Wie beliebt sind die französischen Präsidentschaftskandidat*innen im Internet? ze.tt analysiert die Profile von Le Pen, Macron, Fillon, Hamon und Mélenchon.

Soziale Netzwerke gehören längst fest zum Wahlkampf dazu. Sie sind der direkte Draht der Kandidat*innen zu ihren Wähler*innen. Das hat auch Donald Trump im letzten Jahr mit seinen Tweets im Vorlauf der Präsidentschaftswahlen in den USA gezeigt.

Am 23. April geht es in die erste der zwei Runden bei den französischen Präsidentschaftswahlen. Und auch in Frankreich machen sich die Kandidat*innen Facebook, Twitter und so weiter zunutze.

Aktuell führen Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National und Emmanuel Macron der unabhängigen Bewegung En Marche! die Umfragewerte mit 25 bis 26 Prozent an. Mit einigem Abstand folgen François Fillon für die konservativen Républicains (19-20 Prozent), Benoît Hamon für die angeschlagene sozialdemokratische Parti Socialiste (13-14 Prozent) und der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon für La France Insoumise (11-12 Prozent).

Umfragen allein spiegeln aber nicht die Stimmung im ganzen Land wider. Wie beliebt sind die Kandidat*innen im Internet? Wir haben für euch einen Blick auf ihre Profile in verschiedenen sozialen Netzwerken geworfen.

Likes und Follower

Geht es nur um die Anzahl an Followern, hat die Rechtspopulistin Marine Le Pen eindeutig die Nase vorn. Mehr als 1,2 Millionen Menschen folgen ihr auf Facebook und sogar mehr als 1,3 Millionen bei Twitter. Bei Instagram bringt sie es auf knapp 46.000 Abonnent*innen.

Der Linke Jean-Luc Mélenchon schafft es mit mehr als 670.000 Likes auf Facebook und knapp einer Million Followern bei Twitter auf Platz zwei in beiden Netzwerken. Bei Instagram hat er nur etwa 9.000 Abonnent*innen.

Marine Le Pens derzeit größter Herausforderer Emmanuel Macron hat 200.000 Facebook- und 550.000 Twitter-Nutzer*innen, die ihm folgen. Auf Instagram hat Macron bisher nur 62 Fotos hochgeladen. Trotzdem hat er dort 19.500 Abonnent*innen.

Der Konservative François Fillon hat für seine Seite bei Facebook knapp 680.000 Likes gesammelt. Bei Twitter folgen Fillon über 450.000 und bei Instagram über 11.400 Nutzer*innen.

Mit knapp 140.000 Followern bei Facebook, nicht ganz 350.000 bei Twitter und knapp 7.400 bei Instagram wird der Sozialdemokrat Benoît Hamon in den sozialen Netzwerken scheinbar etwas weniger beachtet.

Ob unter den Followern der Kandidat*innen auch gekaufte Profile dabei sind, ist leider schwer zu sagen.

Fans

Ein Überraschungserfolg ist der Netzhype um den Linken Jean-Luc Mélenchon. Mit seinem YouTube-Kanal ist er eine kleine Sensation.

Seit 2012 gehört der Linke zur YouTube-Community. Er zählt mehr als 230.000 Abonnent*innen, etwa doppelt so viele wie die anderen Kandidat*innen. Seine 425 Videos wurden insgesamt mehr als 16 Millionen Mal angesehen. Damit erreicht er mit seinen Videos wesentlich mehr Menschen als seine Mitstreiter*innen.

Seit Oktober 2016 veröffentlicht Mélenchon jede Woche einen zwanzigminütigen Wochenrückblick, in dem er auf die Themen eingeht, die ihn in den letzten sieben Tagen beschäftigt haben. Außerdem finden sich in seinem Kanal Videos von Auftritten im Fernsehen und Reden im Europäischen Parlament.

