Da ist jemand sauer. "Sowas habe ich wirklich noch nie erlebt", schreibt Jan Böhmermann am Donnerstag auf Twitter in einem offenen Brief an Jürgen Kaube, den Herausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Darin beschwert er sich, dass die Zeitung ein "sehr ausführliches Interview" mit ihm nicht abgedruckt habe, das eigentlich in der Sonntagsausgabe am 6. September erscheinen sollte. "Ich nehme an, dass es für Ihre Entscheidung, (...) einen vernünftigen Grund gibt. Welchen?" Das Gespräch hätte sich unter anderem um Cancel Culture sowie eine kritische Betrachtung des Versagens demokratischer Gatekeeper im Erkennen und Verhindern rechtsextremer Diskursmanipulation gedreht.

Ein paar Stunden nach Veröffentlichung des Briefes entschied sich Böhmermann dann dazu, das Interview einfach – in 73 Tweets – online zu stellen: "Wer möchte, kann es von mir aus gerne veröffentlichen oder abdrucken."

Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, warum das Interview, das sich hauptsächlich um Twitter dreht, nicht wie geplant gedruckt wurde.

Einfach nur Schleichwerbung?

Manche User*innen konnten die Aktion der FAZ deshalb nicht nachvollziehen und stellten sich hinter Böhmermann. "Mal ganz ohne jede Satire: echt krasser Vorgang", meint etwa Niema Movassat, Bundestagsabgeordneter der Links-Fraktion:

Viele Follower*innen sahen in dem Online-"Abdruck" letztlich sogar einen Vorteil: "Chapeau, mit 2,1 Millionen Follower wird der Artikel von mehr Leuten gesehen als in der FAS möglich wäre", schreibt eine Person.

Andere wiederum wiesen darauf hin, dass das Ganze eine redaktionelle Entscheidung und die Vorgehensweise der FAZ rechtmäßig sei:

Tatsächlich meinten manche den aus ihrer Sicht wahren Grund für Böhmermanns Aufruhr zu kennen, nämlich Promo fürs gerade erschienene eigene Buch, das lediglich aus (mittlerweile gelöschten) Tweets von ihm besteht:

Und ein verletztes Ego:

Die FAZ hat sich bisher nicht näher zu dem Vorfall geäußert.

mz