Es soll Leute geben, die am Wochenende freiwillig (!) zu Ikea fahren und sich dort einem besonderen Spaß hingeben. Sie beobachten Paare, die sich immer mehr anfauchen, je näher sie Richtung Kasse kommen. Dass es beim gemeinsamen Möbelkauf zu Meinungsverschiedenheiten kommt, ist nicht unbedingt überraschend. Schließlich geht es um jede Menge Geld und Gegenstände, die wir lange Zeit jeden Tag sehen und benutzen. Plötzlich taucht die Frage auf, wie man sich so sehr in seiner*m Partner*in täuschen konnte, dass sie*er darauf besteht, die Wohnung mit einer braunen Couch aus Cordstoff zu verschandeln.

Das US-amerikanische Einrichtungsunternehmen Article wollte seine Kund*innen besser kennenlernen und beauftragte das Meinungsforschungsunternehmen OnePoll mit einer Umfrage. Wie Fast Company schreibt, befragte OnePoll dafür 2.000 US-Amerikaner*innen. Sie sollten sagen, was sie am Möbelkaufen besonders stört und worüber am häufigsten gestritten wird.

"Schöne Couch, Schatz"

Die größte Gruppe unter den Befragten war die Konfliktvermeider*innen. Beinahe 60 Prozent halten mit ihrer Meinung zu Einrichtungsgegenständen hinter dem Berg, um Streit zu vermeiden. Eine noch bessere Taktik ist es, gar nicht mit den Partner*innen einkaufen zu gehen. 15 Prozent der Befragten hielten es so. Gut 20 Prozent traten dagegen mit der*m Partner*in den Weg ins Möbelhaus an und hatten auch keine Scheu, ihre Meinung kundzutun. Diese Gruppe findet gemeinsames Möbelkaufen nervig, wie es bei Article heißt.

Im Schnitt kam es bei den Befragten jährlich zu 72 Auseinandersetzungen über die Einrichtung der gemeinsamen Wohnung oder des gemeinsamen Hauses. Mehr als einmal pro Woche kracht es also im Schnitt deswegen.

Acht dieser Auseinandersetzungen fechten die Befragten im Möbelhaus aus, 15 weitere zu Hause in der Wohnung oder dem Haus. Die restlichen Streitigkeiten tragen fanden an allen möglichen anderen Orten aus – zehn davon sogar vor Familienmitgliedern oder Freund*innen. Letztere haben dabei oft den Zweck, die unbeteiligte Person auf die eigene Seite zu ziehen und die*den anderen so zu überstimmen. "Schau, Mama, findet grüne Vorhänge auch schöner als neongelbe."

Die Bandbreite möglicher Streitthemen ist groß: Geld, Material, Farbe und natürlich Grundsatzentscheidungen wie: "Soll die Couch ums Eck gehen und brauchen wir wirklich ein Zwei-mal-zwei-Meter-Bett?"

Angesichts dieser Zahlen scheint die Strategie des Abnickens – "Ja, tolle Couch, Schatz." – die womöglich beste zu sein. Vielleicht steckt dahinter ja auch einfach die Erkenntnis, dass man selbst einfach keinen Geschmack hat und es ohnehin besser ist, die Entscheidungen über die brombeerfarbenen Vorhänge lieber der*m anderen zu überlassen.