Es trauen sich wieder mehr Paare. 2018 registrierten die deutschen Standesämter 416.615 heterosexuelle Eheschließungen, so viele wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Junge Menschen scheinen wieder Gefallen am sogenannten Bund fürs Leben zu finden: Laut einer Umfrage wollen fast drei Viertel der 18- bis 29-jährigen Singles in Deutschland irgendwann heiraten. Logisch also, dass im Familien- und Freundeskreis mit zunehmendem Alter ständig die Hochzeitsglocken läuten. Und selbst wenn das Brautpaar kein Spektakel à la Klum und Kaulitz daraus machen will, wollen sie meistens nicht auf Trauzeug*innen verzichten.

Sind Trauzeug*innen überhaupt noch nötig?

Wer katholisch ist und kirchlich heiraten möchte, braucht zwei Trauzeug*innen, die die Eheschließung im Kirchenbuch mit Unterschrift bestätigen. In der evangelischen Kirche sind sie hingegen kein Muss. Was die standesamtliche Trauung angeht, können deutsche Paare seit 1998 auch ohne Zeug*innen heiraten. In Österreich geht das ebenso, in der Schweiz müssen nach wie vor zwei Trauzeug*innen anwesend sein. Generell gilt: Die von dem künftigen Ehepaar benannten Trauzeug*innen müssen volljährig und urteilsfähig sein, die bei der Zeremonie gesprochene Sprache verstehen und sich vor Ort ausweisen können. Bei Hochzeiten im Ausland kommt es auf die Vorschriften des jeweiligen Landes an. Abgesehen von Gesetzen ist den meisten Heiratskandidat*innen aber viel wichtiger, eine*n Vertraute*n an der Seite zu haben.

Was, wenn du nicht Ja sagen magst?

Viele freuen sich über die Frage, ob sie Trauzeug*in sein wollen, denn sie ist auch ein Vertrauensbeweis. Es gibt aber auch Umstände, unter denen sich die Begeisterung in Grenzen hält. Es kommt nicht nur viel Arbeit auf dich zu, sondern es geht vor allem darum, die Ehe und damit die Liebe zwischen zwei Menschen zu bezeugen. Wenn du das nicht reinen Gewissens kannst, solltest du dir überlegen, ob du tatsächlich zusagst. Ein Nein mag Konfliktpotenzial in sich tragen, doch eine gute Freundschaft oder Familienbande sollten eine ehrliche Antwort aushalten. Letztlich tust du dem Brautpaar keinen Gefallen, wenn du nur aus Pflichtgefühl dabei bist. Eventuell fällt dir auch jemand ein, der*die das Ganze liebend gern übernehmen würde, und kannst so die heikle Situation entschärfen.

Aufgaben vor der Hochzeit

Weil angehende Ehepaare bei der Hochzeitsplanung oft gar nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht, helfen Trauzeug*innen ihnen bei der Organisation und sind auch eine seelische Stütze, falls eine*r das Nervenflattern kriegt. Es gibt aber keine festen Regeln, wofür sie zuständig sind. Darum ist es wichtig, vorab zu klären, wie sich das Brautpaar deinen Part vorstellt, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Deshalb besprecht so viel wie möglich vorab, welche Aufgaben du hast.

Einladungen

Wenn du kreativ und wortgewandt bist, überträgt dir das Paar vielleicht die Aufgabe, Einladungen oder Danksagungskarten zu gestalten und an die geladenen Gäste zu verteilen oder zu verschicken.
Tool-Tipp: Benutze das kostenlose

Canva zur Gestaltung von Einladungs-, Tisch- und Danksagungskarten.

Gästekontakt

Da du womöglich von allen am besten über die Hochzeit Bescheid weißt (Stichwort: Überraschungen), bist du die ideale Anlaufstelle für Fragen der Gäste, die deine Kontaktdaten zum Beispiel von der Einladung kennen. Wenn jemand wissen will, wo genau die Trauung stattfindet oder was sich als Geschenk eignet, lieferst du die Antworten und entlastest so die künftigen Getrauten. Manchmal bekommst du auch eine Geschenkliste, kannst den Gästen Vorschläge machen und darauf achten, dass kein Präsent doppelt auf dem Gabentisch landet.
Tool-Tipp:In einem

Google-Spreadsheet, das du auch für andere freigeben kannst, kannst du zum Beispiel Ideen für die Geschenkliste festhalten und später checken, wer was schenkt.

Hochzeitsoutfit

Ob Hippie-Hochzeit, Rockabilly-Party oder die klassische Trauung in Weiß: Jede*r hat individuelle Vorstellungen vom idealen Hochzeitsoutfit. Als Trauzeug*in unterstützt du bei der Kleiderwahl und den Accessoires. Ist die Entscheidung gefallen, könnt ihr auch die Garderobe eventueller Brautjungfern oder den Dresscode der Gäste bestimmen. Was auch oft dazugehört: Eine*n Stylist*in für Haar und Make-up und ein*e Fotograf*in, der*die die emotionalsten und lustigsten Momente für die Ewigkeit festhält.
Tool-Tipp:Es muss nicht immer neu sein – wer sich für Second-Hand-Brautmode begeistern kann, wird zum Beispiel beim

Kleiderkreisel fündig.

Junggesell*innenabschied oder Polterabend?

