Huch! Schnell mit zitternden Fingerchen die Story mit dem Schnaps und dem Karaoke löschen, bevor sie alle gesehen haben. So ähnlich fühlt sich der Moment an, in dem dir plötzlich wieder einfällt, dass dir auch dein*e Kolleg*innen und dein*e Chef*innen auf Instagram folgen. Oder Twitter. Oder Facebook. Oder Snapchat.

Es muss überhaupt keine böse Absicht dahinter stecken oder gar öffentlich gelästert werden; schon kurz nicht nachgedacht oder mausgerutscht kann reichen, um wegen Social-Media-Aktivitäten im Beruf potenziell Probleme zu bekommen.

Expert*innen raten deshalb dazu, mit dem, was du auf Social Media postest, vorsichtig zu sein und bewusst zu entscheiden. Doch sich ständig zu zügeln und immer ein wachsames Auge zu haben, das kann auf Dauer ziemlich lästig werden und dadurch Social Media den Spaß nehmen. Aber gar nicht vernetzen ist auch keine Lösung. Tja, und nun?

Beruflich Social Media nutzen hat Vorteile

Natürlich gehört Social Media zum Leben; Menschen sind im Netz unterwegs und verbinden sich miteinander. Nicht bloß Barbekanntschaften und Reisebegegnungen, sondern eben auch Kolleg*innen, Untergebene, Teammitglieder, Auftraggeber*innen und Vorgesetzte. Wer sich im Job gut versteht, unternimmt auch privat mal was zusammen. Aus Kolleg*innen werden Bekannte, sogar Freund*innen. Logisch, dass man sich auch in den gängigen digitalen Gefilden miteinander tummelt.

Außerdem ist es – in manchen Branchen eher als in anderen – bei der Job- und Auftragssuche von Vorteil, eine Social-Media-Präsenz zu haben und über soziale Netzwerke auffindbar zu sein. Auch bei der Kontaktpflege helfen Twitter, Facebook und Co. Einige Unternehmen suchen beispielsweise gezielt nach Social-Media-Präsenzen von Bewerber*innen, um sich ein besseres Bild machen zu können.

Und genau da fängt das Problem an. Der berufliche Kontext ist nämlich – auch bei laxen Regeln und in lockeren Branchen – nun mal einfach ein anderer als der private. Lustige Fotos und Videos, bissige Bonmots oder Sprüche, die unter Freund*innen und Bekannten albern-amüsant sind, können im beruflichen Kontext durchaus garstig, unpassend oder peinlich wirken.Widersprüchliche Angaben aus dem Lebenslauf und in Netzwerken können unter Umständen dazu führen, dass Bewerber*innen nicht zum Gespräch eingeladen werden – oder sogar zu einem echten Problem im Job werden. Das kann, je nach Unternehmen und Vorfall, von sarkastischen Kommentaren bis zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen reichen.

Doch es gibt ein paar Tipps, die den Umgang mit Job und Social Media zumindest ein bisschen leichter machen.

Vorher fragen

Völlig schmerzbefreit und willkürlich Freundschaftsanfragen an alle schicken, das kommt nicht immer gut an, meint die Karriereberaterin Madeleine Leitner: "Ich würde erst mal schauen, ob schon Kontakte vorhanden sind oder nicht, und mich daran orientieren." Also, wenn Vorgesetzte und Kolleg*innen mit anderen Teammitgliedern vernetzt sind, ist das ein guter Hinweis in Richtung Anfrage.

Trotzdem nicht einfach auf hinzufügen klicken, sondern vorher kurz freundlich fragen, ob das okay ist: "Vor allem bei Vorgesetzten kann das nämlich heikel sein", erklärt Madeleine Leitner. "Das ist so wie früher beim Duzen."

Falls es eine Absage gibt, solltest du sie akzeptieren und keinesfalls persönlich nehmen. Manche Menschen trennen nun mal strikt zwischen privat und beruflich und das ist auch ihr gutes Recht.

Don’t drink and post

Nicht bis an die Ohrläppchen angezecht posten – so weit, so klar. Aber sektinduzierter Schabernack will doch mit der Welt geteilt werden, oder? Zu bedenken ist: Dinge, die dir mit 1,1 Promille wahnsinnig witzig und clever vorkommen, sind es nüchtern betrachtet nicht in jedem Fall. Und wer Inhalte veröffentlicht, muss sich klarmachen, dass diese Inhalte … nun ja, öffentlich sind.

Zwar ermöglichen Netzwerke wie Facebook und Instagram das Auswählen enger Freund*innen, so kannst du deine Macarena-Performance nur mit denen teilen, die sie auch zu schätzen wissen. Trotzdem gilt, wenn du mit Kolleg*innen und Vorgesetzten vernetzt bist: Lieber einmal zu viel nachdenken, im Zweifel lieber nicht posten – oder halt in den Entwürfen speichern. Und dann am nächsten Tag löschen. Ohne Scham oder schlechtes Gewissen.

Richtiger Ärger im Job droht übrigens, wenn auf Social Media der Unternehmensruf in Mitleidenschaft gezogen oder vertraglich vereinbarte Vertraulichkeitsklauseln verletzt werden. "Wer Geschäftsschädigendes sagt oder Geheimnisse ausplaudert, könnte eine Kündigung riskieren", sagt Madeleine Leitner.

Ob Absicht oder Gedankenlosigkeit dahinterstecken, ist dabei nicht entscheidend. Auf strafrechtlich relevante Äußerungen, Hetze, Hass, Diskriminierung und so weiter verzichtest du hoffentlich ohnehin von ganz alleine.

Wähle deine Netzwerke mit Bedacht

Wenn du auf Social Media wirklich auf Nummer sicher gehen willst, verbinde dich mit Kolleg*innen nur auf Netzwerken mit klarer beruflicher Ausrichtung wie LinkedIn oder Xing; da postet niemand halbseidenen Quatschkram.

Wer’s jedoch nicht lassen kann und sich trotzdem nicht zusammenreißen möchte, kann sich natürlich anonyme Social-Media-Accounts oder ein explizites Jobprofil anlegen. Aber Vorsicht: Nicht beim Wechseln zwischen mehreren Konten das Banane-Deepthroaten-Video versehentlich auf dem falschen Kanal posten. Besonders auf dem Smartphone rutscht man schnell mal aus. Und dann … nun ja.

Gehirn einschalten

Letztlich lassen sich das virtuelle und reale Leben heutzutage nicht immer so einfach und trennscharf voneinander unterscheiden. Es hat ja durchaus auch Vorteile, sich auf Social Media mit Kolleg*innen und Vorgesetzten zu vernetzen. Was du öffentlich postest, ist Ermessensfrage – konservative Unternehmen ticken da anders als kreative. Allerdings solltest du bei der virtuellen Kumpeligkeit nicht vergessen, dass der Jobkontext sich immer vom privaten unterscheidet. Wenn du jedoch dein Gehirn einschaltest, dann spricht nichts gegen die Freundschaftsanfrage an den*die Chef*in oder Lieblingskolleg*in auf Social Media.