Wie sähe eine Welt ohne Menschen aus? Dieser Frage sind Wissenschaftler bereits des Öfteren nachgegangen. Häufig haben sie dabei ihren Blick in die Zukunft gerichtet. Die National-Geographic-Doku "Aftermath: Population Zero" skizziert beispielsweise die Welt nach dem Verschwinden des Menschen. Darin sieht man Autos rosten, Wolkenkratzer einstürzen und die Flora und Fauna allmählich unsere alte Lebenswelt erobern.

Biologen der Universität in Aarhus haben jetzt überprüft, wie die Tierwelt heute aussähe, wäre der Mensch nie gewesen. In ihrem Szenario, das im Journal "Diversity and Distributions" erschienen ist, hat das Aussterben großer Säugetiere seit der letzten Eiszeit und in den folgenden Jahrhunderten durch den Homo sapiens nicht stattgefunden. Stattdessen konnten sich die Säuger frei ausbreiten. Und siehe da: Europa wäre ein Paradies für Großwildjäger. Nur wären ja keine mehr da, Pech.

"Nordeuropa ist längst nicht die einzige Umgebung, in der Menschen die Diversität der Säugetiere verringert haben."

Stattdessen steppt derzeit eigentlich nur in der Serengeti so richtig der Bär – beziehungsweise Elefant, Nashorn, Giraffe, Löwe und Co. Ohne den Menschen hätten sich auch in Europa mehr unterschiedliche Arten von Säugern mit mindestens 45 Kilo auf den Rippen angesiedelt. Und nicht nur dort: "Nordeuropa ist längst nicht die einzige Umgebung, in der Menschen die Diversität der Säugetiere verringert haben – dabei handelt es sich um ein weltweites Phänomen", zitiert Phys.org Jens-Christian Svenning von der Uni Aarhus. "An den meisten Orten gibt es einen großen Verlust von Säugetierdiversität verglichen damit, wie sie natürlich ausgesehen hätte."

Nun könnte man meinen: Dass es in Afrika so viele verschiedene Säugetierarten gibt, könne auch an den optimalen Klimabedingungen liegen. Die Wissenschaftler halten dagegen: Elefanten und Nashörner könnten auch in unseren Breitengraden gut leben. Dass sie es nicht tun, liege daran, dass der Mensch den Lebensraum für sich beanspruche. Das letzte Refugium vieler Arten seien meist unbesiedelte Bergregionen. "Ein Beispiel dafür ist der Braunbär, der heute praktisch nur in den Bergregionen lebt, weil er im leichter zugänglichen und meist dicht besiedelten Flachland ausgerottet wurde", sagt Wissenschaftler Søren Faurby.

Ein Europa voller Elefanten und Nashörner, was für eine Vorstellung – die nie wahr werden wird. Es sei denn, wir verschwinden einfach von der Bildfläche.