In Anlehnung an den Slogan Can’t Stump the Trump haben französische Internetnutzer*innen den Spruch Can’t Stenchon the Mélenchon geprägt, der darauf abzielt, dass Mélenchon nicht zu stoppen sei. Auch wenn sich die Begeisterung bisher nicht so stark in den Umfragen abzeichnet, hat der linke Politiker eine sehr solide Fanbasis im Netz. Da werden seine Reden schon mal in Rapsongs umgewandelt.

Reichweite

Die Kandidat*innen können aber auch auf anderem Wege viele potenzielle Wähler*innen erreichen. Den wahrscheinlich am weitesten verbreiteten Tweet des Wahlkampfs hat Emmanuel Macron in Umlauf gebracht. Er ist nach aktuellen Prognosen der stärkste Anwärter auf das Präsident*innenamt, denn viele gehen davon aus, dass Le Pen im zweiten Wahlgang nicht gewählt wird.

In einem seiner Tweets gibt sich Macron international und lädt US-amerikanische Wissenschaftler*innen nach Frankreich ein, um dort zum Thema Klimawandel zu forschen. Ein brisantes Thema, nachdem Donald Trump die US-amerikanische Umweltagentur EPA untergraben hat. Macrons englischsprachiges Video erhielt über 7.600 Retweets und knapp 14.000 Herzen und dürfte damit der bisher beliebteste Tweet des gesamten Wahlkampfs sein.

Der Sozialdemokrat Benoît Hamon hat ein anderes Thema gefunden, das bei einem Teil seiner Anhänger*innen sehr gut ankommt: Fußball. Scheint seine Social-Media-Strategie sonst nicht so ausgefeilt, schafft er es mit simplen Fußballinhalten doch, Aufmerksamkeit zu bekommen. Für ein kurzes Lob an den Verein Paris Saint-Germain nach einem Match am 14. Februar erhielt er immerhin über 3.700 Retweets und mehr als 2.700 Herzen.

Inhalte

Alle Präsidentschaftskandidat*innen beschäftigen sich in den sozialen Netzwerken hauptsächlich mit ihren Auftritten und Interviews, verbreiten eigene Zitate und Kampagneninformationen.

Instagram wird von den Kandidat*innen genutzt, um sich möglichst nah am Volk zu präsentieren. Emmanuel Macrons Team versucht, ihn künstlerisch in Szene zu setzen, auf Jean-Luc Mélenchons Bildern sind häufiggrößere Menschengruppenzu sehen. François Fillon teilt vor allem offizielle Bilder.

Marine Le Pen streichelt Kälbchen im Stall und zeigt sich beim Selfie mit Pflegekräften. Der Sozialdemokrat Benoît Hamon konzentriert sich im Gegensatz zu den anderen nicht so sehr auf sich selbst, sondern zeigt oft seine Wähler*innen. Seine Seite zieren auch Porträts von Bürger*innen und Interviews mit ihnen.

Hashtags

Neben #CantStenchonTheMelenchonspielen bei Twitter vor allem Hashtags eine Rolle, die sich auf den Konservativen François Fillon beziehen. Der Hashtag #Fillon ist einer der am meisten verwendeten des Wahlkampfs, was allerdings auch auf die Kontroversen rund um die Person Fillon zurückgeführt werden kann.

Eine der größten politischen Affären in den letzten Wochen war die mögliche Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope. Außerdem hatte Fillon im französischen Fernsehen gesagt, er sei kein Autist, um zu erklären, dass er die Probleme innerhalb seiner Partei durchaus wahrnimmt. Die Netzgemeinde – inklusive einiger Mitstreiter*innen– empörte sich über seinen Umgang mit Autismus.

Fillon hat aber auch mit dem Hashtag #FillonTrocadero auf sich aufmerksam gemacht, mit dessen Hilfe er seine Anhänger*innen zu einer Rede auf dem Place du Trocadéro in Paris einlud.

Mit dem aktuellen #JaiBastille ruft Jean-Luc Mélenchon mit Comicstrips zu einer Bewegung auf, die sich am 18. März auf der Place de la Bastille in Paris treffen soll.