Aus diesem Grund startete der Streamingdienst Deezer Ende März die Aktion "Musik ist bunt". Mit Hilfe der Nutzer sollen fremdenfeindliche Lieder und Bands von der Streamingplattform verschwinden. Anlass für die Aktion waren die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg, bei denen einmal mehr ein Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft sichtbar wurde.

Unterstützung bei "Musik ist bunt" erhält Deezer dabei von prominenter Seite, unter anderem vom Fußballverein FC St. Pauli. Der Zweitliga-Klub ist für seine klare antirassistische Haltung bekannt und beteiligt sich immer wieder an Aktionen gegen Fremdenhass.

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Warum St. Pauli die Aktion unterstützt, liege auf der Hand, sagt St. Paulis Pressesprecher Pieper: "Wir als Verein stehen für demokratische Werte und gegen Fremdenhass und Diskriminierung." Deswegen ruft der Verein seine Fans dazu auf, "Musik ist bunt" zu unterstützten und zweifelhafte Lieder zu melden.

Musik-Streaming bürgt Gefahr, rechte Inhalte zu verbreiten

Die Chancen und Freiheiten von Musik-Plattformen wie Deezer haben Schattenseiten, das ist auch dem Streamingdienst bewusst: "Musikstreaming hat Musikdistribution demokratisiert", erklärt Michael Krause, Vice President bei Deezer. Im Grunde könne jeder seine Musik über entsprechende Anbieter bei den Streamingdiensten hochladen. "Leider nutzen auch Verursacher von rechter Musik diese Demokratisierung, um ihre Hassbotschaften zu verbreiten und setzen sich damit über vertraglich festgelegte Prinzipien hinweg, keine rechte Musik bei Deezer hochzuladen."

Laut dieser Prinzipien dürfen unter anderem keine extremistischen Inhalte hochgeladen werden. Doch um die rechtsextreme Musik auf Deezer zu finden und zu löschen, ist die Plattform auf die Hilfe ihrer Nutzer angewiesen. "Als Streaming- und Downloaddienst ist es leider nicht möglich, weltweit alle angelieferten Songs einzeln zu prüfen", steht zu dieser Problematik auf der Website von "Musik ist bunt". Es gebe leider neben des offiziellen Index' keine zentrale Plattform oder Datenbank, um automatisiert fremdenfeindliche Inhalte zu identifizieren, beklagt Krause. Deshalb sollen Deezer-Nutzer fragwürdige Musiktitel auf der Plattform melden.

Gelöscht wurden szenebekannte Bands wie "Agiator", "Brainwash" oder "Graveland"

Wenn fremdenfeindliche Inhalte gemeldet werden, fängt die Arbeit aber erst richtig an. Es ist nicht einfach zu entscheiden, wann Musik fremdenfeindlich oder diskriminierend ist und deswegen gelöscht werden muss. Deezers Vice President erklärt die Vorgehensweise so: "Alle fragwürdigen Inhalte werden gründlich geprüft. Unser Team schaut sich dabei nicht nur Texte, Album- und Single-Cover an, sondern auch, ob die Band zum Beispiel auf rechtsextremen Events auftritt, ihre Musik für fragwürdige Compilations zur Verfügung stellt oder Hassbotschaften in Interviews verbreitet." Gelöscht wurden szenebekannte Bands wie "Agiator", "Brainwash" oder "Graveland".

Bisher läuft das Ganze gut. "Zu Anfang der Aktion haben wir 34 Bands aus dem Musikkatalog entfernt", erzählt Krause. Der FC St. Pauli und seine Fans hätten dabei eine wesentliche Rolle gespielt, knapp ein Drittel der Inhalte hätten sie identifiziert und gemeldet.

Deezers Projekt "Musik ist bunt" könnte dabei helfen, die negativen Aspekte der Freiheit von Streaming-Plattformen einzudämmen oder ganz verschwinden zu lassen. Schließlich will niemand bei der Suche nach neuen Bands auf einmal mit rechtsextremer Musik oder fremdenfeindlichen Texten konfrontiert werden.