Insgesamt tauchten in Paris über das Wochenende sechs Werke auf, die Expert*innen dem anonym lebenden Street-Art-Künstler Banksy zuschreiben. Der britische Streetartist ist für seine Schablonenarbeiten – auch Stencils genannt – auf der ganzen Welt bekannt. In ihnen thematisiert er meist gesellschaftliche oder politische Spannungen. Auch dieses Mal: Expert*innen deuten die neu entdeckten Arbeiten als Stellungnahme zur französischen Geflüchtetenpolitik.

Banksy hat sich bisher nicht zu den Arbeiten bekannt

Auf seinem Instagram-Account hat der Künstler die neuen Arbeiten nicht angekündigt. "Das ist absolut der Stil von Banksy aus den Zweitausenderjahren", sagte der Kunsthistoriker Paul Ardenne der französischen Nachrichtenagentur AFP: "Es hat eine besondere Handschrift, die Farbe, die Verwendung von Fotos und deren grafische Umwandlung". Nach Einschätzung des Kunsthistorikers seien die neuen Arbeiten entweder tatsächlich von Banksy, oder es handle sich bei den Entdeckungen um sehr gute Kopien.

Kritik an der Geflüchtetenpolitik der französischen Regierung

Im März dieses Jahres wurde im Norden von Paris ein Erstaufnahmezentrum für geflüchtete Menschen geschlossen. Seitdem müssen die ehemaligen Bewohner*innen in provisorischen Zelten oder unter Kanal- und Autobahnbrücken im Freien campieren. Eine der neu entdeckten Arbeiten prangt unweit der geschlossenen Unterkunft.

Sie zeigt ein schwarzes Mädchen, das eine Sprühdose in der Hand hält. Es ist im Begriff ein großes Hakenkreuz an der Wand zu übersprühen und es durch rosafarbenes Tapetenmuster zu ersetzen. Neben dem Mädchen, das die Betrachter*innen direkt über die Schulter anblickt, liegt ein Schlafsack. Das spießige Tapetenmuster hebt sich von der nicht gerade heimelig anmutenden kahlen Hauswand ab.

Nicht die erste Stellungnahme des Künstlers zur Geflüchtetenpolitik

Bereits 2015 hatte Banksy den Umgang der französischen Regierung mit Geflüchteten in einem Kunstwerk kritisch thematisiert. In der Nähe der Geflüchtetencamps hinterließ er ein Motiv, das den Sohn syrischer Einwander*innen und Apple-Gründer Steve Jobs mit einem Bündel Kleider und einem Computer in der Hand zeigt.

Aufgeregt über den mutmaßlich ersten Besuch des Street-Art-Künstlers, werden sich Banksy-Lieberhaber*innen in Paris auf die Suche nach weiteren, neuen Werken des Künstlers machen. Ein Twitternutzer postete Bilder seiner Entdeckungen. Immerhin wurden an drei Tagen bereits sechs mutmaßliche Banksy-Werke gefunden.