Jedes Jahr zu Weihnachten dasselbe Theater durch die Gewerkschaften. Es nervt!
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Auch unter den Artikeln sammeln sich erzürnte Kommentare: Ausgerechnet vor Weihnachten, die Mitarbeiter*innen könnten doch das ganze Jahr über streiken, meinen einige User*innen: "Jedes Jahr zu Weihnachten dasselbe Theater durch die Gewerkschaften. Es nervt!" oder "Glaubt Verdi dadurch irgendwelche positive Resonanz in der Bevölkerung zu erzeugen? Das Gegenteil ist der Fall. Jeder der keine Lieferung erhält wird nicht sauer auf Amazon, sondern auf Verdi sein. Klares Eigentor würde ich sagen." Es bestehe die Gefahr, dass Weihnachtsgeschenke nicht rechtzeitig ankommen würden, das bestätigt auch ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi der Deutschen Presse-Agentur. 

Bei dem Streik geht es um gerechten Lohn, nicht um Geschenke

Auch wenn das an einigen Stellen so klingt, streiken die Amazon-Beschäftigen nicht aus Jux und Tollerei oder einer Laune heraus, sondern um endlich ihre Arbeitsbedingungen tarifvertraglich zu regeln. Verdi fordert Amazon mittlerweile seit mehr als fünf Jahren dazu auf, Tarifverhandlungen analog zum Einzel- und Versandhandel zu führen. Das US-Unternehmen lehnt dies ab. Amazon sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende dessen, was in der Logistikbranche üblich sei. Einfach ausgedrückt, dreht sich der Konflikt darum, ob Amazon nun unter Logistik oder Verkauf fällt. Die Gewerkschafter*innen riefen Amazon-Mitarbeiter*innen des Versandhandelszentrum Sachsen in Leipzig auf, bis zum Heiligabend zu streiken. Im Versandhandelszentrum in Werne in Nordrhein-Westfalen sollen sie zunächst bis Dienstagabend streiken. Der Streik könnte jedoch bald auf mehr Standorte und längere Zeit ausgeweitet werden, heißt es.

In dem jahrelangen Streit hat Verdi schon des Öfteren zum Streik bei Amazon aufgerufen. Amazon ist darauf auch vorbereitet und versucht zum Beispiel durch Bonuszahlungen für Anwesenheit die Beschäftigen vom Streik abzuhalten, zum Beispiel am deutschen Standort in Bad Hersfeld vom 10. bis 22. Dezember – wie hessenschau.de berichtet.

Der Sinn eines Streiks ist es natürlich, dann zu streiken, wenn es dem Unternehmen am meisten wehtut, um Druck aufzubauen und damit bessere Chancen zu haben, die Forderungen der Gewerkschaft durch zu bekommen. Denn nicht nur unsere Weihnachtsgeschenke sind in Gefahr, sondern vor allem die Arbeitsbedingungen von den Menschen, die sie zustellen. Und darauf sollten wir uns konzentrieren. Auch als vergangene Woche am Montagmorgen die Deutsche Bahn ihren Fernverkehr bundesweit eingestellt hat und der Warnstreiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) startete, wurde ähnlich argumentiert. Die Gedanken der Menschen schienen sich nur um sich selbst zu drehen: ausgerechnet Montagmorgen! Ausgerechnet mein Zug, ausgerechnet mein Bahnhof, ausgerechnet meine Bahn. Anstatt sich die Frage zu stellen: Werden die Menschen, die mich jeden Tag von A nach B transportieren fair entlohnt? Genau diese Frage sollten wir uns bei den Amazon-Mitarbeiter*innen stellen.

Zeigen wir doch Solidarität mit den Beschäftigten, die endlich fair geregelte Arbeitsbedingungen wollen, anstatt nur an unsere eignen Weihnachtsgeschenke und Interessen zu denken! Unter den Kommentaren sprechen sich auch viele für den Streik aus, so schreibt ein User auf Facebook: "Bei einer solchen Situation allerdings von ,Gefahr' zu sprechen, zeigt auf, wie verwöhnt wir mittlerweile sind. Ich habe vollstes Verständnis für diesen Streik. Guter Lohn und Arbeitsbedingungen für alle!"