Hier sind Kreativität und Fingerspitzengefühl gefragt. Denn dieser Tag oder Abend soll nicht nur den von dir eingeladenen Familienangehörigen und Freund*innen Spaß machen, sondern auch den Hauptpersonen. Es mag vielleicht für Zuschauer*innen witzig sein, wenn diese mit Bauchladen durch die Stadt rennen und halb betrunken Leute anquatschen müssen oder sich gegen die bezahlte Aufdringlichkeit einer*eines Stripper*in wehren, aber nicht zwingend für das Brautpaar in spe. Du kennst sie gut ‒ überleg dir also etwas, worauf alle Lust haben und so entspannte Stunden zusammen verbringen können. Und achte auch auf den Alkoholpegel, wenn am Tag darauf die Hochzeit über die Bühne geht. Schließlich sollte das Paar nicht vor dem Altar mit dem Brechreiz kämpfen müssen.
Tool-Tipp:Um einen Termin zu finden, an dem möglichst viele Gäste Zeit haben, kannst du einfach eine

Doodle-Umfrage starten.

Vorbereitung einer Rede

Traditionell halten Trauzeug*innen bei der Hochzeitsfeier eine Rede auf die Frischvermählten. Wenn du kein Talent für spontane Ansprachen hast, solltest du dir im Vorfeld Gedanken darüber machen und wenn nötig aufschreiben, was du gern sagen möchtest. Falls dir so gar nichts einfällt, kennst du vielleicht jemanden, der*die das Paar ebenfalls gut kennt und dir dabei helfen kann. Natürlich gibt’s auch Inspirationsquellen und Beispiele im Netz, die du anpassen kannst. Merke: Es muss nicht die unglaublich lustige oder tränendrüsige Ansprache wie im Hollywoodfilm sein. Authentische Worte, die von Herzen kommen, sind wesentlich mehr wert.
Tool-Tipp:Mit Fotogalerien wie der von

Weddybird lassen sich die schönsten Bilder und Erinnerungen mit den Gästen teilen.

Überraschungen und Spiele

Auch hier solltest du dir etwas überlegen, was auch den zukünftigen Eheleuten gefallen könnte. Vielleicht stellst du schon im Vorfeld heimlich ein Hochzeitsbuch oder -zeitung zusammen, zu dem alle Gäste inhaltlich etwas besteuern, oder organisierst ein ausgefallenes Transportmittel. Sollten Spiele gewünscht sein, schau, dass sie nicht zu albern oder langatmig sind, weil die Stimmung sonst schnell kippen kann. Anregungen findest du auch hier zuhauf im Internet. Oder du erinnerst dich daran, was bei einer anderen Feier gut ankam.

To-dos am Hochzeitstag: Ablauf managen

Ihr habt im Vorfeld alles gut organisiert? Dann ist es jetzt auch an dir, dass alles glatt läuft. Vielleicht magst du dir eine To-do-Liste schreiben, damit du zum Beispiel nicht vergisst, den Brautstrauß oder die Torte abzuholen. Hab ein Auge auf die Gäste und die Helfer*innen, aufs Catering, die Deko, die Musik und so weiter. Mit anderen Worten: Sei an diesem Tag für alle Beteiligten der*die Wohlfühlmanager*in.

Brautleute beruhigen

Apropos Wohlfühlen: Fast deine wichtigste Aufgabe ist es wohl, dafür zu sorgen, dass die Hauptakteur*innen keine kalten Füße à la Die Braut, die sich nicht traut bekommen. Steh ihr*ihm also beim Ankleiden und Stylen zur Seite und versuche alle Stressfaktoren fernzuhalten, damit die beiden ihren großen Tag so gut es geht genießen können und es auch ein Happy End gibt.

Gäste und Geschenke empfangen

Wenn du auch schon vor der Hochzeit mit den Gästen zu tun hattest, ist es meist auch deine Aufgabe, sich vor Ort um sie zu kümmern. So organisierst du zum Beispiel den Empfang beim Standesamt und stellst sicher, dass keine*r verdurstet oder Tante Hertha nicht neben Oma Hildegard sitzt, wenn die sich nicht leiden können. Oft gibt es auch einen separaten Tisch, auf dem die Gäste die Geschenke ablegen können. Falls nötig, kannst du sie mit Kärtchen versehen, damit das Ehepaar später weiß, von wem was ist. Sollten die beiden ihre Präsente nicht selbst mitnehmen, sorgst du dafür, dass alles heil nach Hause kommt.
Tool-Tipp: Um deine To-dos im Blick zu behalten, kannst du zum Beispiel auf eine App wie

Wunderlist zurückgreifen. Mit der App 

Wishlephant legst du Wunschlisten an, geheim oder öffentlich.

Eheschließung bezeugen

Es ist nicht ganz klar, wann die Tradition mit den Trauzeug*innen aufkam und warum. Es heißt, dass sie das Brautpaar vor bösen Geistern schützen sollten; ab dem Mittelalter dienten sie wohl in erster Linie dazu, die Ehe zu bezeugen, wenn die entsprechenden Dokumente nicht mehr da waren. Heute bestätigen sie beim Standesamt oder in der Kirche mit ihrer Anwesenheit und Unterschrift die Eheschließung. Darum denk an deinen Ausweis und – falls das deine Aufgabe ist – den Brautstrauß oder die Ringe.

Nach der Feier

Wenn die Party zu Ende geht, bist du idealerweise noch in der Lage, die beiden Frischgetrauten ohne Zwischenfälle nach Hause – oder aufs Hotelzimmer, an den Bahnhof oder Flughafen – zu bringen. Einige Wochen später verschickst du gegebenenfalls noch die Danksagungen.

Wenn du jetzt denkst: "Puh, ganz schön viel zu tun", dann vergiss bitte bei all dem nicht den Spaß. Eine Hochzeit sollte weder in Stress ausarten, noch muss sie bis ins letzte Detail perfekt sein.
Tool-Tipp: Es gibt spezielle Weddingplaner-Tools, die dir deinen Job als Trauzeug*in erleichtern können – zum Beispiel

Weddyplace

Zankyou oder

Vanolia.