Ein bärtiger Mann blickt dem Leser mit irren Augen entgegen. Bewaffnet mit einer Kalaschnikow scheint er davonzurennen. An seinen Händen klebt Blut. Über seinem Kopf schwebt ein Dreieck, darin ein Auge – das Symbol, das von Verschwörungstheoretikern als das "allsehende Auge" beziehungsweise das Auge Gottes bezeichnet wird.

Mit dieser Sonderausgabe gedenkt "Charlie Hebdo" des Anschlags am 7. Januar 2015, bei dem zwei Attentäter in das Redaktionsbüro und einen jüdischen Supermarkt eingedrungen waren und insgesamt 17 Menschen erschossen hatten. Der Titel heute: "Ein Jahr danach – der Attentäter rennt immer noch".

Mit einer Auflage von knapp einer Million wird das 32-seitige Heft am 6. Januar in Frankreichs Kiosken zu kaufen sein. Im Editorial rechnet der Leiter des Magazins Laurent Sourisseau, genannt Riss, mit "Fanatiker, vom Koran radikalisiert" ab. Er schließt den pathetischen Text mit den drastischen Worten: "Es sind nicht sie, die 'Charlie' töten wollen – 'Charlie' wird sie umbringen." In der Ausgabe können die Leser zudem Zeichnungen der verstorbenen Redakteure sehen.

Begleitet wird die Ausgabe von einer Zeremonie im jüdischen Supermarkt, bei der Gedenktafel für die Opfer enthüllt werden. Zudem kommt am Jahrestag die Doku "Je suis Charlie" in die französischen Kinos, die die angeschlagenen Redakteure direkt in den Tagen danach zeigt.