Manch eine*r hatte schon länger die Vermutung, dass J. K. Rowling transfeindliche Einstellungen teilen könnte. Denn unter den Accounts, denen die Autorin auf Twitter folgt, finden sich auch transfeindliche Profile. Nun sehen sich viele in ihrer Annahme bestätigt: Rowling teilte am Donnerstag einen Tweet, in dem sie die nach eigener Bezeichnung "genderkritische" Maya Forstater verteidigte.

Forstater verlor einen Rechtsstreit gegen ihren Arbeitgeber, nachdem dieser ihren Vertrag nicht verlängert hatte. Grund dafür waren transfeindliche Aussagen von Forstater auf Twitter. Die Steuerfachfrau hatte dort unter anderem dazu aufgerufen, den Gender Recognition Act zu reformieren. Das Gesetz erlaubt es trans Menschen, ihr Geschlecht anzugleichen. Außerdem schrieb Forstater, Männer könnten nicht zu Frauen werden. Bei ihren Äußerungen nutzte sie "beleidigende und ausschließende Sprache", wie das Gericht feststellte.

#IStandWithMaya

Rowling ist wohl eine der bekanntesten Unterstützer*innen von Maya Forstater. Auf Twitter schrieb sie: "Ziehe an, was du möchtest. Nenne dich, wie auch immer du willst. Schlafe mit jeder erwachsenen, einwilligenden Person, die möchte. Lebe dein bestes Leben in Frieden und Sicherheit. Aber Frauen aus ihren Jobs drängen, nur weil sie sagen, das biologische Geschlecht sei real?" Dazu teilte sie den Hashtag #IStandWithMaya, um ihre Solidarität mit der Verurteilten zu bekunden.

Was sind TERFs?

In intersektionalen und queerfeministischen Kreisen gilt: trans Frauen sind Frauen. Jede Person hat das Selbstverständnis, ihr eigenes Geschlecht zu kennen. Es ist ein Menschenrecht, mit dem Geschlecht, dem man sich zugehörig fühlt, zu leben. Mit welchen biologischen Geschlechtsmerkmalen man geboren ist, spielt dabei keine Rolle. Es gibt allerdings auch eine Gruppe meist älterer Frauen der sogenannten zweiten Welle des Feminismus, die das anders sehen. Sie sprechen trans Frauen ihr weibliches Geschlecht ab und sind der Meinung, dass nur Menschen, die bei ihrer Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden, echte Frauen seien. In ihrem Feminismus gibt es keinen Platz für trans Menschen.

Diese Frauen werden TERFs genannt, eine Abkürzung für transexklusive Radikalfeminist*innen. Für TERFs ist das biologische Geschlecht, auf Englisch sex, ausschlaggebend – und nicht das soziale Geschlecht, auf Englisch gender. Mit ihrem Tweet, der das biologische Geschlecht real und damit entscheidend nennt, positioniert sich Rowling für viele klar auf der Seite des transfeindlichen Feminismus.

Will Hogwarts always be there to welcome us home?

Viele Fans der Autorin von Harry Potter zeigten sich bestürzt über Rowlings Äußerung. Eine transgeschlechtliche Nutzerin schreibt, sie habe als Kind Zuflucht in den Büchern gesucht. "Als ich klein war, war es mein Traum, dich eines Tages zu fragen, wie Menschen wie ich in Hogwarts untergebracht worden wären." Nun fürchte sie, dass ihr Traum auf eine aufbauende Antwort zerplatzt wäre, hätte sie Rowling jemals getroffen.

Ein anderer Nutzer schreibt, als schwuler Mann habe er sich bei dem Gedanken an Hogwarts immer sicher gefühlt. "Zu wissen, dass trans Menschen diese Sicherheit nicht haben, bricht mein Herz."

Auch unter Nutzer*innen in Deutschland sorgte Rowlings Tweet für Wut. Für den Buchhändler Linus Giese beweist Rowlings Tweet ihre Transfeindlichkeit. Er schreibt, es gebe "keine Entschuldigung mehr dafür, nicht zu wissen, dass JKR transfeindlich" sei.