"Ein Gesicht ohne Sommersprossen ist wie ein Himmel ohne Sterne." Dieses Sprichwort unbekannter Herkunft drückt aus, wie schön Sommersprossen ein Gesicht verzieren können. Wie Christbaumkugeln einen ansonsten nackten Tannenbaum oder Schokostreusel einen Muffin. Dabei sind Sommersprossenträger*innen oft nicht ganz so glücklich mit ihren braunen Pünktchen auf der Nase.

Das fand zumindest Fotograf Brock Elbank heraus, als er an seinem Projekt Freckles arbeitete. Dafür lichtete er Menschen mit intensiven Sommersprossengesichtern ab. "Ich finde es interessant, dass viele der Fotografierten seit ihrer Kindheit mit ihren Sommersprossen zu kämpfen hatten. Sie wurden von anderen gehänselt und ausgelacht. Deshalb hassen sie sie heute, tolerieren sie oder konnten sie erst über die Jahre hinweg schätzen lernen." Manche würden sich immer noch für die Pünktchen auf der Haut schämen und verstecken sie daher hinter einer Schicht Make-up.

Erst mal ein Imagewechsel

Kein Wunder, denn Sommersprossen galten zu Beginn des 20. Jahrhunderts als besonders unattraktives Merkmal. Vor allem weibliche Schönheit war durch blasse, makellose Haut definiert. Wer Sommersprossen hatte, musste sich viel an der Luft und in der Sonne aufhalten und das galt schließlich nur für im Freien arbeitende Proletarier*innen und Beschäftigte in der Landwirtschaft. Im Laufe der Zeit legten Sommersprossen aber einen radikalen Imagewechsel hin. Während die Zeitungen um das Jahr 1915 noch Medikamente zur Entfernung der Sommersprossen bewarben, kann man sich heute kleine braune Pünktchen tätowieren lassen, um so einen künstlichen Sommerlook zu kreieren. Sommersprossen sind beliebter als jemals zuvor.

Im Jahr 2013 war der Fotograf Brock Elbank gerade in Sydney unterwegs. Einmal wöchentlich spielte er mit Freunden Fußball, als ihm eines Tages unter all den Zuschauer*innen ein zehnjähriger Junge auffiel. "Er hieß Eddie und hat dieses fantastische Gesicht mit extrem vielen Sommersprossen. So etwas habe ich noch nie gesehen", erinnert sich Elbank. Er fragte seinen Kumpel John, den Vater des Jungen, ob er Eddie fotografieren dürfe. "Das war der Start der Fotoserie. Von da an war ich auf der Suche nach interessanten getüpfelten Gesichtern."

Geliebt habe er Sommersprossen schon immer, sagt der Fotograf aus England. Nicht nur, weil seine Frau ziemlich viele habe. "Es sieht sowohl bei Männern als auch Frauen wunderschön aus, sie machen jedes Gesicht zu etwas Besonderem." Um diese Besonderheiten hervorzuheben, bearbeitet Elbank jedes Porträt bis zu sechs Stunden nach.

Sommersprossen sind auch nur Gesichtspunkte

Ihre traurige Vergangenheit haben Sommersprossen eigentlich nicht verdient. Genau genommen sind sie nämliche harmlose Hautpigmentflecken in der obersten Hautschicht. Als Reaktion auf Sonnenlicht oder UV-Strahlung bildet jeder Mensch das Pigment Melanin, das sich gleichmäßig auf die umgebenden Hautzellen verteilt und die Haut schützt. Bei manchen Menschen funktioniert diese Verteilung wegen eines kleinen genetischen Defekts nicht und die Pigmente können sich nicht gleichmäßig verteilen, es entstehen dunkle Pünktchen.

Träger*innen sind meist Menschen mit hellem Teint und blonden oder rötlichen Haaren, sie haben lichtempfindlichere Haut. Sommersprossen erfüllen daher auch eine Warnfunktion. Sind sie erst mal aufgetaucht, möchten sie bitte gerne mit Sonnencreme geschützt werden. Im Winter verschwinden sie übrigens nicht, sondern verlieren bloß ihre Farbe. Sommersprossen besitzen zudem das Schneeflocken-Syndrom: Keine gleicht angeblich der anderen, jede einzelne ist einzigartig.