Mädchen wollen mit Barbies spielen, ein Pony besitzen und pinke Prinzessinnenkleider tragen? Mag stimmen, für manche. Vielleicht. Aber schließt das aus, dass sie gleichzeitig Fußball spielen wollen und sich für Autos begeistern können? Ganz sicher nicht. Dass das eine als typisch für Mädchen und das andere als typisch für Jungen gilt, liegt an den konservativen Vorstellungen vieler Generationen vor uns. Frühere geschlechterspezifische Rollenteilungen blieben unhinterfragt, wurden als gelebte Realität hingenommen, haben sich in unser Bewusstsein geschlichen und festgesetzt.

Doch langsam machen derartige Vorstellungen neuen, moderneren und vor allem faireren Einstellungen und Lebensweisen Platz. Das Aufbrechen überholter Erwartungen an die Geschlechter ist ein langer Prozess, verbunden mit viel mutiger Arbeit für eine neue Bewusstseinsbildung. Einen kleinen Teil dazu trägt zum Beispiel Fotografin Heather Mitchell bei. Für ihr Projekt bat sie Mädchen vor die Kamera, die zeigen, dass Feminität und Sportlichkeit selbstverständlich zusammenpassen.

Zu mädchenhaft für Sport

Die Idee dazu kam Mitchell auf dem Sportplatz. Dort jubelte sie ihrer achtjährigen Tochter Paislee bei ihrem ersten Softball-Spiel zu. "Die Mutter eines anderen Mädchens bezeichnete meine Tochter als nicht sportlich genug und zu mädchenhaft", erzählt sie. Sportlich oder feminin sein. Entweder oder, beides gehe scheinbar nicht. Aber warum eigentlich? Die Frage habe Heather Mitchell so umgetrieben, dass sie die ganze Nacht kein Auge zumachte.

Mitchell wollte etwas gegen diese exklusive Einstellung unternehmen und darauf aufmerksam machen, dass Mädchen tun und lassen können, was sie möchten. Ein Gedanke, der später auch der Titel ihres Fotoprojekts wurde: Because You Can Do It All. Ihr erstes Fotomodell war ihre Tochter Paislee selbst oder genauer: ihre Beine. Ein Fuß steckte in einem Pump, der andere in einem dreckigen Sportschuh. Darunter ein Baseball mit ihrem Spitznamen Paizy. Die Botschaft war klar. Und sie traf einen Nerv.

Kronen und Basketbälle

Das Foto trat eine Welle von Anfragen los. Unzählige Mütter meldeten sich bei der Fotografin aus Moulton im US-Bundesstaat Alabama, sie alle wollten ein ähnliches Foto. In mehreren Fotosessions steckte Mitchell die teilnehmenden Mädchen erst in stereotypiert mädchenhafte Kleider. Besetzt mit Rüschen und Spitzen, meist in pink oder weiß. Mit glitzernden Kronen oder geflochtenen Blumenkränzen auf den Köpfen posierten die Mädchen anschließend.

Das taten sie allerdings nicht dem Mädchen-, sondern dem Jungen-Klischee entsprechend. Ernste Miene, coole, eingesackte Haltung, ein Basketball hier, ein Baseball da, die Füße in ausgeleierten Schuhen. So vermischte die Fotografin die typischen Erscheinungsbilder, die den Geschlechtern anhaften. Denn niemand sollte sich durch altbackene Geschlechterrollen einschränken lassen.

In der Zwischenzeit würden sie den kurzfristig erlangten Ruhm genießen, sagt Mitchell zu USA Today. Ihre Tochter würde sogar auf einen Anruf von der US-Komikerin Ellen DeGeneres hoffen.