichert. Die Kosten sind allerdings so hoch, dass die Nasa diesmal auch auf die Privatwirtschaft und Outsourcing setzt. Mehrere externe Luft- und Raumfahrtunternehmen wurden für Summen in Millionenhöhe beauftragt, Technologien zu entwickeln, um wissenschaftliche Geräte auf den Mond zu befördern. Jeff Bezos, Gründer von Amazon und der Raumfahrtfirma Blue Origin, hat bereits ein Konzept eines neuen Landemoduls vorgestellt. Um den Besuch auf dem Mond ist ein Markt entstanden.