Nicht verlieben! Das ist das oberste Gebot bei einer unverbindlichen Affäre. Und unverbindlich sollte sie auch bleiben. Eigentlich. Ich will mich jetzt nicht verlieben – das habe ich mir schon mehr als einmal vorgenommen und dann ist es doch passiert. Aus alles-ganz-locker-und-keine-Verpflichtungen wurde Herzklopfen-und-Gänsehaut. Wie konnte es soweit kommen?

Verliebt sein – das ist das beste Gefühl überhaupt, keine Frage. Aber manchmal will ich es einfach nicht. Weil er eine Freundin hatte, weil ich drauf und dran war wegzuziehen oder weil friends with benefits eben auch schön ist.

Verliebt durch Antworten

Ich gewöhne mich leider sehr schnell an ständiges Chatten. Erst stimmen wir uns nur über die Sexdates ab: "Magst du noch vorbei kommen, ist es dir auch nicht zu spät?" Dann schreiben wir auch manchmal tagsüber: "Wie geht's dir, was machst du gerade?" Dann erzähle ich ihm von meinem Tag, vom Streit mit meiner besten Freundin und warum ich gerade nicht einschlafen kann. Gute Gespräche, und sei es auch erstmal nur virtuell, haben mich schon mehr als einmal mein Herz gekostet.

Wenn sich dieses Möglichst-viel-über-den-anderen-wissen-wollen-Gefühl einstellt, dann bin ich schon in die Love-Grube gefallen. Plötzlich geht's nach dem Feiern nicht mehr zu ihm oder zu mir – die ganze Nacht im Park zu reden, fühlt sich genauso gut an. Und wenn ich doch mit ihm nach Hause gehe und wir uns nach dem Sex Geheimnisse ins Ohr flüstern, ist das genauso wie Reden im Park. Mist.

Keine Musik empfehlen

Sich gegenseitig Lieblingslieder schicken: keine gute Idee. Musik wird oft mit Erinnerungen verknüpft, besonders schöne oder besonders traurige. Ich kann meine gesamte Playlist von 2013 nicht mehr hören, weil mir zwischen jeder zweiten Zeile der Name Tom entgegenschreit. Wir haben zusammen gearbeitet und uns beim Feierabendbier unsere Lieblingsmusik gezeigt. Diese Lieder habe ich dann in Endlosschleife gehört. Auch wenn ich nicht mit Tom zusammen war, habe ich deswegen an ihn gedacht. Schade um Cat Power, das ist eigentlich echt 'ne gute Band.

Gemeinsamkeiten erzeugen – auch kritisch. Den Film, den ich nur geschaut habe, weil er ihn empfohlen hat. Den Artikel, den er gelesen hat, weil ich ihn gut fand. Das Buch, das wir dann zeitgleich angefangen haben, als ich im Urlaub und er zu Hause war. Über das wir anschließend diskutiert haben. Ich glaube, da waren wir eigentlich schon verliebt ineinander.

Immer nur abends treffen

Solange wir uns spät am Abend treffen, ist alles gut. Das rät mir mein rationales Ich. Da ist klar, dass wir nach kurzem höflichen Plaudern im Bett landen. Und darum geht es doch eigentlich bei einer Affäre – um unverbindlichen Sex, oder? Wichtig ist, sich nicht tagsüber zu treffen. Kein Spaziergang in der Sonne, kein Eis teilen, kein Serienmarathon im Bett.

Daher versuche ich auch, Sex am Tag zu vermeiden. Es macht nämlich einen Unterschied, ob ich ihn nachts treffe oder wir gemütlich Sonntagmittag auf der Couch rumhängen und dann miteinander schlafen. Es fühlt sich für mich zu beziehungsähnlich an, das kann mein Hirn nur schlecht trennen. Selbst abends durch die Bars zu ziehen und sich zu betrinken, ist gefährlich. Vor allem die Kombination mit Knutschen auf dem Heimweg. Sein Mund, aus dem Witziges herauskommt und der auch noch gut küssen kann, führt bei mir zum Gefühlschaos. Wenn ich merke, wir verstehen uns auf mehreren Ebenen richtig gut, warum es dann unverbindlich lassen?

Niemals über Nacht bleiben

Noch wichtiger ist aber: nicht über Nacht bleiben. Übernachten heißt, zusammen einschlafen, heißt, zusammen aufwachen und das ganze Dazwischen: übers Haar streicheln, im Arm liegen, Atem im Nacken spüren. Erst bin ich nur über Nacht geblieben, weil es wahnsinnig spät war und dann bin ich direkt nach dem Weckerklingeln am nächsten Morgen nach Hause gegangen. Dann fragt er mich, ob ich nicht meine Klamotten für den nächsten Tag mitbringen und bei ihm schlafen will. Morgens gehe ich aus dem Haus und rieche den Rest des Tages nach seinem Duschgel – na toll. Jetzt habe ich mir aber wenigstens fest vorgenommen, nicht mit ihm zu frühstücken. Das ziehe ich durch, ganz bestimmt.