Bevor ein Selfie schick genug ist für Facebook, Instagram oder Snapchat, bearbeiten viele Menschen es gravierend nach. Das hat der britische Modefotograf Rankin (bekannt aus der TV-Sendung Germany's Next Topmodel) mit seinem Projekt Selfie Harm eindrucksvoll eingefangen. Rankin schoss Fotos von jungen Frauen und ließ sie die Bilder nachbearbeiten, bis sie ihrer Meinung nach Insta-ready waren. Das Ergebnis: Viele der jungen Frauen veränderten ihr Abbild drastisch.

Projekte wie diese unterstreichen, wie verzerrt zuweilen das Selbstbild vieler Menschen ist und wie hoch der Druck, online gewissen Schönheitsidealen entsprechen zu müssen. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Selfie-Hype psychische Nebenwirkungen mit sich bringt. Die Autor*innen von Selfie harm: Effects on mood and body image in young women sagen, dass nachbearbeitete Selfies die Versuchsteilnehmerinnen sich nicht besser fühlen ließen. Die Studie ist in Kooperation von Wissenschaftler*innen der York University in Toronto sowie der Flinders University Adelaide in Australien entstanden.

Frauen, die Selfies nachbearbeiteten, wiesen erhöhte Ängste auf

Die Studie überprüfte das Verhalten junger Frauen, die Selfies mit beziehungsweise ohne Fotoretusche in ihre sozialen Netzwerke hochladen sollten. 110 Studentinnen wurden zufällig drei Experimenten zugewiesen: Aufnahme und Upload eines unbearbeiteten Selfies, Bearbeitung eines bevorzugten Selfies oder der vollkommene Verzicht auf ein Selfie. Frauen, die Letzterem zugewiesen wurden, dienten als Kontrollgruppe im Nachgang zum Vergleich. Vor und nach der Aufgabe wurden sowohl Gemütszustand als auch Körperbild gemessen.

Die Frauen, die Selfies auf Social-Media-Kanälen hochluden, waren im Vergleich zu der Kontrollgruppe weniger selbstsicher und empfanden ihren eigenen Körper als weniger attraktiv. Vor allem die Frauen, die zuvor zur Retusche greifen mussten, wiesen erhöhte Ängste und Unwohlsein auf. Für die Studie nutzten die Teilnehmerinnen eine iOS-App, mit der sich Bilder modifizieren lassen.

Die Forscherinnen kamen zu folgendem Ergebnis: "Die Möglichkeiten, Fotos modifizieren und retuschieren zu können, brachte die Frauen nicht dazu, sich besser zu fühlen." Laut den Autor*innen könnten künftige Studien die Langzeitfolgen durch das Posten von Selfies auf Social Media beleuchten sowie das Selbstwertgefühl bei Ganzkörperbildern untersuchen.

Außerdem auf ze.tt: So drastisch verfälschen junge Menschen ihr Aussehen, um mehr Likes zu bekommen