Der Frühling ist super, hat aber einen Nachteil: Durch die Helligkeit lassen sich der Staub im Schrank oder die ungewischte WG-Küche schlechter ignorieren und beginnen vielleicht sogar richtig zu stören.

Also ran an den Dreck. Aber womit? Es gibt unzählige Reinigungsmittel. Für jeden Raum, für jedes Möbelstück und für jedes Material gibt es einen Reiniger. Und wir greifen auch fleißig zu. 2017 haben deutsche Verbraucher*innen nach Angaben des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel für rund 1,1 Milliarden Euro Haushaltsreiniger gekauft und 749 Millionen Euro für Geschirrspülmittel ausgegeben. Tendenz der letzten 10 Jahre: steigend.

Mittel mit viel Chemie

Genauso voll wie die Regale sind auch die Putzmittel. Nämlich mit Phosphonaten, Duftstoffen, Konservierungsstoffen und Desinfektionsmitteln. Ökologisch klingt irgendwie anderes. "Diese Inhaltsstoffe sind teilweise schwer abbaubar", sagt Marcus Gast vom Fachgebiet Arznei-, Wasch- und Reinigungsmittel beim Umweltbundesamt in Dessau. Kläranlagen würden die Abwässer zudem nicht komplett sauber bekommen. "Es ist immer noch so, dass gewisse Mengen an Chemikalien bis in die Gewässer durchdringen." Gesetzliche Regelungen fehlten.

Umweltfreundlich ist kein Reinigungsmittel.
Marcus Gast, Umweltbundesamt

Es ist also für uns Verbraucher*innen herausfordernd, das vermeintlich Richtige zu kaufen. Die Illusion, umweltfreundlich zu reinigen, nimmt Gast sehr schnell: "Umweltfreundlich ist kein Reinigungsmittel." Alle belasteten das Abwasser. Worauf Käufer*innen achten könnten, sei lediglich die Menge der Chemikalien.

Dafür müsse aber niemand ein*e Chemiker*in sein. Gast empfiehlt, sich an Produkte mit dem EU-Umweltzeichen und dem Umweltzeichen Blauer Engel zu orientieren. "Reinigungsmittel mit diesen Siegeln belasten das Abwasser im Vergleich zu vielen konventionellen Reinigern geringer und reinigen jedoch nachweislich vergleichbar gut", sagt er.

Nötig sind nur eine Handvoll Putzmittel

Zudem braucht es gar nicht so viele Reiniger, so der Sachverständige. In den Putzschrank gehörten möglichst nur

  • ein Allzweckreiniger für alle feucht abwaschbaren Oberflächen wie geflieste Böden oder feuchtigkeitsbeständige Küchenschränke,
  • Spülmittel für Geschirr und Fenster,
  • Scheuermilch gegen Verkrustungen,
  • ein Badreiniger auf der Basis von Zitronensäure, der Kalk entfernt

Dabei rät er dazu, Nachfüllpackungen zu kaufen und Sprühflaschen wiederzuverwerten. Das spare Plastikmüll.

Noch ein wenig weiter geht Shia Su. Die Kölnerin lebt seit etwa fünf Jahren so gut wie ohne Abfall und will auch beim Putzen darauf verzichten. Die Bloggerin und Autorin orientiert sich an Hausmitteln der Großeltern. "Wir erfinden das Rad nicht neu", sagt sie.

  • mit einer olivenölbasierten Kernseife reinigt sie Fenster und Geschirr
  • aus Zitronensäure und Wasser mischt sie sich einen Allzweckreiniger
  • mit Natron entfernt sie härtere Verschmutzungen, wie etwa im Ofen

Die Mittel kauft sie ohne Verpackung mit Dosieranleitungen aus Unverpackt-Läden.

Die Menge ist entscheidend

Besonders die Dosierempfehlungen findet Marcus Gast wichtig. Einfach Zitronensäure und Wasser oder Soda und Wasser zusammen mischen, sei nicht unbedingt ökologisch. Ob die eingesetzte Menge umweltbelastender sei als bei Reinigern mit Umweltzeichen, lasse sich zudem nicht sagen. "Dazu müsste eine Chemikalienbewertung nach den Umweltzeichenkriterien gemacht werden, um bewerten zu können, was im Vergleich besser oder schlechter für die Umwelt ist."

Auch sei Vorsicht bei Bio-Deklarierungen geboten. Die Begriffe öko oder bio geben nur Auskunft über die Herkunft, nicht über die Wirkungen der Inhalte. Ein Beispiel sei Orangenöl-Reiniger. Es handle sich um ein Bio-Produkt, das nicht nur Allergien auslösen könne, sondern auch schlecht biologisch abbaubar und für Wasserorganismen giftig sei.

Für die Zero-Waste-Bloggerin ist Information rund um die Produkte alles. Zudem: "Bei allem macht die Dosis das Gift", sagt sie. Sie selber habe auch Waschsoda (Natriumbicarbonat) derzeit nicht im Haus, weil ihr das zu aggressiv war. Sie bevorzugt daher Natron (Natriumhydrogencarbonat). Sie selbst hat Neurodermitis, eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Während ihre Hände früher unter Reinigungs- und Spülmitteln litten, reagiert die Haut mit den derzeitigen Hausmitteln und einer geringen Dosierung beim Putzen und Spülen kaum noch.

Immer direkt reinigen

Um nicht im Frühjahr die ganze Wohnung auf den Kopf stellen zu müssen, raten beide zu einer regelmäßigen Sauberkeit. "Generell empfehle ich, den anfallenden Schmutz so schnell wie möglich zu entfernen, damit es nicht einbrennt, eintrocknet und sich größere Schmutzmengen aufbauen", sagt Marcus Gast. Die Devise von Shia Su ist, alles so einfach wie möglich zu halten. "Wenn weniger rumsteht, ist weniger in Unordnung und das Putzen geht schneller."

Zudem helfen einige Tricks. Ein einfaches Haarsieb sei die beste Strategie, damit das Rohr nicht zu schnell verstopfe. "Manchmal sind es die ganz einfachen Dinge", sagt Su. Sollte es doch so weit kommen, empfiehlt der Sachverständige vom Umweltamt etwa die altbewährte Saugglocke. Shia Su behilft sich mit Natron und einem aufgekochten Gemisch aus Zitronensäure und Wasser statt Rohreiniger.

Zudem brauche es oft keine Putzmittel, sagt Gast. Bei Staub sei nur ein nebelbefeuchtetes Mikrofasertuch notwendig. Reinigungsmittel brauche es nur bei haftenden Verschmutzungen wie Zucker oder Fett. Gute Bürsten und Schrubber würden ebenfalls helfen, um den Einsatz von Chemie zu minimieren.

Shia Su vermeidet auch Mikrofasertücher. "Sie bestehen aus Kunstfasern und beim Waschen kann sich Mikroplastik lösen und gerät in die Gewässer." Daher modelt sie alte T-Shirts aus Baumwolle etwa in Putztücher um. Wer also im Frühjahr auch alte Kleidung loswerden möchte, kann das gleich mit neuen Putztüchern verknüpfen. So kann der Frühjahrsputz ressourcenschonend starten.